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Bordeaux am Abgrund: Petkovic muss Spieler von Angst befreien

Zuletzt ein 0:6 in Rennes und Abstiegsplatz - Kommt bald Henry?

Bordeaux am Abgrund: Trainer Petkovic gelingt es nicht, Spieler "von Angst zu befreien"

Richtungswechsel gefordert: Aktuell steuert Bordeaux-Trainer Vladimir Petkovic in die falsche Richtung.

Richtungswechsel gefordert: Aktuell steuert Bordeaux-Trainer Vladimir Petkovic in die falsche Richtung. AFP via Getty Images

Dreimal französischer Meister in den 80er Jahren, 1999 und 2009, früherer Dauergast in Europa, vor drei Jahren noch in der Europa League: Girondins Bordeaux, eigentlich einer der größten Vereine Frankreichs, steuert in dieser Saison dem Abgrund entgegen. Unter dem eigentlich als Hoffnungsträger gekommenen Schweizer Trainer Vladimir Petkovic gab es zuletzt ein deftiges 0:6 in Rennes und selbst die scheinbar nicht enden wollende Ungeschlagen-Serie daheim gegen Olympique Marseille riss zuletzt nach unglaublichen 44 Jahren.

So stehen die Bordelais in der Ligue 1 auf Abstiegsplatz 19, mit nur drei Siegen aus 21 Spielen und dem Tiefstwert von 50 Gegentoren. Petkovic resümierte zuletzt erschüttert: "Ich habe es nicht geschafft, die Spieler entscheidend zu pushen, ihnen zu helfen, sich von der Angst zu befreien. Wenn man Angst hat, kann man nicht Fußball spielen. Wir hatten Angst vor uns selbst."

- Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Paris St. Germain Paris St. Germain
86
2
Olympique Marseille Olympique Marseille
71
3
AS Monaco AS Monaco
69

Die Gründe sind vielfältig: Der Verein betreibt seit einigen Jahren eine Misswirtschaft mit fragwürdiger Personalpolitik. Zu Jahresbeginn 2022 kamen 21 positiv auf Corona geteste Spieler zu den Problemen hinzu. Doch mit wie auch ohne viele Stammspieler stimmen die Resultate nicht. Dabei schien die Verpflichtung des Schweizer Nationaltrainers Petkovic ein Glücksgriff. Wenige Tage zuvor erst hatte dieser schließlich die französische Nationalmannschaft im Elfmeterschießen aus der EM "gecoacht".

Freigestellter Koscielny widerspricht Trainer Petkovic

Um die nächste Saison zu finanzieren, egal ob in der Ligue 1, 2, oder sogar der National 3 (5. Liga), sucht Klubeigner Gerard Lopez noch nach Investoren. Aktuell haben die Girondins ein Defizit von 64 Millionen Euro, der immer wahrscheinlicher werdende Abstieg wäre eine Katastrophe, die wohl in der 5. Liga enden würde. Lopez hatte zuletzt von Januar 2017 an den Lille OSC inne. Unter seiner Führung kamen die Doggen vom Abstiegskampf in die Champions League. Im Dezember 2020 war dann jedoch Schluss, wegen Schulden von über 120 Millionen Euro musste er gehen. Als Lille dann im Sommer 2021 bekanntermaßen französischer Meister wurden, stieg Lopez neu in Bordeaux ein, übernahm von einer US-amerikanischen Investmentgesellschaft. Damit sein Investment nicht wie im Norden auch im Westen scheitert, wurden nun sechs Spieler aussortiert.

Unter ihnen ist auch der ehemalige französische Nationalspieler Laurent Koscielny, der laut L'Equipe drei Millionen Euro im Jahr verdienen soll. Dem Team mangele es an interner Führung, hatte Petkovic erklärt, Koscielny bestritt das: "Es liegt eher an meinem Temperament", sagte der 36-Jährige.

Fortschritt soll bald der frühere französische Nationaltorhüter Gregory Coupet bringen und Torwarttrainer der Girondins werden. Wenn auch das nicht fruchtet, könnte Cheftrainer Petkovic vor dem Aus stehen. Als Nachfolger bringt L'Equipe die französische Fußball-Legende Thierry Henry ins Spiel, aktuell Co-Trainer Belgiens und TV-Experte bei Amazon in Frankreich. 

kon

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