kicker

Vier und Stadtallendorf - eine besondere Verbindung

Sicaja-Nachfolger hat Ex-Regionalligisten stabilisiert

Vier und Stadtallendorf - eine besondere Verbindung

Daniel Vier steht beim TSV Eintracht Stadtallendorf inzwischen an der Seitenlinie des Hessenliga-Teams.

Daniel Vier steht beim TSV Eintracht Stadtallendorf inzwischen an der Seitenlinie des Hessenliga-Teams. IMAGO/Oliver Vogler

Hessenliga

Daniel Vier muss nicht lange überlegen, wenn er die Verbindung zwischen ihm und Eintracht Stadtallendorf beschreiben soll: "Es ist ein besonderer Verein, der viel für mich getan hat. Ich habe immer das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen", sagt der Trainer des Hessenligisten. Und das, obwohl seine Pläne einst ganz anders aussahen. 2004 kam der in Porto Alegre geborene Deutsch-Brasilianer nach Europa - mit der Idee im Hinterkopf, dort nicht allzu lange zu bleiben. Starke Auftritte im Trikot der Herrenwälder waren die Grundlage für seine spätere Profikarriere, die ihn unter anderem zum VfB Stuttgart II und zum 1. FC Heidenheim brachte. Die Erfahrung von 161 Drittligapartien gibt der 41-Jährige seit Anfang März nun an die Eintracht-Akteure weiter.

Ursprünglich sollte der Ex-Profi, bis dahin verantwortlich für die in der Kreisliga beheimatete Reserve, erst nach Saisonende den langjährigen Coach Dragan Sicaja beerben. Als dieser nach der 0:6-Klatsche gegen den KSV Baunatal zurücktrat, rückte Vier auf. Auch der Sportliche Leiter Manuel Rasiejewski verließ den Verein. "Wir hatten eine gute Wintervorbereitung unter Dragan Sicaja und damit die Basis geschaffen. Dass es dann zum Trainerwechsel kam, war so nicht geplant - das ist bekannt. Unsere Entscheidung, Daniel Vier sofort von der U 23 hochzuziehen, war die logische und richtige Folge. Jetzt ist wieder Ruhe im Umfeld der Mannschaft eingekehrt und die Punktausbeute stimmt, um die Klasse zu halten", sagt Vorstand Reiner Bremer.

"Ein gutes Polster"

Nach dem 4:1-Sieg gegen Viktoria Griesheim hat Stadtallendorf elf Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz: für Vier "ein gutes Polster" - mehr aber auch nicht. "Wir sind noch nicht durch und brauchen noch Punkte", betont der ehemalige Innenverteidiger. Mit Blick auf das Auswärtsspiel in Dietkirchen (Samstag, 15 Uhr) bereitet er seine Mannschaft auf "eine sehr unangenehme Aufgabe" sowie ein "Spiel auf Augenhöhe" vor.

Unbedingt soll die Saison zu einem einigermaßen versöhnlichen Ende gebracht werden: Eigentlich wurde dem ehemaligen Regionalligisten, der sich im vergangenen Sommer mit Tom Woiwod und Pierre Kleinheider (beide FSV Fernwald) sowie Louis Münn (Wormatia Worms) verstärkt hatte, deutlich mehr zugetraut, als gegen den Abstieg zu spielen. "Die Situation war nicht leicht und ist immer noch nicht leicht", mahnt Vier - zumal er als Nachfolger Sicajas ein großes Erbe angetreten hat. Fast 15 Jahre prägte dieser das Geschehen am Herrenwald, mit dem Höhepunkt dreier Spielzeiten in der Regionalliga. "Ich wurde von der Mannschaft gut aufgenommen und kannte auch vorher schon etwas die Kabinenstruktur", sagt der mit einem Vertrag bis Sommer 2026 ausgestattete B+-Lizenz-Inhaber.

Als Spieler unter Schmidt

Als Spieler lernte er Frank Schmidt kennen; 2014 stand er für ein halbes Jahr beim 1. FC Heidenheim unter Vertrag: "Was er dort leistet, ist außergewöhnlich. Ich habe vieles von ihm mitgenommen. Aber ich versuche trotzdem, ich zu sein." Mit drei Siegen und zwei Unentschieden hat Vier, der als Erzieher in einem Kindergarten arbeitet, offensichtlich die Kurve bekommen. Taktisch nahm er einige Anpassungen vor, behielt die bei Sicaja praktizierte Grundformation (4:2:3:1) aber bei. "Fußball wird erstmal gearbeitet. Die spielerische Qualität kommt dann mit dieser Arbeit", betont er.

Als Grundtugend im Abstiegskampf nennt er unter anderem "das kompromisslose Verteidigen" - eine Stärke, die Vier einst schon in Brasilien kennenlernte. Beim RS Futebole Clube, einer seiner Stationen vor dem Wechsel nach Europa, spielte er als rechter Verteidiger neben einem prominenten Duo: Die Innenverteidigung bildeten dort die späteren Nationalspieler Thiago Silva und Naldo.

Steffen Schneider

Deutschlands Großstädte ohne Profifußball