Fouls prägten die erste Hälfte des Rückspiels zwischen Chelsea und Porto, Torchancen waren dagegen Mangelware. Umso erstaunlicher, dass Schiedsrichter Clement Turpin (Frankreich) im ersten Durchgang ohne eine einzige Verwarnung auskam. Porto, das im Vergleich zum Liga-Sieg in Tondela dreimal Personal tauschte (Mbemba, Olivieria und Marega für Diogo Leite, Evanilson und Martinez), begann mutig und offensiv und brachte das Team von Thomas Tuchel zu Beginn durchaus ins Wanken, ohne sich jedoch viele Chancen erspielen zu können.
Bei den Blues begannen nach dem 4:1-Erfolg bei Crystal Palace Thiago Silva, Kanté und James für Zouma, Hudson-Odoi (beide auf der Bank) und den verletzten Kovacic - und die hatten vor allem in den ersten 20 Minuten große Probleme mit den aggressiv anlaufenden Portugiesen, die somit jeglichen überlegten Spielaufbau zunichte machten. Die Engländer meldeten sich erstmals nach sieben Minuten in der Offensive an, doch Havertz' Abschluss wurde abgefälscht und verfehlte das Tor deutlich. Auf der anderen Seite sorgte Keeper Mendy mit einem bösen Fehlpass zu Corona kurz für Aufregung, doch Jorginho klärte geistesgegenwärtig (11.).
Mehr Grätschen, weniger Schüsse
Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs erhöhte sich die Anzahl der Fouls - vor allem im Mittelfeld - immer weiter, während Torraumszenen kaum noch zu sehen waren. Auch, weil beide Teams sehr diszipliniert verteidigten und dem Gegner kaum eine Lücke boten. James (18.) und Corona (33.) schossen weit daneben, während diverse Versuche aus der Distanz auf beiden Seiten abgeblockt wurden. Leistungsgerecht ging es mit einem torlosen Remis in die Pause, was Porto durchaus noch Hoffnung für den zweiten Durchgang ließ.
Champions-League-Viertelfinale, Rückspiele
15 Sekunden dauerte es nach Wiederanpfiff, bis Turpin dann doch die erste Gelbe Karte der Partie zücken musste: Oliveira stoppte Pulisic in vollem Lauf. Ansonsten änderte sich wenig, bis darauf, dass Chelsea nun das aktivere Team war. Diesen Vorteil konnten die Londoner aber auch nicht in Torchancen ummünzen. Erst Chilwell legte schön für Pulisic quer, doch der ehemalige Dortmunder traf den Ball sieben Meter vor dem Tor nicht richtig - die Kugel flog in Richtung Eckfahne (54.). Erst nach 65 Minuten brachte der erste Akteur einen Abschluss aufs Tor: Otavio chippte den Ball toll auf die rechte Strafraumseite, wo Corona direkt an den Elfmeterpunkt zurücklegte. Dort stand der nur Minuten zuvor eingewechselte Taremi und köpfte in Richtung rechtes Toreck, doch Mendy war auf dem Posten und parierte.
Fallrückzieher-Tor im letzten Moment - Chelsea erstmals seit sieben Jahren im Halbfinale
Den Portugiesen lief langsam, aber sicher die Zeit weg, die meisten Angriffe wurden jedoch weiterhin im Keim erstickt. Die Blues standen weiter gut und ließen nichts zu. Für den deutschen Nationalspieler Timo Werner sprang dennoch keine Einsatzminute heraus. Erst in der Nachspielzeit sollte das Highlight der Partie folgen: Der eingewechselte Taremi knallte eine schöne Flanke aus zehn Metern per formvollendeten Fallrückzieher in die Maschen. Das sollte jedoch den ersten CL-Halbfinaleinzug des Teams von Tuchel seit sieben Jahren auch nicht mehr verhindern. Der Vorsprung aus dem Hinspiel und die konsequenten Defensivleistung genügten, um ein insgesamt zu ungefährliches Porto aus dem Wettbewerb zu werfen. Die Blues treffen damit auf den Sieger des Duells Real Madrid gegen Liverpool (Mittwoch, ab 21 Uhr, LIVE! bei kicker). Das Hinspiel endete 3:1 für die Königlichen.
Zunächst steht für Chelsea aber das Halbfinale des FA-Cup gegen Manchester City am Samstag (18.30 Uhr) an. Porto spielt ebenfalls am Samstag (19 Uhr) in der Liga bei Nacional Funchal.