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Demaku im Interview: "Vielleicht kann ich mich in einem Jahr auch wirklich Cupsieger nennen"

Sturm-Profi auf Leihe in Klagenfurt

Demaku im Interview: "Vielleicht kann ich mich in einem Jahr auch wirklich Cupsieger nennen"

Vesel Demaku findet in Klagenfurt zu alter Stärke zurück.

Vesel Demaku findet in Klagenfurt zu alter Stärke zurück. GEPA pictures

Sowohl für Austria Klagenfurt als auch Vesel Demaku war der Leihwechsel im vergangenen Winter rückblickend ein guter Deal. Die Kärntner haben einen jungen, erfahrenen Mittelfeldspieler bekommen, der zu wichtigen Spielminuten kommt und das Vertrauen mit stabilen Leistungen zurückzahlt.

Meistergruppe - 29. Spieltag

Im Interview mit dem kicker spricht der 23-Jährige über seine ersten Monaten in Kärnten, die beiden Erfolge gegen Ex-Klub Austria Wien und Stammverein Sturm Graz und warum er sich trotz zweier Pokaleinsätze für die Steirer nicht als Cupsieger sieht.

Herr Demaku, Sie haben mit Ihrem Team vier Punkte aus den vergangenen drei Spielen holen können. Nach drei Niederlagen zum Start der Meistergruppe ist der Umschwung gelungen. Kam er genau zum richtigen Zeitpunkt?

Auf jeden Fall. Je näher es zum Schluss kommt, umso wichtiger werden die Duelle gegen die direkten Konkurrenten. In unserem Fall die beiden Teams aus Wien. Ich glaube aber, dass auch unsere ersten drei Spiele in der Meistergruppe nicht so schlecht waren. Man muss halt bedenken, welche Gegner wir da hatten und dass unser Topstürmer und Kapitän mitten in der Meisterschaft gewechselt ist. Das soll keine Ausrede sein, aber das ist nicht ohne, wenn dir so viele Tore plötzlich fehlen. Da ist schon ein wichtiger Typ in der Kabine abhanden gekommen, aber auch die anderen machen ihren Job gut und werden von Spiel zu Spiel besser.

Was macht das Team konkret anders als in den ersten Partien des oberen Play-offs? Wie hat es auch der Cheftrainer geschafft, Euch wieder in die Spur zu bringen?

Wir haben in den ersten drei Spielen schon bemerkt, dass wir irgendwo mithalten können. Man braucht nicht darüber reden, dass unsere Spielweise einfach defensiver ist, was auch unseren Möglichkeiten geschuldet ist. Wir haben aber gesehen, dass wir in diesen Spielen auch etwas mitnehmen können und wir uns da einfach mehr zutrauen müssen. Mit dem Spiel in Wien gegen die Austria setzte dann konkret dieses Umdenken ein, dass wir sogar auswärts beim direkten Konkurrenten gewinnen können.

War der überraschende Sieg gegen die Austria für die Mannschaft mit Blick auf den Europacup der Schlüsselmoment?

Ja, das denke ich schon. Wir denken zwar jetzt nicht jeden Tag über den Europacup nach, aber es geht vor allem um die Moral. Wenn du aus zehn Spielen nur einen Punkt holst, wäre das nicht so cool. Der Sieg war daher sehr wichtig und hat Druck von den Schultern genommen, auch wenn der bei uns nicht so groß ist wie bei anderen Mannschaften. Aber wir sind ja trotzdem Leistungssportler und wollen punkten und gewinnen. Wenn wir damit am Europacup dranbleiben können, ist das eine feine Sache.

Wir müssen uns nicht in Grund und Boden schämen, wenn es nicht klappen sollte.

Vesel Demaku über eine mögliche Europacup-Teilnahme

Auch wenn man den Europacup nur als Bonusziel ansieht, wie wichtig ist es für die Moral des Teams, dass eine Teilnahme auch so kurz vor Saisonende weiterhin möglich ist?

Das ist sehr wichtig. Ich glaube, dass uns das allen Auftrieb für die restlichen Spiele verleiht. Es sind nicht mehr viele Runden zu spielen und wir haben noch zwei Duelle gegen die direkten Konkurrenten und spielen dabei auch zweimal Zuhause. Alles ist möglich und natürlich werden wir alles daransetzen, es am Ende zu schaffen. Wir müssen uns aber nicht in Grund und Boden schämen, wenn es nicht klappen sollte.

Nun liefern Sie sich mit Ihrem Team einen Dreikampf mit den beiden Wiener Teams. Mittlerweile haben Sie genauso viele Punkte wie die Austria aus Wien und nur zwei weniger als Rapid. Sieht man sich auch leistungstechnisch schon an den beiden Wiener Klubs dran?

Da sind wir schon vorsichtig. Uns ist schon bewusst, dass wir in den Spielen gegen die Austria oder Rapid immer noch der Underdog sind. Ich denke aber, dass sich mittlerweile kein Verein in der Meistergruppe vor einem Duell mit uns denkt: 'Das ist eine Gmahde Wiesn.' Da ist der Respekt schon da und das haben wir uns durch unsere Leistungen auch erarbeitet, was uns natürlich sehr stolz macht.

