Champions League

Außenseiter Roter Stern setzt auf die "Hölle von Belgrad"

Mindestens Platz drei ist realistisch

Außenseiter Roter Stern setzt auf die "Hölle von Belgrad"

Aleksandar Dragovic ist bei Roter Stern unumstrittener Abwehrchef.

Aleksandar Dragovic ist bei Roter Stern unumstrittener Abwehrchef. IMAGO/Russian Look

Die Champions-League-Gruppe von RB Leipzig ist durchaus abwechslungsreich. Da wäre Manchester City, die den Sachsen als Titelverteidiger und durch die 0:7-Klatsche im Achtelfinale der Vorsaison bestens bekannt sind. Mit Young Boys wartet direkt am Dienstagabend (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) der Schweizer Meister mit dem Ex-Bochumer Silvere Ganvoula im Sturm. Und dann ist da noch Roter Stern: Zuletzt serbischer Abo-Meister mit fanatischen Fans, die das heimische Marakana gerne mal zur "Hölle von Belgrad" machen, wie Abwehrchef Aleksandar Dragovic selbst sagt.

Dragovic ist seit seiner Kindheit Fan von Roter Stern

HEISSER SEPTEMBER FÜR ROTER STERN BELGRAD

Der 32-jährige Ex-Leverkusener hatte sich den Serben im Sommer 2021 angeschlossen und damit einen großen Traum wahrgemacht: "Mit dem Transfer ist ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen", sagte Dragovic damals.

Sein Opa ist glühender Roter-Stern-Fan und hat den Innenverteidiger schon in jungen Jahren angesteckt. "Mein Opa hat mich als Kind öfter zu den Derbys gegen Partizan mitgenommen. Wir sind am Samstag zu zweit aufgebrochen, haben am Sonntag das Spiel angeschaut und sind direkt danach zurück nach Wien gefahren. Die Stimmung bei den Spielen hat mich unglaublich fasziniert. Die ganze Polizei um das Stadion, die Pyrotechnik, die Rauchbomben. Das hat sich eingeprägt", erzählte der gebürtige Österreicher mit serbischen Wurzeln 2021 im Interview mit "Spox". 

Seit Gründung der serbischen SuperLiga im Jahr 2006 waren es immer die beiden großen Belgrader Klubs, die die Meisterschaft unter sich ausmachten. Momentan stehen beide bei acht Titelgewinnen, wobei die jüngsten fünf Saisons allesamt an Roter Stern gingen. "Wir müssen der FC Bayern Serbiens werden", sagte Generaldirektor Zvezdan Terzic angesichts der eigenen Ansprüche und legte nach: "Die besten Profis der Liga müssen bei uns spielen."

Gleichwohl lief der Start in die aktuelle Saison nach guter Vorbereitung jedoch holprig. Nach sieben Spielen stehen zwar schon fünf Siege aber auch zwei Niederlagen zu Buche. Zuletzt gab es ein 1:2 gegen Cukaricki Belgrad. Dadurch steht Erzrivale Partizan mit einem Punkt mehr und einem Spiel weniger auf Rang zwei, Roter Stern bleibt nur der dritte Platz. Tabellenführer ist momentan Backa Topola, Freiburgs Gegner in der Europa League.

Belgrader Powerfußball könnte gegen City und Leipzig nach hinten logehen

Bei noch 23 ausstehenden Spieltagen und anschließender Meisterrunde bleibt Trainer Barak Bakhar allerdings noch genügend Zeit, den Ansprüchen Terzics gerecht zu werden. Der Israeli hat Roter Stern im Sommer übernommen und steht für attraktiven Power-Fußball, ähnlich wie ihn der FC Liverpool unter Jürgen Klopp verkörpert. Ein Ansatz, der gegen defensiv- und spielstarke Teams wie Manchester City und auch RB Leipzig allerdings durchaus mit einer Gegentorflut enden könnte.

Um das zu verhindern, könnte Bakhar gegen den Titelverteidiger personelle Experimente wagen. Abwehrchef Dragovic ist gesetzt, daran gibt es keine Zweifel. Rund um ihn herum dürfte Roter Stern aber wieder zu seiner Dreierkette zurückkehren, auf die sie, abgesehen von der jüngsten Ligapleite, schon gesetzt haben. Als Starter käme dort neben Dragovic und Milan Rodic Nasser Djiga, der Anfang September aus Basel gekommen war, in Frage.

Auch in vorderster Front könnte ein Last-Minute-Zugang seine Chance bekommen. Weil der zu Saisonstart noch so starke Stürmer Jean-Philippe Krasso und auch Peter Olayinka zuletzt schwächelten, könnte Cherif Ndiaye seine Chance bekommen. Der 1,90 Meter große Mittelstürmer durfte zuletzt schon gegen Cukaricki ran.

Doch egal wie Bakhar am Ende aufstellt, Roter Stern wird gegen die Citizens als ganz klarer Außenseiter in die Partie gehen. "Von 100 Partien gegen City verliert man wahrscheinlich 99, aber vielleicht gelingt uns ausgerechnet heute diese Überraschung. Niemand setzt einen Cent auf uns, wir sollten dieses Highlight genießen", sagte Dragovic dem österreichischen Portal "heute.at".

Realistischer sind da schon Erfolgserlebnisse gegen Leipzig und Bern. Die braucht Roter Stern auf jeden Fall, wenn sie weiterkommen wollen. Ein Faustpfand: die Heimspiele. "Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen. Daheim in der Hölle von Belgrad wird es für niemanden einfach. Weder für City, noch für unsere anderen Gegner Leipzig und Bern", sagte Dragovic kämpferisch.

kon

Alle Champions-League-Teilnehmer 2023/24