2. Bundesliga

Arminia Bielefeld: Frust nach VAR-Desaster

Petersen rechtfertigt, "Collinas Erben" analysieren

Bielefeld: Frust nach VAR-Desaster

Szene vom Freitagabend: Schiedsrichter Martin Petersen am Monitor.

Szene vom Freitagabend: Schiedsrichter Martin Petersen am Monitor. IMAGO/Zink

Die Sinnfrage zum Videoassistenten, die den deutschen Fußball und zuletzt auch die europäischen Wettbewerbe bestimmte, hat spätestens seit Freitagabend auch Ostwestfalen erreicht. Anlass: Die späte und fragwürdige Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Martin Petersen und die unrühmliche Rolle des VAR, was in letzter Sekunde nach 90 plus acht Spielminuten schließlich zum 2:2 des 1. FC Nürnberg durch Erik Shuranov bei Arminia Bielefeld führte.

Ein nicht unverdienter, aber im Zustandekommen äußerst glücklicher Punktgewinn für die Franken nach einer Entscheidung, die bei den Gastgebern für großen Frust sorgte. "Er hatte keine böse Absicht gegen Arminia", hielt Bielefelds Trainer Uwe Koschinat zwar zum Schiedsrichter fest, schob dann aber nach: "Die Entscheidung hätte so nicht zustande kommen dürfen." Eine Einschätzung zum Prozedere, das im Übrigen - bei aller Freude über den spät errungenen Punkt - auch Vertreter der Gäste durchaus teilten.

Keine krasse Fehlentscheidung

Die Chronologie der Ereignisse: In der dritten Minute der Nachspielzeit will sich Nürnbergs Florian Hübner bei einem Eckball des FCN im Strafraum lösen. Gegenspieler Benjamin Kanuric fährt leicht den Arm aus, es kommt zum Kontakt, Hübner fällt und gestikuliert. Petersen winkt zunächst ab, nimmt dann aber Verbindung zum VAR auf - um, wie er später erklärt, zu ermitteln, ob das Halten nicht - wie er glaubt - vor der Ausführung des Eckballs, sondern während der laufenden Szene stattgefunden habe. Petersen, bis dahin ein wohltuend großzügiger, sicherer Leiter, läuft zum "On-Field-Review" an den Monitor, schaut sich die Szene mehrfach schulterzuckend an und kommt nach Minuten des Wartens zu dem Schluss: "Nach Sichtung der Bilder hat das Halten für einen Elfmeter gereicht."

Die Frage, die sich die Zuschauenden im Stadion und am TV stellten: Rechtfertigte die vergleichsweise harmlose Szene zwischen Kanuric und Hübner sowie die keinesfalls krass falsche Entscheidung Petersens, weiterlaufen zu lassen, tatsächlich einen VAR-Eingriff? Schließlich soll die Schwelle hierfür hoch liegen.

Die renommierten Schiedsrichter-Analytiker "Collinas Erben" skizzieren mit ihrem Aufklärungsversuch das ganze Desaster, das dadurch zunächst freilich noch komplizierter anmutet und viele Betrachter ratlos zurücklässt: Hübner falle leicht, Petersens Entscheidung auf Weiterspielen sei vertretbar, kein Einschreiten erforderlich gewesen. Petersens Rechtfertigung, er habe die Wahrnehmung gehabt, der Ball sei beim Ende des Haltens noch nicht im Spiel gewesen und darauf habe sich auch sein Abwinken bezogen, leitet zu der Frage: Ball im Spiel oder nicht? Dies wiederum führte den Referee angeblich zum Monitor, welcher zu allem Unglück auch noch dreimal technisch ausgefallen sei, und zu seiner finalen Entscheidung, den Elfmeter zu geben. Bei einem Foul vor Ausführung des Eckballs dagegen hätte dieser lediglich wiederholt werden müssen.

Undurchsichtig bleibt, warum es überhaupt zum quälend langen On-Field-Review mit all seinen Begleiterscheinungen, die die Akzeptanz der technischen Hilfsmittel weiter schwächen, kommen musste. Laut "Collinas Erben" hätte ein Hinweis des VAR per Funk an Petersen, dass der Ball im Spiel war, für die faktische Entscheidung gereicht. Denn den regelwidrigen Zweikampf selbst hatte der Schiedsrichter ja nach eigener Aussage wahrgenommen ...

Michael Richter

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