Özil als einzige Spitze
Bundestrainer Joachim Löw brachte im Vergleich zum 3:0-Sieg gegen die Färöer drei Neue: Jansen, Schweinsteiger und Schürrle standen für Schmelzer (Muskelfaserriss in der linken Oberschenkelrückseite), Draxler (Bank) und Klose (Fuß-OP) in der Startelf. Irlands Interimscoach Noel King überraschte mit gleich sieben personellen Wechseln im Vergleich zum 0:1 in Österreich : Clark, Delaney, Doyle, Gibson, Kelly, Stokes und Whelan begannen für Dunne, Green, Keane (Knöchelprobleme), Long, O'Shea, Pilkington und Walters.
Löw schickte Özil als einzige Spitze aufs Feld. Der Mittelfeldmann vom FC Arsenal gab die "falsche Neun" nach spanischem Vorbild und tauschte immer wieder die Positionen mit den Nebenleuten Müller, Kroos und Schürrle. Sogar Schweinsteiger schaltete sich als Offensiverer der beiden "Sechser" immer wieder mutig mit ein und unterstützte so die Vorstöße. Irland stand trotz einer neu zusammengewürfelten Mannschaft sehr kompakt und igelte sich mit zwei Viererketten vor dem eigenen Sechzehner ein. Vor allem im Zentrum machten die "Boys in Green" die Räume besonders eng.
Khedira bricht den Bann
WM-Qualifikation
Klar spielbestimmend agierte die DFB-Auswahl mit deutlich mehr Ballbesitz. Özil gab einen ersten Warnschuss ab (6.). Wenig später machte es Khedira besser: Nach einem Ballverlust der Iren schaltete Lahm im Mittelfeld schnell um und setzte Khedira in Szene. Dessen Schuss aus 18 Metern zentraler Position wurde noch von Clark abgefälscht und schlug zum 1:0 im Tor ein (12.).
Auch in der Folge zelebrierte Deutschland Einbahnstraßenfußball und spielte Kombinationsfußball mit vielen Kurzpassstafetten. Irland verzichtete weitgehend auf Entlastungsangriffe und fokussierte sich auf die Verteidigung des eigenen Tores. So kam die DFB-Auswahl nur selten am "Grünen Bollwerk" vorbei und probierte es meist mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Bei einem Schürrle-Kopfball (35.) sowie bei zwei Müller-Knallern (37., 45.) rettete Gäste-Keeper Forde zudem sehenswert. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte sogar Deutschland Glück, dass Clarks Kopfball an die Latte klatschte (45.+2).
Irland mit Chancen-Quartett, dann trifft Schürrle
Leidenschaftliche Defensivarbeit: Deutschlands Marcel Jansen wird von drei Iren attackiert. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel erwischte Irland den besseren Start: Die "Boys in Green" drängten sofort frech nach vorne und kamen zu einem Chancen-Quartett durch Stokes (46., 47., 52., nach einem Neuer-Patzer) und McCarthy (47.). Die Löw-Elf wackelte vor allem nach langen Bällen, bekam das Spiel dann aber wieder in den Griff und initiierte selbst wieder Angriffe. Dabei wurde bevorzugt Schürrle gesucht, der den "Abwehr-Beton" immer wieder mit Tempodribblings aufbrach. Erst zielte der Flügelflitzer noch knapp vorbei (56.), im zweiten Versuch machte er es besser: Kroos chippte das Spielgerät gefühlvoll an den Elfmeterpunkt, wo sich Schürrle bei der Ballannahme um die eigene Achse drehte und zum 2:0 einschoss (58.).
In der Folge demonstrierte Deutschland Dominanz und ließ Ball und Gegner laufen. Schweinsteiger (60.), Jansen (70.) und Müller (72.) näherten sich dem dritten Treffer an. Doch auch Irland hatte noch Pfeile im Köcher: Neuer musste bei Stokes 16-Meter-Knaller sowie beim Nachschuss von Coleman alles aufbieten (73.).
Özil besorgt den Endstand
Schöne Ballmitnahme, präziser Abschluss: Deutschlands André Schürrle (re.) erzielt das 2:0. Getty Images
Da sich die Iren nach wie vor nicht geschlagen gaben und auch Deutschland offensiv eingestellt blieb, blieb die Partie auch in der Schlussphase kurzweilig und unterhaltsam. Vor allem Forde durfte sich weiter auszeichnen: Der Torwart lenkte einen Kroos-Aufsetzer um den Pfosten (77.) und parierte auch einen Gewaltschuss von Khedira (82). Beim Distanzschuss von Boateng half das Aluminium mit: Der Donnerschlag des Innenverteidigers aus 25 Metern klatschte ans rechte Kreuzeck (83.).
Auch Neuer durfte sich in den Schlussminuten noch einmal auszeichnen und entschärfte einen Stokes-Alleingang (90.) sowie einen wuchtigen Kopfball von Clark (90.+1) sehenswert. Für den Endstand sorgte schließlich ein Bilderbuchkonter der deutschen Mannschaft: Kroos servierte das Leder auf Özil, der frei vor Forde zum 3:0 einschob (90.+1). Danach war Schluss.
Am letzten Spieltag der WM-Quali-Gruppe C ist die deutsche Auswahl am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) ohne den gelbgesperrten Khedira in Schweden zu Gast - es geht um Revanche für das denkwürdige 4:4 von Berlin. Irland empfängt zeitgleich Kasachstan.