Champions League

Bernats Weg nach Hoeneß' Demontage: "PSG war kein Rückschritt"

Warum Tuchel ihn unbedingt behalten will

Bernats Weg nach Hoeneß' Demontage: "PSG war kein Rückschritt"

Am Sonntag erstmals Champions-League-Sieger? Juan Bernat, rechts mit seiner "Man of the Match"-Trophäe nach dem 2:0-Sieg gegen Dortmund im Achtelfinale.

Am Sonntag erstmals Champions-League-Sieger? Juan Bernat, rechts mit seiner "Man of the Match"-Trophäe nach dem 2:0-Sieg gegen Dortmund im Achtelfinale. imago images/picture alliance/Getty Images

Als Juan Bernat am 31. August 2018 zu Paris St. Germain wechselte, stand in der Pressemitteilung der Bayern nirgends, dass er ihnen fast die Champions League gekostet und überhaupt einen "Scheißdreck" gespielt habe. "Juan war stets ein Musterprofi und hatte großen Anteil an den acht Titeln, die wir mit ihm gewonnen haben", war der damalige Sportdirektor Hasan Salihamidzic stattdessen zitiert worden. Das mit dem "Scheißdreck" kam etwas später.

Nicht einmal zwei Jahre ist es her, dass die Bayern-Bosse ihre unvergessene "Geht's eigentlich noch?"-Pressekonferenz abhielten, bei der Bernat unvermittelt in den Mittelpunkt gerückt war. "Das Wohl und Wehe des FC Bayern hängt nicht davon ab, dass wir Juan Bernat nach Paris verkauft haben", belehrte Uli Hoeneß im Oktober 2018 die Journalisten. "Als wir in Sevilla gespielt haben (CL-Viertelfinale 2017/18, d.Red.), war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden waren. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben, weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hat."

Bernat reagierte elegant auf Hoeneß' Abrechnung - heute schwärmt Tuchel

An dem Tag, an dem die Bayern eigentlich effektvoll mehr Respekt für ihre Spieler einfordern wollten, gipfelte Hoeneß' Demontage in der Anmerkung, Bernat, der in vier Jahren 112 Pflichtspiele für den FCB bestritten hatte, habe "einen Scheißdreck gespielt, auf Deutsch gesagt". Während Hoeneß diese Aussagen schon bald "sehr leid" taten, hatte Bernat elegant reagiert ("Mir wurde schon als Kind beigebracht, dankbar zu sein") - und danach einfach weiter Fußball gespielt.

Nun gehört der 1,70 Meter kleine, beidfüßige Linksverteidiger sicher nicht zu Glamourösesten im Kader von Paris St. Germain, und ganz sicher hat er PSG auch nicht alleine ins Champions-League-Finale geführt; und doch ist es auch sein Werk, dass sein Team dem FC Bayern am Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) den Titel streitig macht. Unter Trainer Thomas Tuchel ist der spanische Nationalspieler links hinten gesetzt, weil er "die Fähigkeit besitzt, Lösungen zu finden", eine "tolle Mentalität hat" und einfach ein "herausragender Spieler ist".

Am liebsten trifft Bernat in der Champions League - jetzt sogar per Kopf

Bernat verkörpert das, was den Parisern so lange fehlte und sie jetzt so stark macht: Er ist zuverlässig, er unterstützt die Kollegen, er fügt sich ein in eine Mannschaft, die dieses Wort inzwischen mit Leben füllt. Im Halbfinale gegen RB Leipzig erzielte er sogar den 3:0-Endstand - sein erstes Profitor mit dem Kopf, aber beileibe nicht sein erstes in diesem Wettbewerb. Sechsmal traf er bislang für PSG, fünfmal davon in der Champions League.

Die Bayern hatten Bernat 2014 für zehn Millionen Euro aus Valencia geholt und 2018 für fünf Millionen Euro verkauft. Und doch kann vor dem Finale niemand widersprechen, wenn Bernat sagt: "Als ich Bayern verlassen haben, war das kein Rückschritt." Bayern winkt am Sonntag das Triple, PSG das Quintuple nach Supercup, Ligapokal, Pokal und Meisterschaft.

Im kommenden Jahr läuft Bernats Vertrag aus, und auch wenn er wohl nicht ganz an David Alabas Stellenwert in München heranreicht: Es bahnt sich auch in Paris ein Poker an. Die ersten beiden Offerten soll er erst mal abgelehnt haben. Sicher ist: PSG will ihn unbedingt behalten.

Jörn Petersen

Einer überragt alle: Die Noten zu Leipzig gegen PSG