Das konnte man zuletzt beim 1:1-Unentschieden gegen den LASK wieder beweisen und ein Ausrufezeichen setzen. Wie wichtig sind solche Ergebnisse für die Entwicklung der Mannschaft?

Ich habe ja einen guten Vergleich mit der Meistergruppe im letzten Jahr und ich finde, dass sie dieses Jahr deutlich besser ist als letzte Saison. Einfach weil Salzburg, Sturm und der LASK extrem gute Arbeit leisten. Speziell der LASK hatte vor dem Duell gegen uns eine Megaserie und wir haben ihnen einen Punkt abknöpfen können. Das hat uns schon wieder Selbstvertrauen gegeben, vor allem in der ersten Halbzeit war es nicht so, dass der LASK Chance um Chance hatte. Am Ende war der Punkt absolut nicht unverdient.

Trotz Rückschlägen fängt sich die Mannschaft schlussendlich immer wieder. Woran liegt das?

Es weiß jeder Spieler bei uns, dass wir extrem über das Mannschaftsgefüge kommen müssen und das tun wir auch. Es gibt keinen, der sich wichtiger sieht als die Mannschaft, egal wer wo spielt. Jeder gibt immer alles und das ist der Schlüssel zum Erfolg bei uns. Es interessiert bei uns zum Beispiel echt keinen, wer die Tore schießt. Gegen die Austria hat mit Kosmas Gkezos ein Innenverteidiger einen Doppelpack gemacht und sogar einen Elfmeter geschossen. Es geht bei uns am Ende immer nur um das Mannschaftsergebnis.

Salzburg oder Sturm? Das Restprogramm im Meisterschaftsrennen

Sie standen in vier von sechs Spielen der Meistergruppe in der Startelf. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Entwicklung in Klagenfurt?

Grundsätzlich bin ich doch zufrieden. Natürlich hat man immer diesen Wunschgedanken, dass man auf Leihe geht, dann macht man 20 von 20 Spielen und am besten schießt man noch zehn Tore und macht fünf Vorlagen. Das spielt es in echt aber nicht so oft. (lacht) Die Jungs waren vor meiner Ankunft ja auch schon ziemlich erfolgreich und daher konnte ich mich da gut einfinden. Ich wusste, dass ich hier auf gute Spieler treffen werde und habe mich ganz gut in die Mannschaft hinein gekämpft. Ich denke, man ist auch zufrieden mit mir und ich merke, dass ich durch die Spielpraxis einen Sprung gemacht habe. Es kommt hier halt mehr auf die Grundtugenden wie das Spiel gegen den Ball, Laufbereitschaft und die Zweikämpfe an und da habe ich mich gut eingefunden und bin eigentlich ziemlich zufrieden. Natürlich geht es immer besser, aber es gibt ja noch vier Spiele.

Nach Jokereinsätzen zu Beginn, haben Sie nun Ihren Platz im Team gefunden. Allerdings kamen sie als offensiver, zentraler, defensiver und rechter Mittelfeldspieler schon in vier verschiedenen Rollen zum Einsatz. Wird noch nach ihrer idealen Position gesucht oder hat der Cheftrainer einfach Freude an Ihrer Variabilität?

Ich bin grundsätzlich sehr anpassungsfähig. Bei der Austria vor einigen Jahren habe ich auch schon Rechtsverteidiger gespielt und im Herbst in Graz auch schon die Position rechts in der Raute eingenommen. Das ist schon ein Vorteil von mir, dass ich flexibel bin und in den letzten Trainingswochen gezeigt habe, dass ich da bin und einfach spielen möchte. Ich glaube, nur im Tor bin ich nicht so gut (lacht), aber sonst kann der Trainer mich eigentlich überall hinstellen und ich gebe immer mein Bestes. Das ist schon eine Eigenschaft, welche die Trainer schätzen.

Sie meinten bei Ihrem Leihwechsel, dass sie 'den nächsten Schritt in Ihrer Karriere machen wollen.' Wie sehr ist Ihnen das bislang gelungen und wie wichtig war der Wechsel für Sie generell auf mentaler Ebene nach dem schwierigen Halbjahr in Graz?

Ich bin damals nach Graz, hatte dort eine sehr gute Vorbereitung und mein erstes Bundesligaspiel für sie war auch sehr gut. Dann war ich aber draußen, die Mannschaft war sehr erfolgreich und dann verstehe ich auch, dass man nicht mehr viel herumrotiert. Das ist einfach so im Fußball. Dann habe ich die nächsten Monate weniger gespielt und bin ich nicht mit unglaublichem Selbstvertrauen nach Klagenfurt gekommen, weil du auch nicht weißt, wo dein Niveau gerade ist. Dementsprechend bin ich schon zufrieden, weil es nicht selbstverständlich ist, dass ich ohne Spielpraxis herkomme und dann doch meinen Platz finde.

Jetzt haben Sie in Ihrem ersten halben Jahr bei Klagenfurt sowohl bereits gegen ihren Ex-Klub Austria Wien sowie Ihren Stammverein Sturm Graz gewonnen. Bedeuten Ihnen solche Erfolge noch etwas mehr?

