Europameisterschaft

Häfner überragt: DHB-Team schlägt Belarus zum EM-Start

Wiencek sieht beim Arbeitssieg in Bratislava Rot

Häfner überragt: DHB-Team schlägt Belarus zum EM-Start

Er war die große Säule im deutschen Spiel: Linkshänder Kai Häfner.

Er war die große Säule im deutschen Spiel: Linkshänder Kai Häfner. imago images

Die ersten zwei Überraschungen hatte Alfred Gislason bereits vor Anpfiff parat: Till Klimpke begann statt Andreas Wolff im Tor, Christoph Steinert (Pflichtspielpremiere für die deutsche A-Nationalmannschaft mit 31 Jahren) startete aufgrund seiner Abwehr-Qualitäten anstelle von Timo Kastening auf Rechtsaußen. Lukas Zerbe war bereits im Vorfeld aus dem Spieltags-Kader gestrichen worden.

Den ersten guten Eindruck - der bei der Generalprobe angeschlagene Philipp Weber tankte sich entschlossen zum 2:1 durch - konnte das DHB-Team allerdings nicht bestätigen. Klimpke bekam zwischen den Pfosten keine Hand an den Ball, der Abwehr mangelte es an Aggressivität. Vorne agierten Gislasons Schützlinge fehleranfällig und entwickelten zu wenig Durchschlagskraft. Die Folge: ein 2:7-Rückstand nach 11 Minuten und die erste Auszeit.

In dieser blieb Gislason ruhig und gelassen, was sich auf die Mannschaft übertrug. Der eingewechselte Wolff führte sich gleich mit einer Parade ein, dazu gewann das deutsche Spiel an Entschlossenheit und Tiefe. Beim 11:10 hatte Erlangens kompromissloser und effizienter Linkshänder Steinert die Partie gedreht (21.). Gemeinsam mit dem stets torgefährlichen Kai Häfner bildete Steinert eine starke rechte Seite.

Abwehr und Torhüter unzureichend

Doch Belarus zeigte gerade im Angriff, wie eingespielt diese Mannschaft ist. Gegen Kreisläufer Artsem Karalek (5 Tore/5 Versuche) vom polnischen Spitzenklub Vive Kielce und Brests Rechtsaußen Mikita Vailupau (6/6) war kein Kraut gewachsen, weswegen zur Pause ein 17:18-Rückstand für die DHB-Auswahl stand. Ein großes Problem stellte auch die fehlende Unterstützung aus dem Tor dar: Wolff und Klimpke hatten in Summe nur eine (!) Parade in 30 Minuten angesammelt.

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In einer wilden Anfangsphase schaffte es Melsungens Rückraum-Shooter Julius Kühn im zweiten Anlauf, um auf 19:19 zu stellen. Kurz darauf verlor Belarus im Angriff etwas den Kopf, die deutsche Mannschaft zog angetrieben vom nimmermüden Häfner, später zum "Man of the Match" gewählt, auf 25:21 davon (41.).

Schiller zuverlässig - Wiencek sieht Rot

Vor Anbruch der Schlussviertelstunde besann sich Belarus und verkürzte auch dank der zweiten Zwei-Minuten-Strafe für Abwehrspezialist Patrick Wiencek auf zwei Tore (23:25). In dieser Phase war es ein Trumpf, dass sich Göppingens Linksaußen Marcel Schiller - Thronfolger des zurückgetretenen Uwe Gensheimer - keine Blöße vom Siebenmeterstrich gab. Kühn jagte den Ball als Zeichen seines aktuellen Selbstvertrauens aus zwölf Metern ins Tor (28:25, 50.).

Weil sich die deutsche Abwehr, die nach dem Wechsel nur noch elf Gegentreffer zuließ, immer weiter steigerte, war beim Stand von 32:27 (56.) eine Vorentscheidung gefallen. Da änderte auch die Rote Karte für Wiencek (dritte Zeitstrafe) nichts mehr daran (58.). Durch den 33:29-Auftakterfolg ist die Hauptrunde, die jeweils die beiden besten Mannschaften einer jeden Vierergruppe erreichen, schon jetzt nähergerückt.

Im zweiten Turnierspiel gegen Österreich am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) will die deutsche Mannschaft direkt nachlegen. Der deutsche Nachbar startet am Freitagabend gegen Polen.

Deutschland - Belarus 33:29 (17:18)

Deutschland: T. Klimpke (HSG Wetzlar), Wolff (KS Vive Kielce) - K. Häfner (MT Melsungen) 8, Schiller (Frisch Auf Göppingen) 8/5, Kühn (MT Melsungen) 6, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 4, Steinert (HC Erlangen) 3, Weber (SC Magdeburg) 2, Kastening (MT Melsungen) 1, Wiencek (THW Kiel) 1
Belarus: Kulesh 7, Vailupau 7/5, Karalek 6, Astrashapkin 2, Gayduchenko 2, Jurynok 2, Kulak 2, Samoila 1
Schiedsrichter: Bojan Lah (Slowenien)/David Sok (Slowenien)
Zuschauer: 1271
Strafminuten: 10 / 10
Disqualifikation: Wiencek (57./3. Zeitstrafe) / Bochan (51./3. Zeitstrafe)

msc

Die "Players to watch" bei der Handball-EM 2022