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100 Jahre kicker: 1978 - Der 12:0-Rekordsieg bringt keine Schale

100 Jahre kicker

1978 - Der 12:0-Rekordsieg bringt keine Schale

12:0 schlagen die Gladbacher Borussia Dortmund - doch Meister wird der 1. FC Köln, dank der besseren Tordifferenz.

12:0 schlagen die Gladbacher Borussia Dortmund - doch Meister wird der 1. FC Köln, dank der besseren Tordifferenz. imago images

Die Saison 1977/1978 ist seine letzte als Berufsfußballer, die Knie schmerzen, es ist längst abgemacht, dass er Co-Trainer von Udo Lattek wird. Dass er nicht als Meister abtritt, kann Heynckes verkraften. Das 12:0 gegen Borussia Dortmund am 34. Spieltag bringt die Gladbacher bei Punktgleichheit zwar bis auf drei Tore an den 1. FC Köln heran. Doch Jahre später erzählt Heynckes: "Hinterher im Bus habe ich gesagt: Es ist besser so. Meister zu werden mit einem 12:0, das hätte einen faden Beigeschmack gehabt."

Das Duell der Borussen ist genau genommen keines. Die Dortmunder präsentieren sich als williges Opfer und kassieren einen Treffer nach dem anderen. Dies bringt ihren Trainer Otto Rehhagel in der Folge um den Job und dann den Spitznamen "Torhagel" ein. Allerdings betont Heynckes: "Das Spiel war sauber, es gab keine Absprachen."

Rund 400 Kilometer weiter nördlich wollen sie das nicht so recht glauben. Die Kölner sind stinksauer auf die Dortmunder, die sich abschlachten lassen und den FC zwingen, immer noch ein Tor draufzulegen. Am Ende heißt es 5:0 für die "Geißböcke" beim FC St. Pauli, Hennes Weisweilers Hals ist dicker als die Ankertaue im Hamburger Hafen, nur langsam wandelt sich die Wut in kölschselige Stimmung.

Der FC ist im Jahr eins nach Wolfgang Overath geprägt von der einer starken Defensive um Torhüter Toni Schumacher, der Spielkunst von Heinz Flohe sowie der Treffsicherheit von Dieter Müller, der gemeinsam mit Gerd Müller für 24 Tore die Torjägerkanone des kicker bekommt. Und am dritten Spieltag einen Rekord aufstellt, der viele Angriffe überdauert: beim 7:2 gegen den SV Werder Bremen erzielt Müller alleine sechs Treffer.

Der FC ist ein verdienter Meister und die Feier in Köln "stellt alles in den Schatten", berichtet der kicker. Immerhin: nach Schalke 1937 und den Bayern 1969 sind die "Geißböcke" erst der dritte Double-Sieger der Geschichte.

Frank Lußem

1978: Was sonst noch geschah ...

Die Schmach von Cordoba: Deutschland verliert gegen Österreich 2:3 - dank Alpen-Torjäger Hans Krankl.

Die Schmach von Cordoba: Deutschland verliert gegen Österreich 2:3 - dank Alpen-Torjäger Hans Krankl. imago images

Meister: 1. FC Köln

Pokal: 1. FC Köln (nach 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf)

Fußballer des Jahres: Sepp Maier (Bayern München)

Torschützenkönig: Dieter Müller (1. FC Köln, 24 Tore)

DDR: SG Dynamo Dresden (Meister), 1. FC Magdeburg (Pokalsieger nach 1:0 gegen Dynamo Dresden), Torschützenkönig: Klaus Havenstein (BSG Chemie Böhlen, 15 Tore), Fußballer des Jahres: Jürgen Croy (BSG Sachsenring Zwickau)

Europapokal der Landesmeister: FC Liverpool (nach 1:0 gegen Club Brügge)

UEFA-Cup: PSV Eindhoven (gegen SC Bastia)

Europapokal der Pokalsieger: RSC Anderlecht (nach 4:0 gegen Austria Wien)

Weltmeisterschaft in Argentinien: Sieger Argentinien (nach 3:1 n.V. gegen Niederlande), Deutschland scheidet in der Zwischenrunde aus

Frauen-Fußball: SC Bad Neuenahr (Meister)