Xavi, Barcelonas im Sommer scheidender Trainer, hatte nach dem 1:0-Erfolg in La Liga gegen Mallorca und vor diesem für den weiteren Saisonverlauf wichtigen Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Napoli auch an die eigenen Fans appelliert. Der Grund: Da das Camp Nou zu diesem Zeitpunkt renoviert worden war, waren die Katalanen gewzungen, ins Estadi Olimpic Lluis Companys (Olympiastadion) umzuziehen.
"Es muss sich anfühlen wie Camp Nou", hatte der Coach formuliert - und musste obendrein auf wichtige Kräfte wie Gavi (Kreuzbandriss), de Jong (schwere Verstauchung des Außenbandes im rechten Knöchel) und Pedri (Oberschenkelverletzung) verzichten.
Doppelschlag der Katalanen
Doch der personelle Schwund tat der Spielweise ebenso wie das veränderte Heimstadion keinen Abbruch. Vielmehr riss der FC Barcelona das Spielgeschehen nach kurzer Abtastphase an sich, dominierte, ließ den Ball fein laufen und schlug obendrein gleich doppelt zu. Los ging's in Minute 15: Nach einem klugen Raphinha-Querpass in den Rücken der SSC-Abwehr ließ Lewandowski zunächst clever für Fermin durch - und der erst 20-jährige Spanier, ohnehin sehr präsent trotz noch nicht allzu großer Profierfahrung (21 La-Liga-Auftritte), vollstreckte humorlos ins linke untere Eck. Zwei Zeigerumdrehungen später scheiterte Raphinha mit einem Schlenzer am Innenpfosten, doch Joao Cancelo passte auf und staubte aus kürzerer Distanz ins leere Gehäuse zum gefeierten 2:0 ab. Lautstark ging's so auch auf den Rängen zu.
Napoli kommt auf
Champions League, Achtelfinal-Rückspiele
Doch mit der Zeit sollte es nicht bei der Dominanz bleiben, was besonders an der 30. Minute lag. Hier nämlich schlug Francesco Calzonas Team - zuletzt in der Serie A nur mit einem 1:1 gegen Torino zur Stelle - eiskalt mit dem Anschlusstreffer zu. Innenverteidiger Rrahmani baute selbst auf, lief durch, erhielt einen sauberen Querpass von Politano und vollstreckte eiskalt sowie für ter Stegen unhaltbar.
Um ein Haar gelang den Süditalienern sogar das 2:2, doch hier scheiterte SSC-Kapitän di Lorenzo mit einem gefährlichen Kopfball an einer starken Tat von ter Stegen (34.). Der DFB-Torwart war obendrein nochmals gegen di Lorenzo (Schuss aus spitzem Winkel in der 37.) gefragt.
Lewandowskis Abstauber bucht das Ticket
Kurzum: Ab der 30. Minute war das Spiel wieder ausgeglichen und damit mit mächtig Spannung für den zweiten Durchgang versehen. In diesem hatten sofort wieder die Neapolitaner das Sagen: Erst verfehlte Kvaratskhelia mit einem Schlenzer das 2:2 nur hauchzart (47.), ehe Osimhen im Strafraum einen leichten Treffer bekam - und fiel. Es gab aber keinen Strafstoß (50.). Und erst, als Politanos als Flanke getarnter Torschuss in den Armen von ter Stegen gelandet war (54.), konnte sich auf der anderen Seite auch mal der FCB wieder anmelden. Hier parierte allerdings auch SSC-Keeper Meret den gefährlichen Abschluss von Raphinha (55.).
In dieser Phase waren allerdings klar die Süditaliener am Drücker, verzeichneten noch durch Zambo Anguissa eine gute Möglichkeit (63.).
War mit dem alles entscheidenden 3:1 zur Stelle: FCB-Stürmer und Ex-Münchner Robert Lewandowski. AFP via Getty Images
Und doch war es irgendwann auch eine Kraftfrage, sodass mit fortschreitender Zeit wieder mehr von den Katalanen zu sehen war. Über den extrem sicher agierenden Innenverteidiger Cubarsi (17 Jahre), den nimmermüden Lamine Yamal (16) oder auch Einwechselspielern wie Sergi Roberto (32) ließen die Gastgeber die Kugel wieder schneller, sicherer, feiner laufen. Gute Chancen für Gündogan (74.) und Lamine Yamal (78.) inklusive, ehe sich für Napoli plötzlich die Top-Chance aufs 2:2 ergab. Doch der gebrachte Ex-Frankfurter Lindström setzte einen Kopfball aus nächster Nähe rechts vorbei (80.). Das rächte sich: Nach einer tollen Passstafette nämlich staubte Lewandowski kurze Zeit später zum entscheidenden 3:1 ab (83.). Damit war die Messe gelesen, auch weil den Kampaniern schlicht die Genauigkeit fehlte an diesem Abend. Oliveras Lattenschuss (89.) und Kvaratskhelias links vorbei gesetzter Abschluss aus bester Lage waren weitere Beispiele dafür (90.+3).
Somit steht der FC Barcelona letztlich verdient im Viertelfinale der Champions League - und darf sich abgesehen vom bald zugelosten nächsten Gegner in der Königsklasse (Auslosung am Freitag, 15. März) auf die anstehende La-Liga-Aufgabe bei Atletico Madrid (Sonntag, 21 Uhr) freuen. Die ausgeschiedenen Neapolitaner haben das Duell mit Serie-A-Krösus Inter Mailand vor der Brust (Sonntag, 20.45 Uhr).