Drei-Nationen-Turnier

Bereit für Olympia: DHB-Team schlägt auch Ägypten verdient

29:27-Erfolg zum Abschluss des Drei-Nationen-Turniers

Bereit für Olympia: DHB-Team weist auch den Afrikameister in die Schranken

Einer von drei deutschen Keepern, die am Sonntag allesamt zu gefallen wussten: Johannes Bitter.

Einer von drei deutschen Keepern, die am Sonntag allesamt zu gefallen wussten: Johannes Bitter.

Aus Nürnberg berichtet Maximilian Schmidt

Nach zwei souveränen Siegen an den ersten beiden Turniertagen - Deutschland schlug Brasilien 36:26, die Ägypter die Südamerikaner 32:25 - wartete das "Finale" des Drei-Nationen-Turniers. Dass die Trauben gegen den Afrikameister deutlich höher hängen würden, war der DHB-Auswahl schon unmittelbar nach dem überzeugenden Auftaktsieg klar gewesen. "Wir sollten nicht abheben, weil dafür gibt es keinen Grund", bekräftigte Rechtsaußen Timo Kastening, mit sieben Toren bester Werfer gegen Brasilien.

Yahia Omar darf volle Wurfkraft entfalten

Bei der Olympia-Generalprobe vertraute Gislason, der auch eine offensivere Deckungsvariante angekündigt hatte, erstmal mit einer 6:0-Deckung und der Sieben, die in der zweiten Hälfte gegen Brasilien überzeugt hatte. Neben Keeper Johannes Bitter begannen auch Marcel Schiller, Julius Kühn, Johannes Golla, Kai Häfner und Timo Kastening. Einzig mit dem Unterschied, dass der zum Auftakt angeschlagene Philipp Weber (Wadenverhärtung) die Spielmacherposition übernahm - er wechselte in der Abwehr mit Hendrik Pekeler.

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Mit einem wuchtigen Rückraumtreffer meldete Kühn die deutsche Mannschaft im Spiel an, den Melsunger sollte der stark aufgelegte ägyptische Keeper Karim Hendawy im Verlauf des ersten Abschnitts aber immer besser in den Griff kriegen. Gegen die robusten Ägypter waren Tore zu Beginn Mangelware, neben Hendawy fand auch Bitter gut ins Spiel. Beim 3:2 nach acht Minuten übernahm der Afrikameister erstmals die Führung, speziell Yahia Omar durfte im rechten Rückraum seine volle Wurfkraft entfalten (drittes Tor zum 7:5). Ali Zein, ab Sommer bei Champions-League-Sieger FC Barcelona unter Vertrag, erhöhte aus eigentlich ungünstigem Winkel auf 8:5 (16.).

Heinevetter sofort da - Absolutes Highlight von Weber

Deutschland kämpfte sich zurück ins Spiel, während die Ägypter immer mehr begannen, mit den durchaus diskutablen Entscheidungen der Schweizer Unparteiischen Arthur Brunner und Morah Salah zu hadern. In Überzahl setzte Gislason erstmals auf eine 3:2:1-Deckung, in der sich Pekeler aber schnell seine zweite Zwei-Minuten-Strafe einhandelte, sodass der Bundestrainer auf die defensivere Variante zurückwechselte.

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Mit seinem 100. Länderspieltor und dem unmittelbar folgenden 101. holte Schiller die Führung zurück. Diese war aber sicherlich auch dem eingewechselten Silvio Heinevetter zu verdanken, der sofort im Spiel war und die Ägypter einige Male zum Verzweifeln brachte. Der emotionale Höhepunkt der ersten 30 Minuten, der die 768 Zuschauer in der Nürnberger Arena begeisterte: Weber setzte einen direkten Freiwurf nach Ablauf der Zeit ins Kreuzeck (12:10).  

Parrondo hat genug gesehen

Die zweite Hälfte, in der es Gislason zu Beginn nochmal mit der 3:2:1-Abwehr versuchte, nahm schnell Fahrt auf. Uwe Gensheimer mit einem Doppelschlag und die Energieleistung von Weinhold stellten auf 16:14 (37.). Ägypten streute nun immer mehr leichte Fehler ein und sah sich deswegen dem allerersten Fünf-Tore-Rückstand ausgesetzt (14:19, 40.). Weil auch Heinevetters Betriebstemperatur stieg, zückte Gäste-Trainer Roberto Garcia Parrondo seine Timeout-Karte.

Als sich auch noch Andreas Wolff zwischen den Pfosten glänzend einführte und Weinhold per frechem Dreher traf, bog das DHB-Team endgültig auf die Siegerstraße ein (21:15, 43.). Ägypten wirkte platt, im Angriff weit nicht mehr so druckvoll, hinten wurden auch die Beine immer schwerer. Das 27:19, ein Kempa von Weber auf Tobias Reichmann, ließ die Fans nochmal aus den Sitzen springen. Auch wegen einiger Wechsel stockte das deutsche Spiel in der Folge, weswegen am Ende "nur" ein 29:27-Erfolg für Gislasons Schützlinge heraussprang. Im 35. Direktvergleich mit Ägypten war es der 28. Sieg für die DHB-Auswahl (bei einem Remis und sechs Niederlagen).

"Ich bin schon recht zufrieden", sagte Gislason unmittelbar nach dem Spiel, in dem es nach Ansicht des Isländers im deutschen Angriff bereits sehr "flüssig" gelaufen sei. Spielmacher Weber hatte "herausragende" 45 Minuten gesehen, die "Mut" machen.

Am 22. Juli geht's ins Olympische Dorf

Schon am kommenden Mittwoch reist der deutsche Tross für die finale Vorbereitungsphase nach Japan, von Frankfurt geht es nach Tokio, wo die deutsche Mannschaft am 22. Juli ins Olympische Dorf einzieht. Am 24. Juli beginnt die Jagd nach einer Medaille - Deutschland trifft um 9.15 Uhr direkt auf den amtierenden Europameister aus Spanien.

Deutschland - Ägypten 29:27 (12:10)

Deutschland: Weber (SC Magdeburg) 5, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 4, Schiller (Frisch Auf Göppingen) 4/2, Kühn (MT Melsungen) 3, Weinhold (THW Kiel) 3, Drux (Füchse Berlin) 2, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 2, Pekeler (THW Kiel) 2, Reichmann (MT Melsungen) 2, K. Häfner (MT Melsungen) 1, Knorr (Rhein-Neckar Löwen) 1

Ägypten: Omar 8/3, Adel 6, Sein 4, Al-Ahmar 2/1, Hescham 2, Sanad 2, J. Al-Deraa 1, Al-Wakil 1, Moamen 1

Schiedsrichter: Arthur Brunner/Morad Salah (beide aus der Schweiz)

Strafminuten: 12 / 4

15 Auserwählte: Der deutsche Handball-Kader für Olympia