Weltmeisterschaft

Handball-WM: DHB-Team bezwingt Ägypten nach Verlängerung

Rang fünf noch möglich

Krimi in der Verlängerung: Wolff rettet DHB-Team gegen Ägypten

Er beeindruckte mit seinen Paraden gegen Ägypten: DHB-Keeper Andreas Wolff.

Er beeindruckte mit seinen Paraden gegen Ägypten: DHB-Keeper Andreas Wolff. imago images

Die Enttäuschung nach dem verlorenen WM-Viertelfinale bei der deutschen Mannschaft war groß. Für die beiden Platzierungsspiele musste die DHB-Auswahl zudem erneut Reisestrapazen auf sich nehmen und zog von Danzig nach Stockholm um. Dort wartete Afrikameister Ägypten, der vor dem Spiel eine kuriose Parallele zum Europameister von 2016 aufwies

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Dem müden Kader hauchte Bundestrainer Alfred Gislason, dessen Vertragsverlängerung bei der nächsten Präsidiumssitzung im Februar gesprochen werden soll, neues Leben ein. Der durch Krankheit geschwächte Paul Drux reiste von Danzig direkt nach Berlin zurück, Gislason ließ neben Tim Zechel (HC Erlangen) nun auch Lukas Stutzke (Bergischer HC) und Lukas Zerbe (TBV Lemgo Lippe) einfliegen.

Während Zechel wie gegen Frankreich nur auf der Tribüne Platz nehmen durfte, rückten Stutzke und Zerbe in den 16er-Kader auf. Djibril M'Bengue, dritte Option für den rechten Rückraum, blieb deswegen nur die Zuschauerrolle. Zerbe begann direkt auf Rechtsaußen, Julian Köster im linken Rückraum, sodass Gislason nur einen Spezialistenwechsel vornehmen musste.

Hochkonzentrierter Start

Die DHB-Auswahl begann ihr "Halbfinale" im Kampf um Platz fünf hochkonzentriert, die ersten zehn Würfe fanden alle ihr Ziel - Wurfquote 100 Prozent. Zudem lief Keeper Andreas Wolff extrem heiß, der 31-Jährige entnervte die Ägypter regelrecht und hatte nach 20 Minuten bereits herausragende neun Paraden vorzuweisen. Über 3:0 und 9:5 setzte sich der Europameister von 2016 auf 14:8 ab (25.). 

Anschließend schlich sich aber der Schlendrian ein, sodass die deutsche Mannschaft nur noch eine Drei-Tore-Führung in die Pause mitnehmen konnte. Gislason haderte in einer Auszeit mit seinem Team, sprach nach einer speziellen Szene von einer "richtigen scheiß Entscheidung".

In der Halbzeit rüttelte der Bundestrainer sein Team aber offenbar wach. Der Angriff fuhr die Konzentration wieder hoch, dazu blieb Wolff ein ständiger Dorn im Auge der Ägypter. Deswegen entschied sich Coach Roberto Garcia Parrondo, der seit Ende September 2021 parallel den Bundesligisten MT Melsungen trainiert, früh für seine dritte und letzte Auszeit (26:19, 41.).

20 Paraden von Wolff - doch das DHB-Team bricht ein

Die Unterbrechung verfehlte allerdings nicht ihre Wirkung: Der zwischenzeitliche Acht-Tore-Vorsprung (27:19) schmolz auf zwei Treffer zusammen (28:26, 48.). In einer überfälligen Auszeit forderte Gislason "mehr Aggressivität in der Abwehr und mehr Bewegung im Angriff". Die Fehlerquote war viel zu hoch, unsaubere Pässe an den Kreis mündeten in ägyptischen Gegenangriffen. 

Zwischen der 43. und der 53. Minute blieb der Europameister von 2016 komplett ohne eigenes Tor, weswegen die Unterstützung Wolffs noch wichtiger wurde. Der lieferte zwar - und wurde "Man of the Match" -, doch das Momentum war klar auf Seiten der Ägypter. Im letzten deutschen Angriff war ein Fuß im Spiel, doch die Unparteiischen aus Nordmazedonien entschieden auf Einwurf für den Afrikameister. Dieser ließ die Chance auf den Comeback-Sieg in Form von Ali Zein aus, der Ball krachte an die Latte - Verlängerung.

Köster entscheidet es

In den ersten fünf der zehnminütigen Extra-Spielzeit neutralisierten sich die Teams. Juri Knorr verhinderte mit einem tollen Anspiel auf Jannik Kohlbacher einen Rückstand beim Seitenwechsel (33:33). Julian Köster übernahm anschließend Verantwortung und erzielte mit seinem sechsten Treffer das goldene 35:34, das letztlich reichen sollte.

Durch den sechsten Sieg im achten WM-Spiel bekommt die DHB-Auswahl am Sonntag ihr "Endspiel" um Rang fünf. Gegner ist dann erneut Norwegen, das Ungarn am Freitagabend keine Chance ließ. Durch Platz fünf würde Gislasons Team auf der Setzliste für die Olympia-Qualifikation nach oben wandern.

Deutschland - Ägypten 35:34 n.V. (17:14,30:30)

Deutschland: Birlehm (Rhein-Neckar Löwen), Wolff (KS Kielce) - Knorr (Rhein-Neckar Löwen) 7/2, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 6, Köster (VfL Gummersbach) 6, K. Häfner (MT Melsungen) 5, Mertens (SC Magdeburg) 4, Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) 3, Steinert (HC Erlangen) 2, Stutzke (Bergischer HC) 1, Zerbe (TBV Lemgo Lippe) 1, Dahmke (THW Kiel), Ernst (SC DHfK Leipzig), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Ph. Weber (SC Magdeburg), Witzke (SC DHfK Leipzig)
Ägypten: Hendawy, Homayed - J. Elderaa 7, Al. Mohammed 7/4, Al-Wakil 5, Abdelhak 4, Mamdouh Shebib 4, Ah. Mohammed 3, Sanad 2, Al-Masri 1, Saad 1, S. Al-Deraa, Kadda, Mahmoud, Mesilhy, Nasralla
Schiedsrichter: Slave Nikolov (Nordmazedonien)/Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)
Zuschauer: 3604
Strafminuten: 8 / 4
Disqualifikation: Stutzke (51./3. Zeitstrafe) / Abdelhak (40.)

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