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Stiepermann: Ein Lehrmeister mit Klopp-DNA

Ex-Profi strebt eine Trainerlaufbahn nach seiner Karriere an

Stiepermann: Ein Lehrmeister mit Klopp-DNA

Kommt für den WSV bisher auf zehn Torbeteiligungen: Offensivspieler Marco Stiepermann (links)

Kommt für den WSV bisher auf zehn Torbeteiligungen: Offensivspieler Marco Stiepermann (links) IMAGO/Funke Foto Services

Es gibt wohl kaum einen Fußballer in der Regionalliga West, der eine ähnliche Vita wie Marco Stiepermann vorweisen kann. Der Offensivspieler, der seit dieser Saison seine Zelte beim Wuppertaler SV aufgeschlagen hat, war während seiner Karriere bereits in den fünf höchsten deutschen Spielklassen sowie in der Premier League und in der zweiten englischen Liga im Einsatz. Und doch hatte auch Stiepermann zu Beginn Anlaufschwierigkeiten in der West-Staffel der 4. Liga.

"Ich muss gestehen, dass ich die Spielweise in der Regionalliga ein wenig unterschätzt habe", sagt der gebürtige Dortmunder, der in der Nachwuchsabteilung des BVB ausgebildet wurde und mit den Schwarz-Gelben in der Saison 2010/11 als Jungprofi Deutscher Meister wurde. Vor allem mit der Umstellung, dass es nun gegen kleinere Klubs aus dem Westen zur Sache ging, zu deren Spielen lediglich "200 bis 300 Zuschauer" kamen, hatte Stiepermann, der in der Saison zuvor noch für den SC Paderborn 07 in der 2. Bundesliga am Ball war und immerhin zu 16 Einsätze kam, zu Beginn seine Probleme.

Vielleicht war es genau dieser Anstoß, den ich zu diesem Zeitpunkt benötigte.

Marco Stiepermann (31) über die Kritik von Cheftrainer Hüzeyfe Dogan

"Nachdem mich unser neuer Cheftrainer Hüzeyfe Dogan dann mal auf die Bank gesetzt und mit mir offen über meine Leistungen gesprochen hatte, habe ich auch besser in die Spur gefunden. Gemeinsam mit der Mannschaft haben wir uns in einen Flow gespielt", erklärt er. "Vielleicht war es genau dieser Anstoß, den ich zu diesem Zeitpunkt benötigte." Seitdem wird Stiepermann seinem eigenen Anspruch und auch den Vorstellungen der WSV-Verantwortlichen mit starken Leistungen und einer höheren Effizienz (zehn Torbeteiligungen in 17 Einsätzen) deutlich mehr gerecht.

Auf seinen Stationen zuvor war es der 31-Jährige nicht unbedingt gewohnt, dass so viel Druck auf seinen Schultern lastet. Nachdem er bei Borussia Dortmund in der Spielzeit 2009/10 und in der folgenden Meistersaison unter Trainer Jürgen Klopp als Youngster sieben Bundesliga-Partien absolviert hatte, landete Stiepermann über Stationen bei Alemannia Aachen, beim FC Energie Cottbus, bei der SpVgg Greuther Fürth und beim VfL Bochum letztlich beim englischen Zweitligisten Norwich City, bei dem erst kurz zuvor Daniel Farke das Amt des Cheftrainers übernommen hatte. "Im Nachhinein war es wie ein Sechser im Lotto", sagt Stiepermann.

Das große Wiedersehen

Mit Außenseiter Norwich gelang unter Farkes Regie gleich zweimal (2019 und 2021) der Aufstieg in die Premier League. Damit wurde auch für Stiepermann ein Traum wahr. An sein erstes Spiel in der wohl stärksten Liga der Welt erinnert sich der Offensivspieler besonders gerne zurück. "Wir haben an der Anfield Road beim FC Liverpool gespielt", erzählt Stiepermann. "Schon zu dem Zeitpunkt war Jürgen Klopp, mit dem ich noch in Dortmund zusammengearbeitet hatte, Trainer bei den Reds. Er kam auf mich zu und gratulierte mir, dass ich es in die Premier League geschafft hatte. Ein besonderes Erlebnis und einer der prägendsten Momente meiner Karriere."

Ohnehin bleibt ihm "The Normal One" in bester Erinnerung. "Kloppo hat mir gezeigt, dass nur Talent nicht ausreicht, um seine Karriere voranzubringen. Von ihm habe ich gelernt, dass ich in jeder Trainingseinheit 100 Prozent geben muss, um erfolgreich zu sein. Diese DNA habe ich noch heute in mir." Aber auch von Daniel Farke, Lukas Kwasniok in Paderborn und dem Schalker "Urgestein" Mike Büskens, unter dem er in Fürth aktiv war, konnte der 1,90-Meter-Hüne so einiges mitnehmen. "Mein Verhältnis zu Buyo zeigt, dass auch Schalker und Dortmunder gut miteinander auskommen können", fügt Stiepermann lächelnd hinzu.

Vom Lehrling zum Lehrmeister

Nicht zuletzt, weil der "Dortmunder Jung" von so manchem namhaften Trainer geleitet wurde, forciert er inzwischen auch seine eigene Trainerlaufbahn. Noch bis März drückt Stiepermann bereits parallel zu seinen sportlichen Ambitionen mit dem WSV, mit dem er nach der Winterpause an die jüngste Erfolgsserie anknüpfen und möglichst noch ganz oben in der Tabelle angreifen will, die Schulbank. Danach wird er im Besitz der B-Lizenz sein. Was er damit zuerst machen möchte, steht schon seit einiger Zeit fest.

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Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Marcel (36), der aktuell beim Bezirksligisten FC Frohlinde aus Castrop-Rauxel als Co-Trainer tätig ist, will er eines Tages eine Mannschaft anleiten - und das Wissen seiner eigenen Lehrmeister teilen.

Filippos Kounelis