Die Niederlage deutete sich bereits in einer aus deutscher Sicht indiskutablen ersten Hälfte an, in der die Südamerikanern in nahezu allen Belangen überlegen waren. Nach der Pause steigerten sich die deutschen Olympia-Fußballer und sorgten trotz Unterzahl für Spannung, konnten die 2:4-Niederlage aber nicht mehr verhindern. Damit steht die Elf von DFB-Coach Stefan Kuntz in der Gruppe D bereits unter Druck. Am Sonntag (13.30 Uhr MESZ) gegen Saudi-Arabien sowie am kommenden Mittwoch gegen die Elfenbeinküste (10 Uhr MESZ) sollten Siege her, um die Chancen auf die K.-o.-Runde zu wahren.
Von Beginn an lief die deutsche Mannschaft, in der mit Stach (Geuther Fürth), Raum (Hoffenheim), Pieper (Bielefeld) und Maier (Hertha) vier U-21-Europameister standen, der Musik in Yokohama hinterher. Die Brasilianer waren individuell besser ausgestattet, in den Zweikämpfen präsenter und auch gedanklich ihren deutschen Gegenspielern meistens einen Schritt voraus. Weder Kapitän Arnold (Wolfsburg) noch der routinierte Angreifer Kruse (Union) konnten dem deutschen Spiel in den ersten 45 Minuten auch nur ansatzweise Sicherheit und Struktur verleihen.
Hattrick Richarlison - Müller pariert Elfmeter
Abstimmungsprobleme offenbarten alle Mannschaftsteile, doch besonders die deutsche Abwehr wackelte bedenklich. Die beiden brasilianischen Angreifer Matheus Cunha und Richarlison bekam die deutsche Defensive überhaupt nicht in den Griff. Besonders Everton-Legionär Richarlison durfte schalten und walten, wie er wollte. Der 24-Jährige bedankte sich für die Freiheiten mit drei Toren vor der Pause (8., 22,. 30.). Einzig Keeper Müller war es zu verdanken, dass der Rückstand nach 45 Minuten nicht noch höher ausfiel. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte parierte der Stuttgarter einen Strafstoß von Matheus Cunha und verhinderte damit das 0:4 (45.+2).
Mit Hertha Torunarigha für Pieper - der Bielefelder erwischte einen rabenschwarzen Tag - betrat die deutsche Elf wieder den Rasen. Die deutsche Olympia-Auswahl konnte die Partie nun offener gestalten, gefährlicher waren zunächst aber weiterhin die Brasilianer. In der 52. Minute musste erneut Müller ran, der VfB-Keeper parierte gegen Matheus Cunha.
Trotz Unterzahl: Amiri und Ache sorgen für Spannung
Doch durch ein Geschenk des brasilianischen Keepers keimte beim 'Team D' Hoffnung auf: In der 57. Minute zog Amiri aus zentraler Distanz kurz vor dem Strafraum ab, Santos ließ den Ball über die Hände ins Netz flutschen. Nur kurze Zeit später musste die deutsche Mannschaft allerdings einen weiteren Rückschlag hinnehmen: Arnold sah nach Duell mit Dani Alves seine zweite Gelbe Karte und musste in der 63. Minute den Platz verlassen - eine extrem harte Entscheidung.
Doch auch in Unterzahl bewies die deutsche Mannschaft Moral. Brasilien kontrollierte mit einem Mann mehr zwar das Geschehen und nutzte die Situation, um etliche Spieler für die kommenden Aufgaben gegen die Elfenbeinküste am Sonntag (13.30 Uhr MESZ) und Saudi-Arabien am kommenden Mittwoch (10 Uhr MESZ) zu schonen. Doch die Südamerikaner warfen den Verwaltungsmodus zu früh an: In der 83. Minute war es der Frankfurter Ache, der per Kopf den 2:3-Anschlusstreffer erzielte und für eine spannende Schlussphase sorgte. Das deutsche Team schnupperte nun an einer Überraschung, suchte die Offensive und entblößte dafür die Defensive. Dies nutzten die Brasilianer aus, Paulinho war es letztendlich, der in der Nachspielzeit (90.+4) den Schlusspunkt setzte.