Bundestrainer Joachim Löw veränderte seine Startelf nach dem 3:0 in Astana am vergangenen Freitag auf drei Positionen: Für Höwedes (Muskelverhärtung), Schweinsteiger (Gelbsperre) und Draxler (Gehirnerschütterung) rückten Boateng, Gündogan und Reus ins Team.
Der tschechische Trainer von Kasachstan, Miroslav Beranek, tauschte im Vergleich zum Hinspiel viermal Personal aus: Für Logvinenko, Baizhanov, Dzholchiev und Khayrullin liefen Mukhtarov, Engel, Korobkin und Konysbaev auf.
Kasachstan staffelte sich wie schon in Astana mit allen Akteuren tief in der eigenen Hälfte und gruppierte sich um den eigenen Strafraum. Die deutsche Elf zog sofort das Tempo an, kombinierte bis zum Sechzehner flüssig, ehe die Gäste zunächst doch immer wieder ein Abwehrbein dazwischenbrachten. Gegen die weit aufgerückte DFB-Auswahl konterte der Underdog sehr sporadisch, hatte aber nach einer Ecke die erste echte Torchance durch Ostapenkos Kopfball (7.).
Von dieser Aktion abgesehen, erlebten die Fans vor ausverkauftem Haus Einbahnstraßenfußball Richtung Gästetor. Gündogan näherte sich per Flachschuss dem 1:0 an (10.), noch aber fehlte es den manchmal etwas wilden Aktionen an Struktur, so manche Flanke segelte im Zentrum ins Niemandsland.
Löw war an der Seitenlinie aktiv, forderte seine Mannen auf, das Tempo hochzuhalten. Und seine Schützlinge taten ihm den Gefallen: Gündogans Volleyknaller und Götzes Schrägschuss landeten noch jeweils am linken Innenpfosten (21., 22.), dann aber brach Reus den Bann, tunnelte nach Özils Zuspiel Kirov und schoss aus 20 Metern flach ein - 1:0 (23.)!
Die Beranek-Elf hechelte nur noch hinterher, hilflos und überfordert ob der sicheren und schnellen Kombinationen der Gastgeber. Nach Lahms energischem Solo grätschte Götze die Kugel über die Linie (27.), wenig später passte auch die Koordination bei Özils Flanke ins Zentrum, wo Gündogan sich am Fünfer unterstützt von Gorman in die Torschützenliste eintrug - 3:0 (31.).
Dabei beließ es die deutsche Nationalelf zunächst und legte eine kleine Verschnaufpause ein. Das 4:0 fiel dennoch fast, der emsige Gündogan streifte mit einem Schlenzer die Latte (41.).
Kasachstan tauschte Dzholchiev für Nurdauletov ein, und der neue Mann sollte gleich eine Nebenrolle spielen - die Hauptrolle nämlich gebührte Neuer: Nach Mertesackers Rückpass leistete sich der Bayern-Keeper einen unglaublichen Fauxpas und rannte mit dem Ball am Fuß in zwei Gegenspieler hinein. Dzholchiev knöpfte ihm die Kugel ab, die Schmidtgal ins leere Tor einschoss (46.).
Auch offensiv nahm sich das deutsche Team eine Auszeit. Zielstrebigkeit und auch Tempo fehlten gegen sich weiter vornehmlich zurückziehende, aber vom Anschlusstreffer beschwingte und etwas mutigere Gäste, die aber auch nach Einzelaktionen von Schmidtgal zunächst keine wirkliche Gefahr heraufbeschwören konnten.
Löw ärgerte sich an der Seitenlinie, dass sein Team die Zügel schleifen ließ und erst Mitte der zweiten 45 Minuten wieder anzog. Boatengs Kopfball sauste knapp daneben (68.), dann kam Gäste-Keeper Sidelnikov auf Betriebstemperatur, parierte gegen Götze und Müller, ehe Özil und Khedira binnen Sekunden Aluminium trafen (72.).
Auch Lahm scheiterte an Kasachstans Nummer eins, Müllers Volley-Heber klatschte der Schlussmann an die Latte (jeweils 75.) und behielt auch gegen Götze die Oberhand (81.). Reus setzte schließlich mit seinem zweiten Tor zum 4:1 einen versöhnlichen Schlusspunkt (90.) - zwischenzeitlich hätte es nach Außenpfostentreffer Korobkins (79.) und einer Großchance Schmidtgals (89.) durchaus noch einmal spannend werden können.
Durch den Dreier hat sich die DFB-Auswahl nach Spieltag 6 an der Spitze zunächst mit 16 Punkten abgesetzt. Zweiter ist Österreich nach einem 2:2 in Irland - die Alpenrepublik hat mit einem Spiel weniger genau wie Schweden (vier Partien) nun acht Zähler auf dem Konto.