Zum dritten Mal hintereinander ist Alemannia Aachen in der Regionalliga West leer ausgegangen: Gegen Tabellenführer SV Rödinghausen setzte es am Wochenende eine empfindliche 0:1-Niederlage am Tivoli. Verteidiger Jannik Löhden wollte hinterher nicht von einer Krise reden - doch die jüngste Bilanz und auch einige Aussagen aus dem Aachener Lager sprechen eine andere Sprache.
Passender Rahmen für das Topspiel der Regionalliga West: 21.200 Fans waren am Freitag ins Aachener Tivoli-Stadion geströmt - zum großen Teil, um ihre Alemannen im Heimspiel gegen Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II zu unterstützen. Nach dem 2:0-Erfolg sind beide Teams im Saisonfinale punktgleich, wobei die Borussen nach wie vor ein Spiel in der Hinterhand haben.
Mit dem 17. Spiel in Folge ohne Niederlage stellte Alemannia Aachen in der vergangenen Woche einen neuen Vereinsrekord auf. Für den Tabellenzweiten der Regionalliga West geht es aber um viel mehr: die Rückkehr auf die große Bühne. Nur die Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach spuckt dem Traditionsklub derzeit gehörig in die Suppe.
Die Tabellenführung ist weg, doch die Serie bleibt: Alemannia Aachen ist nach dem 0:0 in Verl seit neun Spielen ungeschlagen und stellt mit elf Gegentoren die beste Abwehr der Liga - gemeinsam mit dem SC Verl. Daher sprach Aachens Trainer Peter Schubert anschließend auch von einem "erwartet schweren Spiel gegen eine sehr heimstarke Mannschaft." In der Liga ist nun erst einmal Pause für die Alemannen, denn am Freitag steht der Mittelrhein-Pokal auf dem Programm.
Die Vorbereitung läuft bereits auf Hochtouren, der Kader steht. Alemannia Aachen geht unter sichtbar anderen Voraussetzungen in ihre zweite Regionalliga-Saison. Während vor einem Jahr nach dem Absturz aus der 3. Liga und bei laufendem Insolvenzverfahren der Kader mühsam zusammengesucht werden musste, sind diesmal alle potenziellen Leistungsträger bereits an Bord.
Alemannia Aachens Kader für die neue Spielzeit nimmt Konturen an. Von den Sportfreunden Lotte wechselt Dominik Ernst an die Krefelder Straße. Tim Lünenbach und Aimen Demai verlängern ihre Verträge. Aus den eigenen Nachwuchsmannschaften stoßen Marvin Brauweiler, Sebastian Wirtz und Tobias Mohr in der neuen Saison zum Kader der ersten Mannschaft.
Als Aimen Demai am 7. August 2012 zur Halbzeit des Spiels beim 1. FC Saarbrücken ausgewechselt wurde, da ahnte er nicht, dass dies für lange Zeit sein letztes Pflichtspiel sein würde. Erst 19 Monate später und eine Liga tiefer sollte er zurückkehren. "Es ist ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen", so der Tunesier nach dieser englischen Woche. Die verlief zwar mit den Partien gegen Siegen (0:0) und Viktoria Köln (0:2) nur mäßig erfolgreich, doch nach zwei Startelfeinsätzen sagt Demai: "Das Fragezeichen ist kleiner geworden."
Drittligaabsteiger Alemannia Aachen kann seinen vierten Neuzugang präsentieren und verstärkt seine Mittelfeldabteilung mit Florian Abel vom Wuppertaler SV. Indes wird die Liste der Spieler, die Alemannia Aachen zum 1. Juli verlassen, immer länger. Wie der Verein bekannt gab, werden auch Innenverteidiger Sascha Herröder und Mittelfeldmann Aimen Demai in der kommenden Spielzeit nicht mehr am Tivoli auflaufen.
Beim 2:1-Heimerfolg über Arminia Bielefeld konnte Alemannia Aachen wenigstens sportlich wieder kurzzeitig für positive Schlagzeilen sorgen. Finanziell sieht die Situation beim insolventen Drittligisten düster aus. Dass es in der Wintertransferperiode Kaderveränderungen geben wird, ist allen Beteiligten klar. Die Frage ist nur: Kann die Alemannia auch nach der Transferphase eine konkurrenzfähige Mannschaft stellen?
Nur ein Sieg aus den letzten 14 Pflichtspielen, zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Bei Alemannia Aachen läuft derzeit nicht viel zusammen. Mit Aimen Demai, Sascha Rösler, Tim Krumpen, Thomas Stehle und Denis Pozder fallen bereits fünf Akteure längerfristig aus, nun gesellt sich auch noch Mario Erb dazu.
Aufstiegsaspirant trifft Abstiegskandidat: Vor der Saison hätte man diese Rollen beim Spiel von Aachen und Preußen Münster vermutlich anders verteilt, als das am morgigen Dienstag (19 Uhr, LIVE! bei kicker.de) der Fall sein wird. Doch nach dem Abstieg aus der 2. Liga ist in Aachen weiterhin keine Besserung in Sicht. Seit sechs Partien sieglos lautet die jüngste Serie - auch Neu-Coach René van Eck (46) kann diesen Negativtrend bisher nicht stoppen.
Schon seit einiger Zeit plagt sich Aachens Aimen Demai mit Knieproblemen herum. Jetzt zwingt ihn die am vierten Spieltag erlittene Verletzung zu einer Pause bis zum Ende des Jahres. Bitter für die Alemannia: Demai war als Führungsspieler in der Mittelfeldzentrale neben Albert Streit fest eingeplant.