BVB-Coach Jürgen Klopp änderte im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Mainz wenig und brachte lediglich Bender im defensiven Mittelfeld anstelle von Sahin.
Ganz im Gegensatz dazu handelte Madrids Trainer José Mourinho, der in der Liga zahlreiche Stammspieler geschont hatte und nun wieder seine vermeintlich beste Elf brachte: Nur Özil, Ronaldo, Modric und Keeper Lopez waren beim 3:1 gegen Levante mit von der Partie. Einzig di Maria fehlte, der Argentinier war kurz vor dem Halbfinale Vater geworden und deshalb erst nachträglich zur Mannschaft gestoßen. Er begann auf der Bank und wurde von Modric vertreten.
Die erste große Frage, die es zu beantworten galt, war die Reaktion der BVB-Fans auf Götze, dessen spektakulärer Wechsel zum FC Bayern erst tags zuvor bekannt geworden war. Bis auf ein paar vereinzelte Pfiffe wurde der Jungstar, wie auch die gesamte Mannschaft des BVB, mit Applaus begrüßt.
Die Halbfinal-Hinspiele
Kurz darauf ertönte der Anpfiff des niederländischen Referees Björn Kuipers, der einen starken Beginn der Dortmunder zu sehen bekam. Während Real fahrig startete und nervös wirkte, drehten die Borussen mächtig auf, waren enorm präsent und kamen nach sieben Minuten zur ersten dicken Möglichkeit: Nach Benders starkem Ballgewinn entwischte Reus und zielte aufs linke untere Eck. Lopez lenkte das Leder gerade noch mit den Fingerspitzen weg, ehe Lewandowski nicht mehr entscheidend an den Ball kam.
Durchatmen durften die Königlichen nicht, denn kurz darauf schlug es hinter Lopez ein! Gündogan bediente Götze auf der linken Seite, der prima mit der nötigen Schärfe vors Tor flankte. Dort ließ Varane Lewandowski ziehen, der aus wenigen Zentimetern vollendete - 1:0 (8.). Die Madrilenen waren unterlegen, hatten dem lauffreudigen und aggressiven Spiel der Schwarz-Gelben kaum etwas entgegenzusetzen.
Hummels Lapsus nutzt Cristiano Ronaldo zum Ausgleich
Schockmoment: Cristiano Ronaldo trifft zum zwischenzeitlichen 1:1. Getty Images
Die 65.829 Zuschauer im restlos ausverkauften Signal-Iduna-Park freute das natürlich. Nach etwas mehr als 20 Minuten bekam Real jedoch mehr Zugriff auf die Partie, auch weil der BVB nun stärker auf Konter setzte. Mehr als ein direkter Ronaldo-Freistoß, den Weidenfeller entschärfte (24.), sprang für die Gäste allerdings zunächst nicht hinaus. Zielstrebiger und besser waren da schon die Aktionen der Dortmunder, die über Blaszczykowski beinahe nachlegten (27., 32.).
Große Aufregung gab's nach 42 Minuten, als Reus bei einem Sprintduell mit Varane im Sechzehner zu Boden ging und die BVB-Anhänger lauthals Elfmeter forderten. Kuipers hatte die Situation allerdings gut beobachtet und ließ zu Recht weiterspielen. Wenige Augenblicke danach erlaubte sich Hummels einen kapitalen Fehler, indem er viel zu kurz auf Weidenfeller passte. Higuain nahm die Kugel auf und legte im entscheidenden Moment quer auf Cristiano Ronaldo, der sicher zum 1:1-Pausenstand abstaubte (43.).
Dortmund mit Tatendrang: Lewandowski spielt Real an die Wand
Schrieb Champions-League-Geschichte: Robert Lewandowski. Getty Images
Bereits in der Gruppenphase hatte es 1:1 zur Pause gestanden, damals gewann der BVB die Partie mit 2:1 - daran hatte Klopp seine Schützlinge wohl in der Halbzeit erinnert. Der BVB kam nämlich nicht demoralisiert aus der Kabine, vielmehr zeigten die Schwarz-Gelben großen Tatendrang und belohnten sich auch bald dafür! Reus brachte den Ball etwas glücklich in den Sechzehner zu Lewandowski, der den Ball technisch wunderbar unter Kontrolle bekam und ihn anschließend am verdutzten Lopez vorbei ins rechte untere Eck beförderte (50.).
Nur fünf Minuten später stand der Pole erneut im Rampenlicht: Schmelzers abgeblockten Schuss nahm Lewandowski wieder gekonnt auf, vernaschte noch wunderbar den hölzernen Pepe und drosch die Kugel dann wuchtig in die Machen (55.). Real Madrid stand das Wasser bis zum Hals, die Spanier zeigten fortan völlige Auflösungserscheinungen und wurden nun phasenweise fast vorgeführt. Gündogans sehenswerten Distanzversuch kratzte Lopez gerade noch weg (62.).
Nachdem Cristiano Ronaldo mit einem zu ungenauen Kopfball immerhin mal wieder ein Lebenszeichen der Königlichen gesendet hatte (65.), rempelte auf der Gegenseite Welt- und Europameister Xabi Alonso im eigenen Sechzehner Reus um - Strafstoß! Es war der Abend des Robert Lewandowski, der sich die Chance nicht nehmen ließ und den Ball mit Schmackes in die Mitte donnerte (67.). Noch nie hatte ein Spieler gegen Real in der Königsklasse in einem Spiel vier Tore erzielt. Mourinho reagierte nun endlich, brachte mit Benzema (für Higuain) und di Maria (für Modric) frische Kräfte (68.). Es half alles nichts, denn weiterhin dominierten die Dortmunder das Geschehen auf dem Rasen.
Die Partie verflachte in der Schlussphase, auch weil der BVB jetzt verstärkt auf Ergebnissicherung aus war. Real probierte es zwar noch einmal, wirkte aber verzweifelt und musste bis zur Nachspielzeit warten, ehe Varane die Chance hatte, doch noch zu verkürzen. Der Franzose jagte das Leder nach einer Ecke aber drüber (90.+3), sodass es letztlich beim auch in der Höhe verdienten 4:1-Sieg des BVB blieb.
Ehe es am kommenden Dienstag im Bernabeu im Rückspiel um den Einzug ins Endspiel geht, müssen beide Mannschaften noch in der Liga antreten: Dortmund gastiert am Samstag (18.30 Uhr) bei Fortuna Düsseldorf, Real Madrid erwartet am selben Tag das Stadt-Derby bei Lokalrivale Atletico Madrid - Anpfiff ist um 20 Uhr.