Der Moment der Entscheidung: Fernando Torres versetzt Jens Lehmann und erzielt das Tor des Tages. imago
Bei der deutschen Nationalelf gab es im Vergleich zum 3:2-Halbfinalerfolg gegen die Türkei nur eine personelle Änderung: Torsten Frings erhielt nach vollständiger Genesung vom Rippenbruch den Vorzug vor Simon Rolfes. Lange sah es für Kapitän Michael Ballack nicht gut aus. Doch kurz vor Spielschluss gab der 31-Jährige trotz malader Wade grünes Licht und stand in der Startformation.
Luis Aragones nahm vor seinem letzten Spiel als spanischer Nationaltrainer gegenüber dem 3:0-Sieg im Halbfinale gegen Russland ebenfalls nur einen Wechsel vor: Toptorjäger David Villa musste wegen einer Oberschenkelzerrung passen, Mittelfeldspieler Cesc Fabregas stand für ihn in der Anfangsformation.
Die deutsche Mannschaft begann konzentriert und machte die Räume in der Anfangsphase eng, so dass die Spanier ihr gefürchtetes Kombinationsspiel nicht aufziehen konnten. Im Gegenteil, die Löw-Elf erarbeitet sich ein Übergewicht und hatte durch Klose nach einem Fehlpass von Sergio Ramos die erste Chance. Der Bayern-Spieler bekam den Ball nicht richtig unter Kontrolle und vergab so etwas leichtfertig (4.). Doch je länger das Spiel dauerte, desto besser fanden sich die Iberer zurecht. Die erste Schrecksekunde musste Keeper Jens Lehmann in der 15. Minute überstehen, als Metzelder eine Iniesta-Flanke Richtung eigenes Tor lenkte und seinen Torhüter vor eine echte Bewährungsprobe stellte. Bei der nächsten Großchance der Spanier wäre Lehmann wohl geschlagen gewesen, doch der Kopfball von Fernando Torres nach einer Flanke von Sergio Ramos landete am Pfosten. Mertesacker wurde von dem Angreifer des FC Liverpool fast locker übersprungen (23.).
Zum Thema
Von der deutschen Elf war in dieser Phase wenig zu sehen. Egal ob Ballack, Podolski oder Schweinsteiger: Die Mittelfeldspieler rannten sich immer wieder fest und kamen kaum mehr gefährlich vor das Tor von Iker Casillas.
Nach gut einer halben Stunde ging die Aragones-Elf verdient in Führung. Nach einem Klasse-Pass von Xavi versetzte der brandgefährliche Fernando Torres erst Lahm und ließ dem herausstürzenden Lehmann mit seinem Rechtsschuss ins linke Eck keine Abwehrmöglichkeit (33.). Nur wenige Minuten später hatte David Silva das 2:0 auf dem Fuß, doch nach feinem Zuspiel von Iniesta vergab der Spanier in aussichtsreicher Position (36.). Unmittelbar danach gab es die nächste Schrecksekunde für Bundestrainer Löw, als Kapitän Ballack nach einem Zweikampf mit Senna mit einer Platzwunde zu Boden ging (37.). Nach einer längeren Behandlungspause kam der 31-Jährige aber zurück aufs Feld.
Nach der Pause musste zu allem Überfluss auch noch Philipp Lahm mit einer Fleischwunde am Fuß in der Kabine bleiben. Für ihn kam Jansen zu seinem fünften Turniereinsatz.
Die Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion sahen jedoch weiterhin den selben Spielverlauf. Die deutsche Elf fand kein Mittel, die eminent starke Mittelfeldreihe der Spanier zu überwinden. Die Zuspiele waren zu ungenau, um die Iberer in Verlegenheit zu bringen. Auf der anderen Seite hatten Xavi (54.), Silva (55.), und Torres (56.) im Minutentakt gute Gelegenheiten.
Nach einer knappen Stunde reagierte Trainer Löw und brachte mit Kuranyi für Hitzlsperger und damit einen zweiten Angreifer (58.).
Offenbar ein Signal, das die deutschen Spieler verstanden. Ballack setzte mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, der knapp vorbeiging, ein erstes Ausrufezeichen (60.).
Mit schnelleren Kombinationen und wesentlich mehr Engagement arbeitete sich die deutsche Mannschaft ins Spiel. Doch klare Chancen blieben auch in dieser Phase Mangelware. Auf der anderen Seite ließen die Iberer beste Gelegenheiten aus. Gegen Ramos (67.) und Iniesta (68.) rettete Lehmann mit Glanzparaden und hielt die DFB-Auswahl im Spiel.
In der Schlussphase versuchte Löw mit Gomez für Klose neuen Schwung zu bringen (79.), doch auch der Stuttgarter konnte die verdiente Niederlage nicht verhindern.
Die Elf von Bundestrainer Joachim Löw fand über die gesamte Spielzeit nicht die Mittel, den spanischen Abwehrverbund zu knacken und Keeper Casillas ernsthaft zu gefährden. Spanien feiert so den zweiten EM-Titel nach 1964, für Deutschland bleibt nur der zweite Platz.