Nationalelf

Die Besonderheit an Andreas Brehmes WM-Final-Elfmeter 1990

"Mit links härter, mit rechts platzierter"

Bruder Beidfuß: Die Besonderheit an Brehmes Final-Elfmeter 1990

Sicher vom Punkt - mit beiden Füßen: Andreas Brehme.

Sicher vom Punkt - mit beiden Füßen: Andreas Brehme. Getty Images, imago images

Als sich Andreas Brehme am 8. Juli 1990 in Rom durch sein Elfmeter-Siegtor im WM-Finale gegen Argentinien in die deutschen Fußball-Geschichtsbücher schoss, kommentierte sich auch Gerd Rubenbauer dorthin. Diesen alles entscheidenden Strafstoß in der 85. Minute begleitete er gemeinsam mit Co-Kommentator Karl-Heinz Rummenigge emotional und doch sachlich, ausgelassen und doch prägnant.

Ein Satz aber, den Rubenbauer aussprach, als Brehme das Runde bereits im Eckigen untergebracht hatte, war dann vielleicht doch ein bisschen gewagt. "Alles wie gehabt", rief Rubenbauer, "mit rechts flach ins linke Eck." Konnte man sich bei Brehme, der am Dienstag im Alter von 63 Jahren viel zu früh verstorben ist, da wirklich sicher sein?

Zum Thema

Rubenbauer dachte wahrscheinlich an Deutschlands Halbfinale gegen England zurück, das wenige Tage zuvor ins Elfmeterschießen gegangen war. Brehme war als erster deutscher Schütze angetreten und hatte verwandelt - mit rechts flach ins linke Eck. Daran konnte man sich orientieren.

Die Frage, welcher Fuß sein starker ist, beantwortete Brehme ausweichend

Allerdings, und das ist in der bisherigen WM-Geschichte mindestens seit der genauen Datenerfassung 1966 einzigartig, hatte er vier Jahre zuvor in Mexiko, im Viertelfinale gegen den Gastgeber, schon einmal im Elfmeterschießen zugeschlagen. Und zwar mit links, ziemlich genau in die Mitte.

Es ist eine einmalige Besonderheit, die wunderbar zu Brehme passt, der einer der vielseitigsten und wahrscheinlich der beidfüßigste Klasse-Fußballer war, den Deutschland bisher hervorgebracht hat. "Mit links härter, mit rechts platzierter", antwortete er gerne auf die Frage, mit welchem seiner schussgewaltigen Beine er es denn nun eigentlich besser konnte.

Beckenbauer und Matthäus uneins - "Eine kluge Entscheidung, Brehme schießen zu lassen"

alle Videos in der Übersicht

Mit Präzision war es bei seinem mit links verwandelten Elfmeter in Mexiko in der Tat nicht weit her gewesen. Auch bei den beiden Freistößen, die er in den WM-Halbfinals 1986 gegen Frankreich und 1990 gegen England verwandelte, wählte er den linken Fuß - und Gewalt. 1986 konnte der französische Schlussmann Joel Bats den Ball nicht festhalten, 1990 wurde Brehmes Schuss auch wegen seiner Wucht unhaltbar für Peter Shilton abgefälscht.

Im Endspiel im Stadio Olimpico aber, als es fünf Minuten vor Schluss beim Stand von 0:0 einen Elfmeter gab und Lothar Matthäus nicht schießen wollte, stand Brehme dem argentinischen "Elfmetertöter" Sergio Goycochea gegenüber. Der hatte seine Mannschaft mit seinen Elfmeterparaden schon im Viertelfinale gegen Jugoslawien und im Halbfinale gegen Italien eine Runde weiter gebracht. Wenn Goycochea eine Ecke hatte, dann hatte er meistens auch den Ball. Also fort mit dem linken Hammer und der rohen Gewalt. Brehme schoss mit rechts. Platzierter ging es kaum.

nba

Titel, Tränen und zwei starke Füße: Andreas Brehmes Karriere in Bildern