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Super-League-Berater: "Die DFL ist ein wunderbares Beispiel"

Reichart bemängelt Denkverbote in UEFA und ECA

Super-League-Chef-Berater: "Die DFL ist ein wunderbares Beispiel"

Bernd Reichart ist seit Herbst 2022 CEO der Beratungsagentur hinter der Super League.

Bernd Reichart ist seit Herbst 2022 CEO der Beratungsagentur hinter der Super League. IMAGO/ZUMA Wire

"Die DFL ist ein wunderbares Beispiel, ein Interessenbündnis der Klubs, das sich Gedanken über wichtige strategische Entscheidungen macht", so Reichart im kicker-Interview. "Als die DFL die Organisation und Vermarktung der Bundesliga übernommen hat, wurde das Format nicht überarbeitet, aber die Organisation hat sich seitdem deutlich weiterentwickelt. Selbst auf der DFL-Homepage ist von einem Geburtsfehler bei der Gründung der Bundesliga die Rede, weil bis zur DFL-Gründung der Verband den Wettbewerb ausgerichtet hat."

DFL als Vorbild?

In der Tat haben in Bundesliga und 2. Liga seit der Gründung anno 2000 die 36 Klubs das Sagen und geben durch Entscheidungen auf Mitgliederversammlungen die strategische Richtung vor. Damals wurde der Liga-Verband aus dem Deutschen Fußball-Bund herausgelöst und pachtet seitdem die Bundesligarechte über den sogenannten Grundlagenvertrag vom DFB. In der DFL diskutieren die Klubs "über 50+1, den Verkauf von Medienrechten, eine Play-off-Lösung. Das steht ihnen zu, weil sie alle Risiken tragen", lobt Reichart.

Man kann nicht einmal Vorschläge machen, ohne dass die UEFA mit Sanktionen droht.

Bernd Reichart

Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb kritisiert er indes: "Viele im Fußball sagen, dass innerhalb von ECA und UEFA aufgrund der Monopolstellung Innovationen nicht möglich sind. Der Interessenkonflikt, die Häufung von Rollen, die die UEFA einnimmt, hemmt die Entwicklung. Man kann nicht einmal Vorschläge machen, ohne dass die UEFA mit Sanktionen droht. Die Klubs können sich nicht frei organisieren." Allerdings haben die großen Klubs über ihre Vereinigung ECA auch die dominante Rolle inne im UEFA-Komitee für Klubwettbewerbe, das eine zentrale Rolle einnimmt mit Blick auf die Wettbewerbsgestaltung.

UEFA-Wettbewerbe nicht gewinnbringend genug

In den Augen von Reichart, seit Herbst 2022 CEO von A-22-Sports, der Beratungsagentur hinter der Super League, erlöst die UEFA mit ihren Wettbewerben zu wenig Geld, damit die Teilnehmer finanziell nachhaltig agieren können: "Ich glaube auch nicht, dass nur Klubs mit schwarzen Zahlen Vorschläge machen dürfen, sonst sitzen wir künftig an Ihrem Küchentisch, denn laut der neuesten Deloitte-Studie sind das in der Champions League nur fünf: der FC Bayern, Atalanta Bergamo, Ajax Amsterdam, Benfica Lissabon und Real Madrid. Wenn die UEFA dann sagt, das bestehende System sei wunderbar, obwohl in ihrem eigenen Report von Milliarden-Verlusten bei den Klubs die Rede ist, dann müssen die Klubs selbst die Initiative ergreifen."

Wie Reichart über die anstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs denkt, warum die Super League beim Format nach wie vor unkonkret bleibt und was er zur Kritik von Spaniens Liga-Chef Javier Tebas sagt, lesen Sie im großen kicker-Interview der Montagsausgabe - hier auch als eMagazine.

Benni Hofmann