Im vergangenen Jahr holten die Männer einen Modus aus der Versenkung, der seit 1993 nicht mehr ausgetragen wurde: die Finalissima - ein Pokalspiel zwischen dem amtierenden Europameister und dem Sieger der Copa America. Bei den Frauen rief das nun England und Brasilien auf den Plan.
Die Testländerspiele der DFB-Frauen
In einem nervenaufreibenden EM-Finale hatten die englischen Frauen im vergangenen Jahr Deutschland in der Verlängerung bezwungen. Sechs Akteurinnen von damals schickte Nationaltrainerin Sarina Wiegmann auch gegen Brasilien auf den Rasen. Nicht mehr mit dabei war etwa die langjährige Stürmerin der Three Lions, Ellen White, die nach der Europameisterschaft ihre Schuhe an den Nagel gehangen hatte.
Doch auch ohne ihr Zutun fruchtete die Offensive der Engländerinnen, die die Finalissima im Wembley-Stadion in London als eine Art Heimspiel betrachten durften. Immer wieder ging es über die schnellen Angreiferinnen James, Russo und Hemp, die die Seleçao kaum in den Griff bekam.
Folgerichtig belohnte sich England schließlich für sein Chancenübergewicht. Toone vollendete eine tadellos vorgetragene Kombination über rechts trocken zum 1:0 (23.). Kurz zuvor hatte Brasilien seine einzige Chance des ersten Durchgangs vergeben, Geyse blieb mit ihrem Schuss am Bein von Carter hängen (19.). Ansonsten waren die Brasilianerinnen gänzlich harmlos.
Brasilien kommt gut aus der Pause
Das sollte sich nach dem Seitenwechsel ändern - und zwar grundlegend. Brasiliens Trainerin Pia Sundhage brachte in Andressa Alves und Adriana zwei frische Kräfte, die sich beide sofort offensiv einfügten. Adriana etwa kam 60 Sekunden nach dem Wiederanpfiff mit ihrem ersten Ballkontakt zum Abschluss (47.), eine Andeutung, in welche Richtung es gehen würde.
Wenig später schlug Ary am Fünfmeterraum freistehend ein Luftloch beim Versuch, eine halbhohe Flanke zu verwerten (57.). Dann sicherte Torhüterin Earps in Zusammenarbeit mit der Querlatte den Fortbestand der englischen Führung (59.).
Earps patzt - aber macht es wieder gut
Eigentlich hatte England damit die größte Druckphase der Südamerikanerinnen bereits überstanden. Doch ausgerechnet als die Three Lions sich wieder berappelt und alles im Griff zu scheinen hatten, klingelte es. Die Nachspielzeit war schon erreicht, als Earps eine lasche Flanke nicht festhalten konnte und nach vorne abtropfen ließ - Andressa Alves bedankte sich und schob ein (90.+3).
Der Treffer war gleichbedeutend mit dem unmittelbaren Elfmeterschießen, das beim Stand von 1:1 zunächst zugunsten der Brasilianerinnen kippte, weil Toone, die aus dem Spiel heraus noch getroffen hatte, verschoss. Doch gleich im nächsten Schuss von Brasiliens Tamires stellte Earps mit ihrem Hechtsprung wieder alles auf Anfang. Eine Parade, die beflügeln sollte. Während Rafaelle an der Latte scheiterte, verwandelte England seine restlichen Elfmeter. Den letzten übernahm Kelly, die schon im EM-Finale gegen Deutschland getroffen hatte, und ihre Mannschaft nun zum Finalissima-Sieger kürte.
Am kommenden Dienstag (18 Uhr) treffen die Brasilianerinnen auf Deutschland - in einem Testspiel, das im Nürnberger Max-Morlock-Stadion ausgetragen wird. England empfängt ebenfalls am Dienstag (20.45 Uhr) die australischen Frauen.