Europa League

Roter Stern: Alles steht und fällt mit Köln

Belgrad: Vor dem Entscheidungsspiel

Roter Stern: Alles steht und fällt mit Köln

Endspiel: Gegen den 1. FC Köln geht es für Roter Stern Belgrad um das Weiterkommen in die K.-o.-Runde.

Endspiel: Gegen den 1. FC Köln geht es für Roter Stern Belgrad um das Weiterkommen in die K.-o.-Runde. imago

Roter Stern Belgrad ist der erfolgreichste Klub Serbiens, international zählte "Crvena Zvezda" einst zur Creme de la Creme des europäischen Fußballs. Der größte Erfolg des Klubs datiert aus dem Jahr 1991 als man den Europapokal der Landesmeister gewann - 5:3 im Elfmeterschießen gegen Olympique Marseille.

Der Erfolg damals ist auch eng verbunden mit deutschen Klubs, setzte man sich doch im Viertelfinale gegen Dynamo Dresden (3:0; 3:0) und im Halbfinale gegen den FC Bayern durch (2:1; 2:2). Der Glanz der vergangenen Zeit hat inzwischen aber mächtig Patina angesetzt, zumal Lokalrivale Partizan dem Roten Stern in den vergangenen 20 Jahren auch in der heimischen Liga den Rang abgelaufen hat. Und wieder scheint das Schicksal des serbischen Renommee-Klubs mit dem eines Bundesligisten verbunden.

Europa League - Gruppenphase, 6. Spieltag
mehr Infos
Europa League - Tabelle - Gruppe H
Pl. Verein Punkte
1
FC Arsenal FC Arsenal
13
2
Roter Stern Belgrad Roter Stern Belgrad
9
3
1. FC Köln 1. FC Köln
6

Roter Stern als zweite Chance für ehemalige Talente

Vor ein paar Jahren wurden bei "Zvezda" jedoch die Weichen gestellt, um die Trendwende zu schaffen. Und die aktuelle Entwicklung lässt hoffen. Sowohl finanziell als auch sportlich sind Verbesserungen erkennbar, wenngleich die Serben mit den finanzstarken Ligen aus Westeuropa nicht konkurrieren wollen. Die Belgrader schafften es, internationale Sponsoren wie den russischen Energieriesen Gaszprom für sich zu gewinnen und investierte diese Mittel einerseits in die seit Jahrzehnten gute Jugendarbeit, aber auch in Spieler, die einst hohe Erwartungen geweckt hatten, diesen dann aber nicht gerecht wurden. Spieler wie Damien Le Tallec, der zwischen 2009 und 2012 bei Borussia Dortmund nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinausgekommen war, oder Ex-Ajax-Talent Mitchell Donald oder aber auch Angreifer Richmond Boakye, der unter anderem bei Juventus Turin gescheitert war.

Bei Roter Stern entwickelten sich diese Spieler unter Trainer Vladan Milojevic zu echten Stützen der Mannschaft. So schaffte es Donald, als erste Spieler, der nicht aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, die Kapitänsbinde bei Roter Stern zu erhalten.

Boakye hingegen ist die Tormaschine schlechthin: 38 Treffer in 46 Spielen für Belgrad hat der Ghanaer vorzuweisen. Die meisten Tore glückten ihm aber in der heimischen Liga, in der Europa League steht der 24-Jährige bei einem Treffer. Dieser war aber umso wichtiger, denn es war der zum 1:0 im Hinspiel in Köln. Die Serben gewannen das Spiel danach, auch weil die Kölner zahlreiche Chancen liegengelassen hatten.

Belgrader Bollwerk hat Probleme in der Offensive

Eine schlechte Chancenverwertung ist aber nicht allein ein Problem der Geißböcke, auch Roter Stern kann ein Lied davon singen. Sowohl in den Spielen gegen Arsenal als auch gegen Baryssau hatten die Serben, die in der heimischen Liga zu selten wirklich gefordert werden, ausreichend Gelegenheiten, um selbst zu treffen. Das taten sie aber nicht: Manchmal hatten die Belgrader Pech mit Alutreffern, oft waren die Abschlüsse aber schlicht zu hektisch. Zum Teil war es auch eine Frage der Kraft, denn zu offensichtlich war es, dass Roter Stern in fast allen Europapokalspielen ab der 60. Minuten körperlich abbaute. Unter dem Strich stehen nur zwei erzielte Tore in fünf Europa-League-Spielen. Kein sonderlich guter Wert.

Wenn wir so spielen, wie wir es bis jetzt getan haben, dann kommen wir weiter.

Damien Le Tallec

Ein guter Wert ist aber die Gegentorstatistik, da waren es ebenfalls nur zwei. Der beste Wert von allen Teams in Gruppe H. Auf die Defensivstärke bauen die Serben dann auch gegen Köln. "Wenn wir so spielen, wie wir es bis jetzt getan haben, dann kommen wir weiter", gibt sich Le Tallec optimistisch: "Wir spielen immer auf Sieg. Wir wollen vom Spiel in London nicht abhängen." Sorgen bereitet ihm aber der Trainerwechsel in Köln. "Das könnte ein Problem für uns werden, weil es immer schwer ist, gegen eine Mannschaft zu spielen, die einen neuen Trainer hat. Jeder Spieler möchte sich in so einer Situation von seiner besten Seite zeigen."

Warnung vor Köln - "Alle Augen sind auf uns gerichtet"

Ähnlich schätzt Trainer Milojevic die Lage ein. Ohnehin wird der Coach nicht müde, darauf hinzuweisen, wie schwer die Partie gegen Köln wird. "Die Tabelle in der Bundesliga spiegelt nicht das tatsächliche Leistungsvermögen der Kölner wieder. Meine Spieler wissen das. Sie werden vorbereitet sein", sagte der 47-Jährige und lobte schon einmal seine Schützlinge: "Egal, wie das Spiel ausgeht, ich bin stolz auf die Spieler. Sie haben es überhaupt ermöglicht, dass wir diese Chance überhaupt haben."

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass sich eine neue Generation der Belgrader anschickt, an die ruhmreichen Tage wieder anzuschließen und den Klub sportlich wieder Relevanz zu verleihen. Doch dieses Vorhaben könnte gegen Köln einen schweren Dämpfer erfahren. Im Grunde steht und fällt nämlich alles mit dem abschließenden Vorrundenspiel gegen den 1. FC Köln. Das Stadion Rajko Mitic, im Volksmund auch Marakana genannt, ist ausverkauft - allein 5000 Kölner werden in Belgrad erwartet. Die Euphorie in der Millionenmetropole ist gewaltig, doch auch der Druck auf die Mannschaft ist dementsprechend groß. "Roter Stern hat seit 25 Jahren nicht mehr in Europa überwintert", weiß Le Tallec: "Unsere Fans erwarten sehr viel. Alle Augen sind auf uns gerichtet."

Dr. Vladimir Milutinovic