2. Bundesliga

777-Sportchef Spors: "Wir erzwingen keine Transfers"

Global Sports Director im kicker-Interview

777-Sportchef Spors: "Wir erzwingen keine Transfers"

Findet den Hertha-Kader besser als der aktuelle Tabellenstand: Johannes Spors.

Findet den Hertha-Kader besser als der aktuelle Tabellenstand: Johannes Spors. IMAGO/Gruppo LiveMedia

Der 41-Jährige betont, dass nicht ein Verein am Ende der Nahrungskette steht: "Ein wichtiges Element ist, dass bei uns jeder Verein Erster unter Gleichen ist - es gibt keine Hierarchie! Wir erzwingen keine Transfers, die Vereine machen eine sehr unabhängige Kaderplanung. Wenn Bedarf aber auf die Möglichkeit eines Transfers trifft, versuchen wir das umzusetzen, wobei es immer um individuelle Karrierewege der Spieler geht." Dass die monetär betrachtet größeren Investments in Europa wie eben Hertha oder Genua CFC einfach zugreifen können, wenn sie beispielsweise bei CR Vasco da Gama in Rio de Janeiro, einem weiteren Klub der 777-Gruppe, ein herausragendes Talent entdecken, also eine Art Vorgriffsrecht besitzen, verneint Spors ausdrücklich: "Es gibt das Vorgriffsrecht im Sinne des Nutzens der Synergien. Jeder Klub aus unserem Netzwerk hat die Möglichkeit, diese Informationen zu beziehen und zu nutzen." Im Endeffekt also, solche Talente vielleicht früher als die Konkurrenz entdecken zu können.

In Kürze soll mit dem FC Everton ein Premier-League-Vertreter zur Gruppe kommen. Mit dem aktuellen Besitzer Farhad Moshiri ist sich der Investor bekanntlich längst einig, doch noch ist die Übernahme nicht finalisiert. "Das Genehmigungsverfahren mit der englischen Premier League und anderen Aufsichtsbehörden läuft derzeit. Solange dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, kann ich nichts weiter über Everton sagen", erklärt Spors.

Einige der erworbenen Vereine haben Probleme, finanziell nachhaltig zu arbeiten, sodass unsere Aufgabe darin besteht, sie langfristig auf eine stabile operative und finanzielle Basis zu stellen.

Johannes Spors

Berichte über finanzielle Probleme bei 777, die auch ob einer mittlerweile wieder aufgehobenen Transfersperre für Vasco aufkamen, will der Heidelberger so nicht stehen lassen. In seinen Augen liegen mögliche Anlaufschwierigkeiten auch immer begründet im Geschäftsmodell, "in Vereine zu investieren, die eine stolze Geschichte und den Wunsch haben, nach schwierigen Jahren auf und neben dem Spielfeld wieder zu wachsen und näher an die Spitze des Fußballs zurückzukehren. Einige der erworbenen Vereine haben Probleme, finanziell nachhaltig zu arbeiten, sodass unsere Aufgabe darin besteht, sie langfristig auf eine stabile operative und finanzielle Basis zu stellen. Natürlich bringt ein Eigentümerwechsel immer auch wirtschaftliche Probleme mit sich, aber die haben wir immer gelöst."

Das gilt auch für den Fall Hertha BSC, wo die US-Amerikaner nach dem Windhorst-Ausstieg mittlerweile 78,8 Prozent an der Kapitalgesellschaft halten und dabei halfen, die Lizenz für die 2. Liga zu sichern. Doch wo sieht Spors den Hauptstadtklub in fünf Jahren? "Ich möchte mich da eher auf die Gegenwart konzentrieren, weil der Klub einen großen Umbruch hinter sich hat. Es ist sehr positiv zu sehen, wie viele Talente dort Spielzeit sammeln dürfen. Dennoch ist der Kader an sich sicherlich ein bisschen besser als der aktuelle Tabellenstand. Ich hoffe, dass sich der positive Trend nun stabil entwickelt."

Warum Ralf Rangnick für Spors ein Orientierungspunkt ist, ob er seinen alten Trainer aus gemeinsamen Arnheimer Tagen, Bochums Erfolgscoach Thomas Letsch, auf dem Schirm hat und wie er generell über Mehrfach-Klubeigentümerschaft denkt, lesen Sie im großen Interview in der Montagsausgabe des kicker oder bereits am Sonntagabend digital im eMagazine.

Benni Hofmann