Beide auswärts ja auch noch! (lacht) Natürlich waren diese Siege erstmal unerwartet. Der Sieg in Graz war damals mit Hinblick auf die Top Sechs extrem wichtig, weil wir da aus einer nicht so guten Phase mit einem Sieg herausgekommen sind. Ähnlich war es auch beim Sieg gegen die Austria, der uns ebenfalls in einer sensiblen Phase Auftrieb verliehen hat. Das macht mich persönlich daher schon stolz und ist auch cool, weil man sieht, dass wir hier in Kärnten auch kicken können.

In Ihrer Abwesenheit hat sich Sturm Graz zum Pokalsieger gekrönt. Sie haben in der aktuellen Saison im Herbst auch zwei Cup-Spiele für die Steirer gemacht. Fühlen Sie sich da auch ein klein wenig als Cupsieger?

(lacht) Ich glaube, die Frage beantwortet sich eh von selbst. Ich habe zwar zwei Spiele im Cup für Sturm gemacht, aber ich nenne mich jetzt nicht stolz Cupsieger. Da gibt es andere, die das machen können. Ich habe einen ganz kleinen Beitrag dazu geleistet, aber die Jungs haben dann doch auf dem Weg zum Titelgewinn mit Salzburg, dem LASK und Rapid noch drei sehr schwere Gegner bezwungen. Es freut mich extrem für sie und für jeden im Verein und jeden Fan. Ich habe danach auch mit einigen Kontakt gehabt, aber ich sehe mich selbst nicht unglaublich als Cupsieger.

Es hat zwar nicht viel, aber doch etwas gefehlt und das gibt mir schon Auftrieb, dass ich noch weiter und härter an mir arbeiten muss.

Vesel Demaku über einen erneuten Anlauf in Graz

Bestärkt es Sie dann doppelt, im Sommer erneut einen Versuch in Graz zu wagen, wenn Sie sehen, was mit diesem Team möglich ist?

Auf jeden Fall. Das ist mit der größte Punkt, denn ich habe ja in der letzten Sommervorbereitung schon gesehen, dass ich da echt mithalten kann. Wenn ich überlege, dass ich in der Mannschaft, die heuer Salzburg so fordert, wie schon lange nicht mehr, knapp dran war, zu spielen, gibt mir das schon Motivation. Es hat zwar nicht viel, aber doch etwas gefehlt und das gibt mir schon Auftrieb, dass ich noch weiter und härter an mir arbeiten muss. Dann sieht man eh, wohin die weitere Reise geht.

Die Rückkehr nach Graz im Sommer ist also das klare Ziel?

Natürlich. Diese Reise will ich natürlich mit Sturm antreten und dann wir man sehen, ob ich mich dort längerfristig durchsetzen kann. Vielleicht kann ich mich dann in einem Jahr auch wirklich Cupsieger nennen.

Am kommenden Spieltag treffen Sie bereits zum dritten Mal mit ihrem aktuellen Team auf ihren Stammklub. Ist eine erneute Überraschung wie damals im Grunddurchgang wieder möglich?

Grundsätzlich kann alles passieren, aber wir sind schon bodenständig genug und wissen um die Stärken von Graz. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie professionell die Jungs auf uns eingestellt werden. Die werden uns auf keinen Fall unterschätzen und dementsprechend wird das für uns sehr schwer. Aber wir werden es ihnen auch so schwer wie möglich machen und dann schauen wir, was dabei rauskommt.

Wir sind bei Standardsituation eine der stärksten Mannschaften und sind durch Standards brandgefährlich. Darauf gilt es zu schauen, dass wir so etwas auch ausnutzen.

Vesel Demaku

Beim 2:1-Sieg damals war für Sie und Ihr Team auch viel Glück dabei. Wie wird man es dieses Mal anlegen, dass man sich am Ende nicht zu sehr auf das Glück verlassen muss?

Im Hinspiel in der Meistergruppe haben wir eine erste Halbzeit gespielt, die sehr in Ordnung war. Speziell aber in der zweiten Halbzeit ist dann Graz mit seiner Intensität und Wucht über uns drübergerollt. Das gilt es zu vermieden, wir müssen 90 Minuten extrem konzentriert und kompakt verteidigen. Sobald die Abstände im Spiel etwas größer werden, spielen wir ihnen in die Karten, das müssen wir vermeiden. Wir sind bei Standardsituation eine der stärksten Mannschaften und sind durch Standards brandgefährlich. Darauf gilt es zu schauen, dass wir so etwas auch ausnutzen.

Haben Sie aus persönlicher Erfahrung Schwachstellen bei Ihrem Stammklub ausgemacht, die Sie an ihre aktuellen Teamkollegen vor dem Duell weitergeben können?

(lacht) Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir nicht wirklich etwas ein. Ich werde mir noch überlegen, ob mir etwas in den Sinn kommt. Vielleicht erfinde ich etwas für den Placebo-Effekt. (lacht)

Interview: Maximilian Augustin