Dass der Druck auf den FC Barcelona vor diesem Rückspiel gegen Inter Mailand nach dem jüngsten 0:1 groß gewesen war, war durchaus von Anfang an zu erkennen an diesem 4. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase: Denn die heimische Blaugrana tat sich zu Beginn schwer, kam noch nicht zu ihrem gewohnten Pass- sowie Offensivspiel - und damit erst recht nicht zu großen Möglichkeiten. Abgesehen von einer Kopfballchance für Lewandowski, dessen Abschluss aber auf der Linie von Mkhitaryan geklärt wurde (9. Minute).
Im Umkehrschluss bedeutete das: Inters Trainer Simone Inzaghi, der nach schwierigem Serie-A-Start am Wochenende einen wichtigen 2:1-Auswärtserfolg bei Sassuolo Calcio notiert hatte, konnte mit seiner Truppe zufrieden sein. Die Abwehrreihe - erneut bestehend aus den Recken Skriniar, de Vrij und Bastoni - stand sicher. Und nach vorn ging etwa über den agilen Dumfries in Verbindung mit Barella oder Lautaro Martinez anfänglich einiges. So traf Routinier Dzeko nach tollem Calhanoglu-Freistoß etwa die Latte, von der der Ball genau auf der Torlinie aufkam (17.) - Mkhitaryan (25.) und Dumfries (28.) verzweifelten derweil an guten Paraden von ter Stegen.
Zu schnell für Inter: Dembelé vollendet Barça-Kombination
Gruppe c - 4. SPieltag
Mit fortschreitender Zeit drückte das vom langjährigen Mittelfeld-Ass Xavi trainierte Barça - in La Liga 1:0 gegen Celta Vigo - das eigene Spiel aber durch. Über die beiden Routiniers Piqué und Busquets wurde der Ball überlegt verteilt und schnell nach vorn getrieben.
Die logische Folge war das 1:0, nachdem zunächst noch der früher in Barcelona ausgebildete Inter-Keeper Onana gegen Dembelé pariert (26.), nach ungenügender Parade gegen Sergi Roberti vor Lewandowski gerettet (30.) und Gavi mit einer reflexartigen Handbewegung gestoppt hatte (39.). In der 40. Minute passte hier Raphinha bärenstark auf Sergi Roberto, der wiederum weiterleitete auf den freistehend zur Führung einschießenden Dembelé.
Piqué und Garcia helfen Inter auf dem Weg zum 2:1
Damit war der Sachverhalt in Zusammenrechnung mit dem Hinspielergebnis pari vor den zweiten 45 Minuten, in denen sich die Nerazzurri allerdings bärenstark zurückmelden sollten - mit gütiger Mithilfe einer teils katastrophal verteidigenden Hintermannschaft aus Katalonien. Zunächst schätzte der 35-jährige Piqué einen langen Bastoni-Ball völlig falsch ein, winkte ab und vergaß so komplett den nicht im Abseits stehenden Barella, der sich mit dem 1:1-Ausgleich unter die Latte artig bedankte (50.).
Nach zwei starken Paraden von ter Stegen (56. gegen Calhanoglu und 57. gegen Dumfries) war es dann Piqués Nebenmann Garcia, der sich von einer einfachen Brustannahme von Lautaro Martinez abkochen ließ. Der Argentinier schloss ab und traf mithilfe des linken und rechten Innenpfostens zum plötzlichen 2:1, der das Camp Nou doch für Augenblicke verstummen ließ (63.).
Lewandowski hier, Gosens da - und "Lewy" wie CR7
Fortan fokussierten sich die Gäste aus Italien wieder mehr auf Abwehrarbeit, während der Druck der Gastgeber wieder stärker wurde. Vor allem Lewandowski war nun der meistgesuchte Mann, war aber zumeist auch gut gedeckt. So blieb es lange Zeit beim 1:2 aus FCB-Sicht.
Bis zur 82. Minute genauer, die eine ohnehin schon spannende und mit Highlights vollgepackte zweite Hälfte nochmals wilder machen sollte: Lewandowski gelang hier mit Glück und der mithilfe von den Unglücksraben de Vrij und Bastoni das 2:2. Als die Blaugrana dann aber alles Richtung 3:2 riskierten, wurde hinten wieder alles vergessen - allen voran von Piqué, der ein Schatten seiner früheren Weltklasse war. Einen weiten Onana-Abschlag ließ der Abwehrchef einfach passieren und Lautaro davoneilen. Der Argentinier passte überlegt ins Zentrum, wo der zur Schlussphase eingewechselte deutsche Nationalspieler Gosens hinkam - und frei vor seinem DFB-Kollegen ter Stegen zum 3:2 traf (89.). Wäre es dabei geblieben, der FCB wäre vorzeitig raus aus dem Rennen ums Achtelfinale gewesen.
Hatte Barça mit seinem Treffer zum 3:2 für Inter am Rande des Knock-outs: Joker Robin Gosens. IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto
Doch Lewandowski hatte noch einen gut - und zwar in bester Cristiano-Ronaldo-Manier. Nach starker Garcia-Flanke schraubte sich der Pole hoch, stand wie der aktuell bei ManUnited spielende Portugiese so oft in seiner Karriere in der Luft und nickte die Kugel unhaltbar wie absolut sehenswert mit Nachdruck links oben zum 3:3-Endstand ins Eck (90.+2). Endstand aber auch nur deswegen, weil kurz darauf noch Mailand durch Joker Asllani, der nicht für den einschussbereiten Mkhitaryan abgelegt hatte und stattdessen an ter Stegen verzweifelt war (90.+4), das 4:3 für den FC Internazionale verpasste - wie auch Gosens kurz darauf (90.+7, ebenfalls ter Stegen).
Eine wilde Achterbahnfahrt war damit zu Ende - gepaart mit der Erkenntnis, dass Barcelona in der CL-Gruppe C dennoch vor dem Aus steht. Weiter geht es für die Teams wie folgt: Der FCB reist am kommenden Sonntag (16.15 Uhr) nach Madrid, wo El Clasico gegen den Erzrivalen und Meister Real Madrid ansteht. Inter Mailand, das in der Nachspielzeit auch noch den emotional aufgebrachten und lauthals schreienden Trainer Inzaghi mit Rot verloren hat, spielt ebenfalls am Sonntag (12.30 Uhr) - daheim gegen die US Salernitana.