Int. Fußball

Fall Dwamena: Klage gegen Degen-Agentur

Wem stehen Provisionen zu?

Fall Dwamena: Klage gegen Degen-Agentur

Seine Karriere nahm so einige Wendungen: Raphael Dwamena.

Seine Karriere nahm so einige Wendungen: Raphael Dwamena. imago images/GEPA pictures

Manchmal nehmen Karrieren die seltsamsten Abbiegungen. Ein verkorkstes Spiel kann lange im Kopf hängen bleiben, ein verschossener Elfmeter, eine vergebene Großchance, die einen Titel bedeutet hätte. Wäre es bei Raphael Dwamena nur das gewesen, der Stürmer würde sich wohl glücklich schätzen. Doch Dwamena erwischte es heftiger. Und nun streiten sich sein einstiger Entdecker und die Berateragentur des Angreifers, die Schweizer Firma SBE Management AG, auch noch um Provisionen.

Beinahe wäre der Ghanaer nach 21 Treffern in 22 Partien für Austria Lustenau in Österreichs 2. Liga 2017 bei Brighton & Hove Albion auf der Insel gelandet, die "Seagulls" waren im April 2017 gar in die Premier League aufgestiegen. Doch der Deal platzte, die englischen Klubärzte hatten beim Medizincheck Herzrhythmusstörungen diagnostiziert. Im Oktober 2021 war der 26-Jährige, mittlerweile in Diensten von Blau-Weiß Linz, im ÖFB-Pokalspiel gegen den TSV Hartberg gar zusammengebrochen. Dwamenas Defibrillator schlug an, zum Glück standen Rettungskräfte bereit, die den Profi schnell stabilisieren konnten.

Es geht vor allem um den Wechsel zu UD Levante

Doch trotz der Herzprobleme und des verpassten Premier-League-Transfers hatte der 1,86-Meter-Mann bis dato eine beachtliche Karriere hingelegt. Über die heimische Ultimate Soccer Academy und RB Ghana ging es via Salzburg und Liefering nach Lustenau. Statt nach Brighton wechselte Dwamena im Januar 2017 zum FC Zürich, auch in der Schweiz glänzte er mit 25 Treffern und 18 Vorlagen in 56 Partien, weshalb UD Levante anklopfte. Für kolportierte 6,2 Millionen Euro schnappte sich der spanische Erstligist das Juwel. Und speziell um diesen Transfer streiten nun Dwamenas Weggefährten.

Da wäre zum einen der Kläger, der als Entdecker gemeinsam mit einem lizensierten Berater den Offensivmann nach Europa gebracht hat. Später übernahm die Agentur SBE mit Sitz in Schindellegi in der Nähe von Zug, geführt vom ehemaligen Schweizer Nationalspieler Philipp Degen, einst aktiv bei Borussia Dortmund, dem VfB Stuttgart und dem FC Liverpool. Offenbar behauptet Dwamenas Entdecker nun, er habe den Fußballer auch nach dem Wechsel in Degens Firma betreut, weshalb ihm 50 Prozent aller Zahlungen zustünden, die die Agentur aus der Tätigkeit für Dwamena erlangt hatte. Sprich: Es geht um Transferprovisionen. Nicht unüblich sind zum Beispiel 10 Prozent einer Transferentschädigung, die an die Vermittler fließen. Beim Wechsel nach Spanien wären das umgerechnet demnach gute 600.000 Euro. Davon also will der Kläger nun seinen Anteil, weshalb er beim Landgericht Hamburg eine sogenannte Stufenklage eingereicht hat.

"Wenn alles okay ist, bin ich wieder auf dem Platz"

Das heißt, dass er zunächst wissen möchte, wieviel Geld SBE mit Dwamena verdient hat, um dann auf Auszahlung des Anteils zu klagen, der ihm in seinen Augen zusteht. Weder Klägerseite noch SBE wollen sich aktuell auf Anfrage äußern - in Bälde werden sie es müssen vor dem LG in der Hansestadt, wo am 1. Februar ein mündlicher Termin anberaumt ist. Und Dwamena selbst? Kurz nach der Herzattacke gegen Hartberg gab er sich im österreichischen Sender Servus-TV kämpferisch: "Ich will in den nächsten Tagen beziehungsweise Wochen wieder einen Check machen lassen. Wenn alles okay ist, bin ich wieder auf dem Platz und spiele." Doch Anfang Dezember teilte Blau-Weiß Linz mit, dass das Risiko weiterer Einsätze für die einstige Sturmhoffnung zu groß sei.

Benni Hofmann

Die internationalen Top-Transfers des Winters