Asamoah beim erfolgreichen Torschuss - Samuel das 2:1 der DFB-Elf nicht verhindern. Kicker
Nach dem 3:0 gegen Tunesien und dem damit sicher erreichten Halbfinale schonte Bundestrainer Jürgen Klinsmann neben beiden Torhütern auch Kapitän Ballack, Frings und Podolski. Zudem fehlte der Berliner Friedrich wegen Gelbsperre. Neu ins Team kamen Keeper Hildebrand, Hinkel, Schneider, Ernst und Kuranyi. Auf der anderen Seite beließ es der argentinische Coach Jose Pekerman nach dem 4:2 gegen Australien , das für die Südamerikaner gleichermaßen schon den Einzug in die Runde der letzten Vier bedeutete, bei zwei Änderungen: Für Santana und Saviola kamen Cambiasso und Tevez zum Einsatz.
Bei hochsommerlichen Temperaturen hatte Kuranyi nach fünf Minuten nach einer guten Kombination über Hinkel und Deisler die frühe Führung auf dem Fuß, schoss aber hart bedrängt aus sieben Metern über den Querbalken. Deutschland griff früh an und machte den südamerikanischen Ballartisten im Aufbauspiel das Leben schwer, provozierte schnelle Ballverluste des Gegners. Von den Argentiniern war so in der Anfangsviertelstunde im Vorwärtsgang so gut wie nichts zu sehen. Anders die Nationalelf, die vor allem immer wieder über rechts (Hinkel, Deisler) gute Szenen hatte. Einzig ein Abnehmer der teilweise gut hereingezogenen Flanken fehlte, da sich Kuranyi mit Samuel und Coloccini meist zwei Gegenspielern gegenübersah. Die Südamerikaner lösten sich nach einer Viertelstunde etwas aus der Defensive, hatten erste gefährliche Aktionen (Figueroa, 16.) und gewannen nun mehr Spielanteile. Doch just als sich die Elf um Spielmacher Riquelme anschickte, die Partie in den Griff zu bekommen, schlug Deutschland zu: Kuranyi ging aus dem Laufduell gegen Samuel als Sieger hervor und konnte von dem Defensivspezialisten nur durch ein Foul gebremst werden - Freistoß. Den trat Hitzlsperger in die Mauer, und nach Deislers Nachschuss gelangte der Abpraller zu Ernst, der von halbrechts aufs lange Eck zielte. Abgefälscht segelte der Ball an Keeper Lux vorbei zu Kuranyi, der aus kurzer Distanz volley einnetzte (29.). Doch die verdiente deutsche Führung hielt nicht lange, denn auf der Gegenseite gab es ebenfalls einen Freistoß in gefährlicher Distanz. Regisseur Riquelme führte aus und zirkelte das Leder über die Mauer ins rechte Eck - Hildebrand war ohne Abwehrchance (32.). Nach dem schnellen Ausgleich hatte Argentinien deutlich Oberwasser. Bis zum Wechsel dominierte die Pekerman-Elf das Geschehen, ohne allerdings zu zwingenden Torchancen zu kommen. Nach der Halbzeitpause kam Frings für Schneider - mit dem zukünftigen Bremer hatte das deutsche Team erneut einen neuen Kapitän. Frings führte sich blendend ein: Sein Pass aus dem Mittelfeld in die Spitze leitete Kuranyi direkt auf den halbrechts gestarteten Asamoah weiter, und der Schalker ließ Schlussmann Lux mit einem platzierten Flachschuss aus elf Metern nicht den Hauch einer Abwehrchance (51.). Kurz zuvor hatte sich Schweinsteiger mit der Gelben Karte - seiner zweiten im Wettbewerb - selbst für das Halbfinale disqualifiziert. Die "Gauchos" intensivierten in der Folge ihre Offensivbemühungen. Riquelme und der eingewechselte Aimar als Ballschlepper, Tevez als Hauptanspielstation auf dem rechten Flügel stürzten die deutsche Abwehr, in der Huth sehr aufmerksam agierte, des Öfteren in Verlegenheit. Vor allem spielerisch legten die Südamerikaner deutlich zu. So kam es, wie es kommen musste - Deutschland kam kaum mehr zu Entlastungsangriffen (Ausnahme Deisler, 67.), versuchte, den knappen Vorsprung zu verteidigen und musste den erneuten Ausgleich hinnehmen: Nach einem abgeblockten Schuss von Tevez hämmerte Cambiasso den Ball nach kurzer Vorlage von Sorin, noch leicht abgefälscht von Deisler, aus 20 Metern ins linke obere Eck (74.). Auch in der Endphase hatte die technisch klar überlegene Pekerman-Elf Vorteile. Beim DFB-Team war die Luft raus, sie kam in der zweiten Halbzeit kaum mehr zu konstruktivem Kombinationsspiel. Am Ende hielt die deutsche Defensivabteilung trotz Dauerdrucks der "Gauchos" stand und gefährliche Situationen weitgehend vom eigenen Tor fern.
Deutschland verpasste gegen Argentinien trotz zweimaliger Führung erneut einen Sieg gegen einen sogenannten großen Gegner. Nach dominanten ersten 30 Minuten und der verdienten Führung der DFB-Elf kamen die Südamerikaner postwendend zum Ausgleich und konterten auch einen neuerlichen Rückstand erfolgreich. Die Klinsmann-Elf sicherte sich durch das Remis den Gruppensieg.