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WM 2022: Warum die Argentinier so unsportlich jubelten

Ein Foto und seine Vorgeschichte

Warum die Argentinier so unsportlich jubelten

Erst provozieren, dann jubeln: Otamendi (unter den Argentiniern ganz rechts) und einige Teamkollegen nach der Entscheidung im Elfmeterschießen.

Erst provozieren, dann jubeln: Otamendi (unter den Argentiniern ganz rechts) und einige Teamkollegen nach der Entscheidung im Elfmeterschießen. Getty Images

Als Zuschauer, ob nun im Stadion oder vor dem Fernseher, hatte man zwischenzeitlich längst den Überblick verloren, wem Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz jetzt schon wieder eine Gelbe Karte vor die Nase hält. Was aber wirklich jeder mitbekam: Argentinien und die Niederlande lieferten sich am Freitagabend ein WM-Viertelfinale, das bei der nächsten Vergabe des FIFA-Fairplay-Preises keine Rolle spielen dürfte.

Dazu passten ganz besonders die Sekunden vor und nach dem entscheidenden Elfmeter, den Lautaro Martinez souverän zum argentinischen 4:3-Sieg i.E. verwandelte. Die Sekunden danach verbreiteten sich in Windeseile mit Fotomaterial im Netz: Bevor sie mit Lautaro Martinez und Keeper Emiliano Martinez den Halbfinaleinzug feierten, richteten gleich mehrere Argentinier provozierende Gesten an die Niederländer, die am Mittelkreis gerade enttäuscht zusammensackten. Nicolas Otamendi etwa legte die Hände zu einer "Wir hören nichts"-Botschaft an seine Ohren.

Otamendi: "Das Foto wurde aus dem Kontext gerissen"

Kurzum: Die Argentinier verhöhnten ihre knapp unterlegenen Kontrahenten. Eine hässliche Unsportlichkeit, die allerdings eine Vorgeschichte hatte: eine andere hässliche Unsportlichkeit. Später nämlich tauchten Videos auf, die zeigen, wie mehrere Niederländer Lautaro Martinez ein Stück auf dem Weg zum Elfmeterpunkt begleiten und offenbar auf ihn einreden. Mit aller Macht schienen Denzel Dumfries - der später noch Gelb-Rot sah - und seine Teamkollegen den fünften argentinischen Schützen aus der Ruhe bringen zu wollen.

"Ich habe in ihr Gesicht gejubelt, weil es einen niederländischen Spieler gab, der bei jedem unserer Elfmeter angekommen ist und zu einem unserer Spieler etwas gesagt hat", wurde Otamendi in verschiedenen Medien zitiert. Und das hatte den 34-jährigen Verteidiger offenbar zu einer ebenso unfairen Revanche veranlasst. "Das Foto wurde aus dem Kontext gerissen."

Später gehen die Provokationen noch weiter

Kein Wunder, dass die Provokationen danach noch munter weitergingen. Torwart Martinez, der die ersten beiden Elfmeter pariert hatte, rief einem weiteren Videoclip zufolge unschöne Dinge in Richtung Oranje-Bank, Lionel Messi beleidigte während seines TV-Interviews Wout Weghorst; und dieser wiederum geriet später in den Katakomben mit Argentiniens Ex-Nationalspieler Sergio Aguero aneinander, der dafür die Niederländer noch mit einigen fiesen Tweets bedachte ("Geht FIFA spielen"). Während des Spiels war es bereits zu einer öffentlichen Rudelbildung gekommen, nachdem Paredes den Ball nach einem Foul an Nathan Aké gegen die niederländische Bank geschossen hatte.

Am Samstag teilte die FIFA mit, nach all den hitzigen Vorkommnissen gegen beide Verbände zu ermitteln.

jpe