Nordost

Tolcay Cigerci: Hoffnungsträger für die VSG Altglienicke

Rückkehrer trifft bei Debüt

Tolcay Cigerci: Hoffnungsträger für die VSG Altglienicke

Die VSG Altglienicke feierte einen gelungenen Saisonauftakt gegen Energie Cottbus.

Die VSG Altglienicke feierte einen gelungenen Saisonauftakt gegen Energie Cottbus. IMAGO/Matthias Koch

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Exakt 57 Spielminuten und 58 Sekunden zeigte die digitale Anzeige im Berliner Stadion am Wurfplatz auf dem Gelände des Olympiaparks an, als unter dem Applaus der 860 Zuschauer Tolcay Cigerci für Peterson Appiah eingewechselt wurde. Der Fußballer von Regionalligist VSG Altglienicke, in der Vorwoche als "Königstransfer" vom türkischen Zweitligisten Samsunspor für die 4. Liga verpflichtet, brauchte keine lange Anlaufzeit, war sofort auf dem Platz präsent und forderte ständig den Ball - um das Spiel seines Teams zu lenken und zu ordnen. "Ich versuche meine Qualitäten einzubringen und will Verantwortung übernehmen, auch gegenüber den jüngeren Spielern", sagte der offensive Mittelfeldakteur, für den es gleichzeitig eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ist.

Bereits in der Saison 2020/21 lief der 27-Jährige für den Klub aus dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick auf. Bis zum coronabedingten Saisonabbruch erzielte er in zehn Partien neun Treffer und bereitete zwei weitere Tore vor. "Der Kontakt ist nie abgerissen und dann hat sich für uns die Chance geboten, ihn zu holen", sagt Lothar Hamann, Sportlicher Berater der VSG. Von Altglienicke wechselte Cigerci, in dessen Vita zehn Partien (kein Tor) in der 2. Bundesliga für Greuther Fürth stehen, dann aber nach nur einer Spielzeit in Richtung Drittligist Viktoria Berlin. Dort avancierte der Spielgestalter sofort zum Unterschiedsspieler, erzielte in seinen 14 Partien in der Serie 2021/22 in Liga 3 prompt sieben Tore, bei sieben Assists. Dies weckte jedoch die Begehrlichkeiten anderer Vereine und der 1,81 Meter große Fußballer zog in der Winterpause der abgelaufenen Spielzeit Richtung Türkei weiter, blieb dort allerdings nur für ein halbes Jahr. "Es war eine schöne und schwierige Zeit", bilanzierte Cigerci über seine Station im Ausland mit lediglich fünf absolvierten Partien in dieser Zeit. "Es war eine Lebenserfahrung. Nun gilt es aber in die Zukunft zu schauen und die Ziele umzusetzen." Und zwar im Trikot der VSG, mit der Rückennummer 8. Ein klares Bekenntnis in Richtung Meisterschaft und Titel machte der VSG-Rückkehrer nach dem 1. von 34 Spieltagen aber (noch) nicht, meinte lediglich: "Wir gucken von Spiel zu Spiel, wollen diese gut angehen und gewinnen."

Der beim VfL Wolfsburg ausgebildete Cigerci erlebte direkt einen Einstand nach Maß und 37 Minuten nach seiner Einwechslung machte der gebürtige Nordenhame in der Nachspielzeit den 2:0-Sieg zum Regionalliga-Auftakt gegen Energie Cottbus perfekt. "Dass er für uns eine Bereicherung ist, steht außer Frage", so VSG-Coach Karsten Heine. Nach einem feinen Querpass von Teamkollege Arlind Shoshi (25,) behielt Cigerci im Eins-gegen-eins-Duell mit Energie-Keeper Elias Bethke (19), der kurz zuvor für den Verletzten Alexander Sebald (26) eingewechselt wurde, die Nerven. "Ich habe nur gedacht, dass ich durchrenne und gehofft, dass der Keeper rauskommt. Das hat er zum Glück halbwegs gemacht, und ich konnte den Ball dann gut reinlegen", so der Linksfuß. Im Anschluss pfiff der Referee ab und Cigerci und die VSG hatten den ersten Dreier in der laufenden Spielzeit eingesammelt - gegen einen Konkurrenten um den Staffelsieg.

Dabei glänzte Cigerci, wie seine restlichen Teamkollegen, in Halbzeit zwei vor allem mit Defensivqualitäten gegen die stark aufspielenden Cottbuser. "Wir haben mehr verteidigt, als Fußball gespielt", sagt Cigerci, der aber noch nicht bei 100 Prozent ist. Denn erst eine Woche vor dem Auftaktspiel stieß der Offensivspieler zur Mannschaft, muss noch einige Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen nachholen. "Seine Grundphysis ist vorhanden. Es fehlt aber noch die Spielfitness. Wir arbeiten gemeinsam daran, dass er in die Verfassung kommt, die wir und er sich wünschen", so Heine. Seinen aktuellen körperlichen Zustand weiß auch Cigerci selbstkritisch einzuschätzen: "Die 30 Minuten auf dem Platz waren anstrengend. Ich brauche noch etwas Zeit." Also abwarten, was die Uhr am Samstag im Auswärtsspiel bei Chemie Leipzig am 2. Spieltag schlägt, wenn Cigerci den Rasen des Alfred-Kunze-Sportparks betritt.

Matthias Schütt