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FAC-Kapitän Becirovic: "Wir können das definitiv rocken"

Der FAC will wieder Geschichte schreiben

FAC-Kapitän Becirovic: "Wir können das definitiv rocken"

Mirnes Becirovic pocht mit seinem Team auf den großen Coup.

Mirnes Becirovic pocht mit seinem Team auf den großen Coup. GEPA pictures

Am 30. Mai 1946 kam es nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Ernst-Happel-Stadion im Halbfinale des ÖFB-Cups zum Duell zwischen der Vienna und dem Floridsdorfer AC. Rund 25.000 Besucher durften einen souveränen 13:3-Sieg der Döblinger bestaunen, die sich im anschließenden Finale aber dem SK Rapid mit 1:2 geschlagen geben mussten. Für die Floridsdorfer bedeutete das die letzte Teilnahme an einem Halbfinale im Pokalbewerb bis zum heutigen Tag.

ÖFB-Cup-Viertelfinale

76 Jahre später steht der aktuelle Zweitligist zumindest im Viertelfinale und könnte nach langer Zeit des Wartens beim Duell gegen Bundesligist WAC, wieder für einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte sorgen. "Ich glaube, dass viele Spieler von dieser Zahl gar nichts wissen. Die Chance an sich, ins Halbfinale einzuziehen, das hat bisher bei uns so gut wie keiner geschafft, ist für jeden selbst und den Verein schon ein doppelter Ansporn. Da hat jeder automatisch die Motivation, nach langer Zeit wieder so einen Meilenstein zu erreichen und das zu schaffen", betont FAC-Kapitän Mirnes Becirovic, der es im 13ten Anlauf erstmals in seiner Profikarriere mit einer Mannschaft unter die besten acht Teams im Cup geschafft hat. "Ich freue mich extrem darüber. Wir waren schon sehr gierig, würden wir zuhause spielen, wäre das noch ein zusätzlicher Bonus, aber ich blicke dem Duell mit viel Spannung, Fokus und Vorfreude entgegen. Wir können das definitiv rocken und diese Hürde nehmen."

Als einziger Zweitligist im Cup-Viertelfinale

Seit fast sechs Jahren steht der in St. Pölten ausgebildete Profi bei den Floridsdorfern unter Vertrag, erlebte gute wie schlechte Zeiten beim Verein im Norden Wiens und könnte nun im Herbst der Karriere seinen bislang größten Erfolg feiern. "Es wartet ein Topklub auf uns, der sich in den letzten Jahren super präsentiert hat und da geht man auch mit Respekt vor den Spielern in das Duell. Da sind große Kaliber dabei und da freue ich mich einfach, mich persönlich mit denen zu messen", brennt der Abwehrroutinier auf das kommende Duell gegen den Kärntner Bundesligisten.

Als einziger Zweitligist im Viertelfinale ist man zudem noch ein Stück mehr motiviert für das anstehende Duell gegen die doch prominent besetzte Mannschaft von Robin Dutt, wie der 33-Jährige sagt: "Das ist eine supercoole Geschichte. Als wir weitergekommen sind, die restlichen Ergebnisse gesehen haben und nur mehr wir aus der 2. Liga übrig waren, war das schon ein "Wow-Effekt". Da haben wir für uns und für die Liga allgemein etwas geleistet und das beflügelt in der Hinsicht, dass wir das nochmal toppen wollen.“

Die Top-Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Verdient haben sich das die Wiener allemal. In der besten Herbstsaison ihrer Zweitliga-Geschichte zog man nicht nur ins Viertelfinale das ÖFB-Cups ein, sondern überwinterte auch in der Tabelle nach fünf Siegen aus den letzten sechs Partien auf dem starken dritten Platz. "Beim Verein herrscht immer eine gewisse Fluktuation, aber im Sommer konnten wir die Mannschaft zusammenhalten und es ist eine gewisse Kontinuität geblieben", erklärt Becirovic, der den Verein allgemein seit seiner Ankunft in einer sehr guten Entwicklung sieht.

"Es hat sich allgemein schrittweise eine Professionalisierung im Verein vollzogen. Gewisse Abläufe haben sich standardisiert, ob beim Essen oder im Training. Das 0815, was man sich erwarten würde, ist immer besser und besser geworden. Da ist viel an Struktur geschaffen worden, in der Jugendarbeit, bei den sportwissenschaftlichen und athletischen Komponenten und da bilden sich immer mehr Synergien. Die Kontinuität vom Vereinskonzept wird immer besser."

Es wird entscheidend sein, wer bis zu diesem Tag diesen Rhythmus besser findet."

Mirnes Becirovic

Die harte Arbeit der vergangenen Jahre trägt nun seine Früchte. Mit einer hungrigen, jungen Truppe (Altersdurchschnitt von 22,6 Jahren) hat man sich das "Bonusspiel" im Pokal hart erarbeitet und könnte beim Duell gegen den WAC den ganz großen Coup hinlegen. „Wer Underdog ist und wer die Favoritenrolle einnimmt, ist klar. Andererseits ist es nur ein Spiel. Wenn man das 1:0 gewinnt, ist es aus, weil es danach keine Möglichkeit zur Revanche mehr gibt. Zudem stehen beide Vereine mitten in der Vorbereitung, wir waren beide auf Trainingslager, haben viel ausprobiert und da spielt der Zeitfaktor auch eine Rolle. Da kommt es dann darauf an, wer an dem Tag am besten im Flow und im Rhythmus ist. Da wird es entscheidend sein, wer bis zu diesem Tag diesen Rhythmus besser findet und wenn man dann im Match die ersten 20, 30 Minuten verschläft, kann es schnell in die eine oder andere Richtung gehen. Da können natürlich auch Überraschungen passieren, weil man in Wirklichkeit mitten in der Vorbereitung steckt“, sieht Becirovic das Spezielle am Frühjahrsauftakt.

"Extramotivation braucht es für so ein Duell gar nicht"

Mit Marcus Maier, der sich ein halbes Jahr nach Vertragende bei der Admira vor kurzem den Floridsdorfern angeschlossen hat, konnte man dazu noch einen ganz routinierten Spieler gewinnen, der eine Erfahrung von rund 90 Bundesligaspielen mitbringt. "Der Marcus braucht keine Eingewöhnungszeit", ist der Kapitän überzeugt, dass der 26-jährige Neuzugang sofort eine Hilfe darstellt. "Der ist ein fertiger Spieler, hat jahrelange Bundesligaerfahrung, passt sich sofort an das System an, lernt schnell und ist immer bereit, wenn man ihn braucht. Sein Transfer stellt uns einfach nochmal breiter auf, weil er offensiv variabel einsetzbar ist."

Die Floridsdorfer sind nach dem Trainingslager im türkischen Belek, wo man den kommenden Gegner aus nächster Nähe beobachten konnte, jedenfalls gut vorbereitet, um einen der größten Vereinserfolge der vergangenen Zeit einzufahren. Becirovic sieht seine Mannschaft dafür mehr als bereit: "Die Vorfreude ist extrem groß. Extramotivation braucht es für so ein Duell gar nicht, das ist einfach gegeben, wenn man so weit gekommen ist. Das ist etwas ganz Besonderes. Wenn man die letzten Jahre verfolgt hat, hat sich der WAC von der kleinen, grauen Maus zum internationalen Starter entwickelt. Das Team hat es schon in sich. Da ist der Ansporn sehr groß, gegen einen solchen Topklub zu spielen und sich bestmöglich zu präsentieren."

Maximilian Augustin