So lief's vergangene Saison
Die Schlussviertelstunde lief längst an diesem Mai-Sonntag im Stadio Olimpico. Lazio führte 2:1 gegen Inter, für das der Zug Richtung Champions League mal wieder abgefahren schien. Blieb die starke Saison unter dem neuen Coach Luciano Spalletti ungekrönt, sollte abermals die ungeliebte Europa League sportliche Heimat in der kommenden Spielzeit werden? Nein, denn die Schwarz-Blauen rafften sich noch einmal auf! Torjäger Mauro Icardi glich aus, stockte sein Konto vom Elfmeterpunkt auf 29 Saisontore und glatte 100 Ligatreffer für sein Inter auf.
Und drei Minuten später, neun Zeigerumdrehungen vor Schluss, stellte Mittelfeldmann Matias Vecino alles auf den Kopf! Inter zog doch noch an Lazio vorbei und feierte in der Hauptstadt den erstmaligen CL-Einzug seit der Saison 2011/12.
Wer kam? Wer ging?
Prominent, schrill und erfahren: Radja Nainggolan ist der Königstransfer der Nerazzurri in diesem Sommer . Der belgische "Ninja" mit den indonesischen Wurzeln kam für 38 Millionen Euro und ist fortan wieder mit seinem einstigen Roma-Coach Spalletti vereint. Nainggolan wird im 4-2-3-1 auf der Zehn agieren und dies mit mehr Tempo, Vorwärtsdrang, Distanzschüssen und Pressing tun als seine Vorgänger Borja Valero oder Rafinha. Der 30-Jährige steht für den neuen Optimismus bei den Lombarden, soll er doch Druck nehmen von Alleinunterhalter Icardi.
Der Niederländer Stefan de Vrij wechselte ablösefrei von Lazio und gibt Spalletti eine wertvolle Alternative in der Abwehrzentrale, wo Routinier Joao Miranda und der bärenstarke Dauerbrenner Milan Skriniar (38 Liga-Einsätze) bereits ein verlässliches Duo bilden. De Vrij gilt als intelligenter Verteidiger, der das gegnerische Spiel gut lesen sowie das eigene hervorragend eröffnen kann. Mit ihm kann Spalletti auch auf eine Dreierkette umstellen.
Wie weit kann es gehen? Inter Mailand präsentiert sich stark aufgestellt. imago
Kaum Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung dürfte Sime Vrsaljko haben. Der von Atletico ausgeliehene Außenverteidiger kennt die Serie A bereits - und er stößt auf zwei andere kroatische WM-Helden, Ivan Perisic und Marcelo Brozovic.
Weiter vorne sind der vielseitige Mittelfeldspieler Kwadwo Asamoah (von Juve) und der explosive Youngster Lautaro Martinez einsetzbar. Der 20-jährige Argentinier wurde für 17 Millionen Euro von Racing Club geholt und kann ebenso wie Italiens Jung-Nationalspieler Matteo Politano (von Sassuolo) im Angriff Icardi vertreten, sollte dieser geschont werden oder verletzt sein. Martinez wird in seiner Heimat wegen seines gedrungenen Körperbaus bereits mit Sergio Aguero verglichen.
Es steht in jedem Fall mehr unter Haben als unter Soll in Inters Transferbilanz. Verabschiedet haben sich unter anderen die Defensivmänner Davide Santon (Roma) und Joao Cancelo (Juve).
Taktik und Spielstil
Inter kann im erwähnten 4-2-3-1 spielen wie in der Vorsaison - mit Nainggolan als offensiv-zentraler Figur. Spalletti kann aber auch auf ein 3-5-2 oder ein 3-4-2-1 umstellen, das er zum Schluss bei der Roma spielen ließ. Das hätte den Vorteil, dass Skriniar, Miranda und De Vrij hinten gemeinsam agieren sowie Perisic weiter vorne als bislang für Torgefahr sorgen könnten.
Ansager: Luciano Spalletti trägt sportlich die Gesamtverantwortung bei Inter Mailand. imago
Spalletti wird weiterhin auf schnelles Spiel über die Flügel und gefährliche Flanken aus sein, da war Inter 2017/18 schon top. Im Fokus wird als Abnehmer weiterhin Icardi stehen, ein klassischer Goalgetter, der eher den Abschluss als den Nebenmann sucht. Mit dem jungen Martinez kann Inter aber auch hier noch variabler spielen.
Hinter Nainggolan werden Vizeweltmeister Brozovic und Vecino oder Roberto Gagliardini abräumen, wobei der Kroate der mit Abstand beste Fußballer in diesem Trio ist. Stimmt die Balance, wird Inter durch die Mitte nur schwer zu überrumpeln sein. Im Umkehrschluss müssen die Gegner höllisch aufpassen, denn ein Ballverlust brächte sofort Nainggolan ins Spiel, der durch seine Pass- und Schussqualitäten blitzschnell für Gefahr sorgen kann. Es wird also fortan nicht mehr NUR über die Außen gehen!
Prognose
Wenngleich die Spitze in der Serie hinter Meister und Topfavorit Juventus Turin ( CR7! ) zur Freude der Fans breiter geworden ist, darf von Inter jede Menge erwartet werden. Ziel muss erneut ein Erreichen der Champions League sein, um wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen zu können.
Weiterhin das Aushängeschild von Inter: Kapitän und Top-Star Mauro Icardi. imago
Heißt: Aus dem ambitionierten Quartett Napoli, Roma, Lazio und Milan müssen die Nerazzurri mindestens zwei hinter sich lassen - was angesichts der Fähigkeiten Spallettis und der sinnvollen Verstärkungen gelingen sollte. Für einen Angriff ganz oben wird es (noch) nicht ganz reichen.
Auf europäischer Ebene könnte es indes knifflig werden, die Gruppenphase zu überstehen, da Inter bei der Auslosung in Topf 4 landet. Gleichwohl kann Spalletti auf jede Menge CL-Erfahrung und Erfolge verweisen, denn zweimal stand er mit der Roma im Viertelfinale.
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