Dieselbe Elf soll es richten
"Wir haben gegen die Ukraine die Fehler im Aufbauspiel abgestellt und sehr viel Ballbesitz gehabt", resümierte Marcus Sorg, Coach der deutschen U 19, nach dem 2:0 zum Gruppenabschluss gegen die Osteuropäer. Daher sah der Auswahltrainer keinen Grund, seine Startelf im Halbfinale zu verändern. Ganz anders sein Gegenüber Andreas Heraf, der seine Anfangsformation gegenüber dem 1:2 gegen Portugal kräftig durcheinanderwirbelte: Keeper Lucic (FC Bayern), Lovric (VfB Stuttgart), Rosenbichler, Michorl, Bytyqi und Horvath begannen für Schlussmann Casali, Gugganig, Joppich, Laimer, Grubeck und Maderner.
"Sie sind defensiv gut organisiert, spielen viele lange Bälle und verfügen offensiv über gute Qualität", analysierte Sorg den Halbfinalgegner. Davon war anfangs allerdings kaum etwas zu sehen. Vielmehr übernahm die DFB-Auswahl vom Anpfiff weg die Spielkontrolle, ließ das Leder durch die eigenen Reihen laufen und versuchte, tiefstehende Österreicher aus der Reserve zu locken. Diese zeigten sich bereits bei der ersten Standardsituation anfällig, doch der schottische Referee Kevin Clancy erkannte auf Foulspiel von Kempf an Keeper Lucic (3.). Auch aus dem Spiel heraus initiierte die deutsche Mannschaft gefährliche Torraumszenen: Selke setzte das Leder nach Mukhtar-Vorlage aus gut 13 Metern halbrechter Position am langen Eck vorbei (10.).
Selke: Torjäger vom Dienst
Viele solcher Gelegenheiten lässt sich der Bremer, mit zuvor fünf Turniertoren treffsicherster Spieler, nicht entgehen - in Österreich hatte sich das offenbar noch nicht herumgesprochen. Nur zehn Zeigerumdrehungen später kam der Angreifer nach einer Hereingabe von Stendera mutterseelenallein zum Kopfball und nickte mühelos zur Führung ein (20.).
Stendera im zweiten Versuch
Die Dominanz der Sorg-Elf nahm mit der Führung im Rücken keineswegs ab, die deutsche Elf zog ihr Spiel auch in der Folgezeit durch. Demnach hieß es nach einer halben Stunde bereits 2:0. Diesmal bediente Selke Spielgestalter Stendera, der das Leder an der Sechzehnerkante über ein Österreicher Abwehrbein mit Glück zurückerhält und dann trocken abzog. Lucic blieb regungslos auf der Linie stehen - das Spielgerät schlug rechts oben ein (30.).
Danach nahm das DFB-Team den Fuß etwas vom Gaspedal und ließ die Österreicher kommen. Deren Versuche verpufften jedoch fast allesamt im Ansatz, sodass Keeper Schnitzler kaum Arbeitsnachweise abliefern musste. Selkes Abseitstreffer (39.) war demnach die letzte erwähnenswerte Szene vor dem Pausenpfiff.
Das Halbfinale
Scheibenschießen in Budapest
Nach Wiederanpfiff legten die Österreicher ein überhartes Zweikampfverhalten an den Tag: Der eingewechselte Grubeck (48.), Lovric (51.) und Grillitsch (54.) sahen nach rüdem Einsteigen folgerichtig den Gelben Karton. Spielerisch zeigten die Heraf-Schützlinge nach wie vor keine überzeugende Leistung. Ganz im Gegenteil die DFB-Auswahl: Nach Vorlage des agilen Stendera ließ Öztunali Gegenspieler Lovric locker stehen und vollendete schließlich durch die Hosenträger von Lucic (58.).
Ein Aufbäumen der Österreicher blieb aus, stattdessen spielte sich das deutsche Team, obwohl Sorg Stammkräften nach und nach Verschnaufpausen gönnte, in einen Rausch: Kimmichs Geniepass, Öztunalis uneigennützige Ablage und Mukhtars lockerer Abschluss bescherten gar das 4:0 (68.).
Die Schlussphase glich einem lockeren Auslaufen: Deutschland wollte, Österreich konnte nicht mehr. So schoben die Sorg-Schützlinge das Leder im Verwaltungsmodus durch die eigenen Reihen, der Gegner lief hinterher. Demnach feierte die U 19, wie auch die A-Nationalmannschaft in Brasilien, einen überaus deutlichen Halbfinalerfolg in einem großen Turnier. Im Finale trifft der DFB-Nachwuchs auf Portugal.