3. Liga

Defensive gefragt: Fasst VfB Lübeck wieder Fuß im Profifußball?

Die Grün-Weißen setzen nach der Rückkehr auf viel Erfahrung im Kader

Defensive als Schlüssel: Fasst der VfB Lübeck wieder Fuß im Profifußball?

Sollen beim VfB Lübeck vorangehen: Mirko Boland, Tommy Grupe und Hanno Behrens.

Sollen beim VfB Lübeck vorangehen: Mirko Boland, Tommy Grupe und Hanno Behrens. imago images (3)

Mit der SpVgg Unterhaching, dem SSV Ulm 1846 Fußball und Preußen Münster sind drei Klubs neben dem VfB Lübeck aus der Regionalliga aufgestiegen, die allesamt schon Bundesliga-Luft geschnuppert haben. Das deutsche Oberhaus fehlt dem VfB noch in seinem Steckbrief, doch zumindest wurde in Lübeck von 1995 bis 1997 und von 2002 bis 2004 in der 2. Bundesliga Profifußball gespielt. Und die Marzipanstädter meldeten sich nach Jahren in der Viertklassigkeit und einem aufgrund der Eröffnung des Insolvenzverfahrens 2012 ungewollten Abstechers 2013/14 in die fünftklassige Schleswig-Holstein-Liga 2020/21 auch wieder im Profifußball zurück.

Saison 2023/24

Es war allerdings nur ein kurzes Gastspiel. Der damalige Neuling verabschiedete sich im Sommer 2021 nach einem Jahr mit nur 35 Punkten aus 20 Partien und Tabellenplatz 18 sofort wieder aus der 3. Liga. Lukas Pfeiffer (32), zuvor Co-Trainer, beerbte Rolf Landerl, für den nach fünf Jahren mit dem Abstieg die Zeit als Chefcoach endete, die sofortige Rückkehr konnte er aber nicht realisieren. Der VfB fand sich in der Regionalliga zunächst nur schwer zurecht, gewann nur sieben der ersten 14 Partien - der Aufstiegszug war trotz einer folgenden famosen Serie von 16 Spielen mit nur einer Niederlage abgefahren.

Aufstieg am 35. Spieltag, Meisterschaft in letzter Minute

Nicht so 2022/23. Der Aufstieg stand bereits am 35. Spieltag fest. Marvin Thiel, nach dem Abstieg 2021 für ein Jahr in Münster, traf per Traumtor zum 1:0-Sieg bei Drochtersen/Assel. Nachdem der zu diesem Zeitpunkt an der Spitze liegende Hamburger SV II nicht für die 3. Liga gemeldet hatte, war der VfB zurück. Die Meisterschaft sicherte sich Lübeck am letzten Spieltag aber dennoch, nach einem Last-Minute-Tor von Felix Drinkuth bei Eintracht Norderstedt (1:0) war auch Platz eins fix.

Der Schlüssel zum Erfolg ist immer die Defensive.

Tommy Grupe

Drinkuth war mit 14 Toren treffsicherster Schütze des VfB, bei dem sich insgesamt 16 Spieler in die Torjägerliste eintragen konnten, 22 der 74 Tore fielen nach Standards, auch Drinkuths Treffer zum Titel. Und der 28-Jährige weist auch Drittliga-Erfahrung auf: Für Lotte, Halle und Zwickau ging es für ihn insgesamt 72-mal (5 Tore) um Drittliga-Punkte.

Erfahren ist auch Kapitän Tommy Grupe. Der Abwehrspieler, der die Abwehr des VfB dirigierte, sich aber immerhin neunmal auch als Torjäger betätigte, stand für Hansa Rostock sogar einmal in der 2. Bundesliga auf dem Platz und bringt es bislang auf 127 Spiele in der 3. Liga. Der Motor im Mittelfeld war mit Mirko Boland ein in der Bundesliga (33-mal für Braunschweig) und 2. Liga (170 Einsätze) erprobter Spieler. Der 36-Jährige füllte die ihm zugedachte Führungsrolle bei den Grün-Weißen mit viel Mentalität, fünf Toren und neun Assists aus und ist auch für 2023/24 "mein verlängerter Arm auf dem Platz", wie Pfeiffer unterstreicht.

Neue mit geballter Ladung an Erfahrung

In der kommenden Spielzeit gesellt sich nun weitere geballte Erfahrung dazu. Mit Hanno Behrens (u.a. 33 Bundesligaspiele für Nürnberg), Ulrich Taffertshofer (58 Zweitliga-Einsätze für Osnabrück) und Jan-Marc Schneider (57 Zweitliga-Partien für St. Pauli und Regensburg) hat Lübeck gestandene Profis an Land gezogen, die schon höherklassig agiert haben, Sören Reddemann kennt sich zumindest in der 3. Liga mit bislang 140 Partien für Halle, Chemnitz und Wiesbaden bestens aus.

Lübeck bringt also viel Erfahrung auf den Platz - allerdings nicht daneben. Aufstiegstrainer Pfeiffer ist mit 32 Jahren sehr jung und unerfahren, erhält aber trotz seines Alters und auch einer fehlenden Fußballlehrer-Lizenz mit angekündigten DFB-Sanktionen das Vertrauen von Sebastian Harms. Der Sportvorstand hat den 47-jährigen Ex-Bundesliga-Profi und langjährigen HSV-Jugendtrainer Bastian Reinhardt daher Pfeiffer als Co-Trainer an die Seite gestellt.

Defensive als Schlüssel

1. Spieltag

"Der Schlüssel zum Erfolg ist immer die Defensive", ließ Grupe wissen, das sieht auch Boland so: "Wir werden hinten gut stehen müssen, nur mit einer stabilen Defensive kann man weit kommen." In der Regionalliga hat das gut geklappt, stellte der VfB doch mit 29 Gegentoren die beste Abwehr der Liga. Der fehlt es aber zunächst an Tempo, weil im Zentrum Niklas Kastenhöfer (Kreuzbandriss) nicht zur Verfügung steht. Fehlen werden zum Start der Saison auch Behrens (Rückstand) und Torjäger Drinkuth (Knie-OP), wenn es am 5. August gegen Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen nach zwei Jahren Abstinenz im Profifußball wieder um Punkte geht.

Für Drinkuth steht mit Cyrill Akono ein Rückkehrer im Sturm bereit. Der 23-Jährige ist nach Stationen beim BVB II und in Verl mit 56 Spielen und zwölf Toren zurück bei den Grün-Weißen, für die er 2020/21 16-mal auflief und dreimal netzte. Aufstiegstorschütze Thiel lief nach einem Jahr in Münster schon vergangene Saison wieder an der Lohmühle auf. Bleiben aus dem damaligen Abstiegskader noch Grupe, Morten Rüdiger und Boland, die es 2023/24 mit Lübeck nun besser machen wollen.

Andreas Niklaus

Die Heimtrikots der Drittligisten für die Saison 2023/24