Europameisterschaft

Siegtor per Kempa: DHB-Auswahl beendet EM spektakulär

Handball-EM, Hauptrundengruppe II

Siegtor per Kempa: DHB-Auswahl beendet EM spektakulär

Arme in den Himmel gerissen: Die deutschen Handballer gewannen zum EM-Abschluss.

Arme in den Himmel gerissen: Die deutschen Handballer gewannen zum EM-Abschluss. imago images

Mit nur 13 Profis ging Bundestrainer Alfred Gislason ins letzte Spiel bei dieser EM, im Vergleich zum Duell mit Schweden waren noch einmal drei weitere Spieler weggebrochen. Gegen Russland, das erst in der Schlusssekunde gegen Polen durch einen spektakulären Weitwurf noch ein Remis hatte sichern können, sollte ein versöhnlicher Abschluss gelingen.

Das siebte EM-Spiel ging Gislason mit einem Trio an, das im Turnierverlauf eher spärlich zum Zug gekommen war: Daniel Rebmann stand zwischen den Pfosten, Patrick Zieker begann auf Linksaußen, Tobias Reichmann auf Rechtsaußen. Wohl auch mit Blick auf die geringe Bedeutung der Partie starteten beide Teams mit offenem Visier. Keeper Rebmann kam richtig gut rein, sammelte mit einigen Paraden Selbstvertrauen.

Reichmann verwandelt Kempa

Vorne gelang dem DHB-Team in der Anfangsphase fast alles, Sprungwunder Reichmann traf per Kempa zum 5:3. In Überzahl stellte Füchse-Linkshänder Fabian Wiede den ersten Drei-Tore-Vorsprung her (8:5, 12.). Victor Kireev, einer der besten Torhüter im Turnier, ließ der Europameister von 2016 kaum ins Spiel kommen. Senkrechtstarter Julian Köster erzwang mit der nächsten starken Aktion das 10:6 und die erste russische Auszeit.

Diese verfehlte allerdings nicht ihre Wirkung, nach 18 Minuten hatte Russland mit einer sich steigernden Abwehr den Ausgleich hergestellt (10:10). Sinnbildlich für den hohen Kräfteverschleiß beim deutschen Team in den vergangenen Tagen stand Spielmacher Philipp Weber, dem Magdeburger gelang im ersten Abschnitt bei sechs Versuchen nur ein Tor.

Doch die Fehler häuften sich kurz vor dem Seitenwechsel vor allem bei den Russen, was die DHB-Auswahl eiskalt ausnutzte. Von 12:12 setzten sich Gislasons Schützlinge bis zur Pause auf 16:12 ab. Kapitän Johannes Golla (fünf Tore bei Versuchen) war neben seiner aufopferungsvollen Arbeit in der Abwehr auch im Angriff ein Erfolgsgarant.

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Den deutlich besseren Start nach dem Seitenwechsel erwischte Russland, das mit einem 3:0-Lauf auf 15:16 stellte. Das DHB-Team ließ mehrere freie Würfe leichtfertig liegen. Doch auch aus dieser schweren Phase zog sich Deutschland heraus, mit dem siebten Tor von einer Außenposition erzielte Zieker das 18:15.

Kosorotov trifft und trifft

Das deutsche Spiel blieb eines mit Wellenbewegungen, weswegen Russland über seinen wurfstarken Halblinken Sergei Mark Kosorotov (später "Man of the Match") und dessen siebtes Tor ausgleichen konnte (21:21, 43.). Auf beiden Seiten häuften sich die Diskussionen mit den Unparteiischen Ivan Pavicevic und Milos Raznatovic aus Montenegro, die keine klare Linie für sich fanden.

Für die Schlussviertelstunde brachte Gislason mit Bitter noch einmal einen neuen Impuls im Tor. Beim Stand von 26:25 gingen die Russen in der 51. Minute allerdings in dieser Partie erstmals in Führung. Die Abschlüsse im deutschen Angriff wurden immer schlechter vorbereitet. Aleksandr Ermakov (6/6) war am russischen Kreis nicht einzufangen. Dennoch bahnte sich ein Herzschlagfinale an, in dem die DHB-Auswahl die letzten 38 Sekunden in Überzahl und Ballbesitz bestritt.

Und den Schlusspunkt setzte Gislasons Team auf spektakuläre Weise: In einer Auszeit abgesprochen fand Rechtsaußen Lukas Zerbe mit einem Kempa-Pass Zieker, der von Linksaußen aus der Luft den 30:29-Endstand herstellte. Kosorotovos letzter direkter Freiwurf blieb in der deutschen Mauer hängen.

Die Abschlussplatzierung der deutschen Mannschaft, die Russland durch den Sieg überholt hat, steht noch nicht fest, da diese auch von den letzten Spielen der Hauptrundengruppe I abhängt. Den fünften Platz von der EM 2020 wird das DHB-Team aber definitiv nicht halten können.

Deutschland - Russland 30:29 (16:12)

Deutschland: Bitter (HSV Hamburg), Rebmann (Frisch Auf Göppingen) - Golla (SG Flensburg-Handewitt) 6, Reichmann (MT Melsungen) 5/2, Zieker (TVB Stuttgart) 5, Köster (VfL Gummersbach) 3, D. Schmidt (Bergischer HC) 3, Weber (SC Magdeburg) 3, Stutzke (Bergischer HC) 2, Wiede (Füchse Berlin) 2, Drux (Füchse Berlin) 1
Russland: Grushko, Kireev, Vereshchagin - Kosorotov 8/1, Ermakov 6, Shishkarev 3, Zhitnikov 3, Vinogradov 3/3, Kamenev 2, Santalov 2, Andreev 1, A. Kotov 1
Schiedsrichter: Ivan Pavicevic (Montenegro)/Milos Raznatovic (Montenegro)
Zuschauer: 1443
Strafminuten: 4 / 6
Disqualifikation: - / -

msc

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