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Schatzmeister Grunwald: "Wegen 2 Millionen hätte der DFB Adidas nicht verlassen"

Weitere Hintergründe zum Nike-Deal

Schatzmeister Grunwald: "Wegen 2 Millionen hätte der DFB Adidas nicht verlassen"

Der Ausrüsterwechsel des DFB von Adidas zu Nike sorgt für viel Wirbel.

Der Ausrüsterwechsel des DFB von Adidas zu Nike sorgt für viel Wirbel. IMAGO/osnapix

Schließlich galten die jüngsten Finanzberichte des DFB nicht gerade als Veranstaltungen aus der Reihe "Fahrt ins Blaue". Von einer angespannten Lage war da die Rede, von einem strukturellen Defizit in Höhe von fast 20 Millionen Euro pro Jahr (das man mittlerweile abgebaut zu haben hofft). Das Eigenkapital im e.V. ist seit 2019 um fast 40 Millionen Euro geschrumpft.

Nichtsdestotrotz sahen sich Politiker bis in die Ränge von Ministern und Ministerpräsidenten aufgerufen, die Entscheidung gegen Adidas als Standortverrat zu brandmarken - im Übrigen mit Statements, die von erstaunlicher Faktenfreiheit trieften. Offenkundig war neben der Unkenntnis der Finanzlage im Verband so manchem entgangen, dass Fritz Walter & Co. ihren 1954er-Titel in Leuze-Trikots errangen und die Heim-Weltmeister von 1974 im erima-Dress aufliefen.

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Im Wirtschaftsmagazin Capital rechtfertigte sich DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald: "Die Steuerbehörden haben dem DFB für frühere Jahre die Gemeinnützigkeit aberkannt, weil sie uns Gemauschel vorwerfen. Daraufhin machen wir jetzt ein transparentes Verfahren. Und dann fordert die Politik allen Ernstes, dass wir das beste wirtschaftliche Angebot auslassen, weil uns das Ergebnis der Ausschreibung nicht passt."

"Erhebliche" Unterschiede bei den Angeboten

Zehn Ausrüster hatten sich im Januar die Ausschreibungsunterlagen zukommen lassen, ein Angebot gaben deren fünf ab. Konkrete Verhandlungen gab es mit Nike, das schließlich den Zuschlag erhielt, Adidas und einem Dritten. Laut Handelsblatt bezahlt Nike rund 100 Millionen Euro pro Jahr, in etwa das Doppelte des Konkurrenten aus Herzogenaurach, der seinen Vertrag zuletzt 2019 bis 2026 verlängert hatte. Adidas allerdings soll - ähnlich wie Autopartner Volkswagen - in der aktuellen Ausschreibung seine Offerte deutlich zurückgeschraubt haben.

All diese Zahlen und Informationen mag Grunwald nicht kommentieren, dennoch findet der 39-Jährige klare Worte: "Der Unterschied zwischen den Bietern war erheblich. Wegen einer Differenz von 2 Millionen Euro pro Jahr hätte der DFB Adidas nicht verlassen." Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Neben "Cash" kommen in solchen Deals auch "value-in-kind"-Leistungen auf den Tisch, also Sachleistungen. Im Falle Ausrüster also Trikots und Trainingskleidung. Dies spielt auch eine Rolle mit Blick auf den gemeinnützigen Bereich und die Landesverbände, die von der Weiterreichung dieser profitieren. Auch dieser Wert soll bei Nike höher gewesen sein als bei Adidas. Der Verband hat sich 2018 für die vielen Klamotten gar ein teures Außenlager in Langen, südlich der Verbandszentrale in Frankfurt/Main, angeschafft. Auch, weil der Abverkauf von Trikots dem Vernehmen nach ob der Misserfolge seither überschaubar gut läuft.

Auch Frankreich und Brasilien stehen vor neuen Ausrüsterverträgen

Dass man beim langjährigen Partner Adidas aufgrund des Zeitpunkts der Bekanntgabe angeblich schäumen soll, kann Grunwald nicht nachvollziehen: "Die beteiligten Unternehmen sind börsennotiert, entsprechend können Verträge wie beim DFB kursrelevant sein. Nachdem die Entscheidung diese Woche gefallen ist, mussten wir sie also auch zeitnah veröffentlichen. Dieses Timing haben wir den Beteiligten zu Beginn der Ausschreibung mitgeteilt. Kritik daran hätte man uns im Januar mitteilen müssen - und nicht jetzt, weil das Ergebnis so ist, wie es ist."

Dazu kommt: Nach kicker-Informationen baten die Bieter selbst um eine möglichst schnelle Kommunikation zu dem Thema, weil sowohl die französische als auch die brasilianische Nationalmannschaft ihren Ausrüstervertrag neu vergeben. Wie nach wie vor auch das DFB-Team gelten sowohl die "Equipe Tricolore" als auch die "Selecao" als Flaggschiffe im Weltfußball, ein Ausrüsterdeal dort hat eine mindestens vergleichbare Strahlkraft. Entsprechend ist eine möglichst schnelle Information im Sinne der Wettbewerber, weil für diese beiden Ausschreibungen im Falle das Nicht-Zuschlags aus Deutschland Millionen frei werden.

Benni Hofmann

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