Torjägerkanone

Jenas Senkrechtstarter Löder schießt sich an die Spitze

Torjägerkanone® für alle

Plötzlich Top-Torjäger: Jenas Senkrechtstarter Löder schießt sich an die Spitze

Top-Torjäger der Regionalliga Nordost: Elias Löder gehört auch bundesweit zu den besten Viertliga-Angreifern

Top-Torjäger der Regionalliga Nordost: Elias Löder gehört auch bundesweit zu den besten Viertliga-Angreifern IMAGO/Bild13

Torjägerkanone® für alle

Kopfballstark, 90 Kilo schwer und so groß wie ein Schrank. Das alles sind Attribute, die einem in den Kopf schießen, wenn man sich Bilderbuch-Torjäger vorstellen müsste. Elias Löder vom Nordost-Regionalligisten Carl Zeiss Jena bringt keine der genannten Eigenschaften zu 100 Prozent aufs Papier, dennoch gehört der agile Offensivspieler aktuell zur absoluten Elite der Regionalliga. Mit 18 Toren aus 25 Spielen ist Löder momentan der Top-Torjäger der Regionalliga Nordost, bundesweit steht der Angreifer, der im Sommer von Drittligist Hallescher FC ans Ernst-Abbe-Sportfeld gewechselt ist, auf Rang 3, torgleich mit Julian Kania vom 1. FC Nürnberg II.

Die Explosion

Im Winter sah die Lage noch ganz anders aus. Mit neun Toren aus 18 Partien spielte Löder, der meist als hängende Spitze agiert, eine aus seiner Sicht "zufriedenstellende Saison", seine Ausbeute war aber nicht von bundesweitem Top-Niveau. Seit dem Jahreswechsel jedoch trifft der 23-Jährige wie am Fließband und avancierte binnen kürzester Zeit zum gefürchteten Top-Torjäger seiner Liga. Neunmal traf Löder in sieben Spielen in 2024, in den letzten fünf Partien dabei sogar dreimal doppelt.

Löder bestreitet es zwar, zahlenmäßig könnte der Offensivkünstler aus diesem Grund aber zweifelsohne als Erfolgsgarant der Jenaer betitelt werden. Mit seiner herausragenden Trefferquote war er schließlich maßgeblich daran beteiligt, dass Jena in den letzten fünf Spielen ungeschlagen blieb und sich damit frühzeitig von etwaigen Abstiegssorgen befreite.

"Ich würde unseren Erfolg auf keinen Fall allein an mir festmachen", zeigt sich Löder bodenständig. Zwar würden seine Kollegen ab und zu scherzen, dass sie nicht gewinnen würden, wenn er nicht träfe, dennoch schreibt er den Erfolg der gesamten Mannschaft zu, die sich mit gutem Fußball und Selbstvertrauen diese Erfolgsserie erarbeitet hätte.

Elias Löder, Jubel

Vor 12.500 Zuschauern erzielte Elias Löder am Samstag das zwischenzeitliche 2:0 gegen Erfurt Sascha Fromm

Derby-Drama und der Nordost-Kult

Auch am Wochenende war Löder wieder der entscheidende Mann. Im Thüringen-Derby gegen Rot-Weiß Erfurt, das aufgrund von Fan-Ausschreitungen kurz vor dem Abbruch stand, erzielte er nach einem kapitalen Bock der Erfurter zunächst das zwischenzeitliche 2:0 und erstickte mit einem tollen Solo nach der Pause den kurz aufleuchtenden Hoffnungsfunken der Gäste mit seinem Treffer zum 3:1-Endstand.

Dass sein 18. Saisontreffer kurz darauf von massiven Fan-Ausschreitungen, dabei wurden unter anderem Leuchtraketen aus dem Erfurter Block auf die Jenaer Familientribüne geschossen, überschattet wurde, ärgert den Top-Torjäger. "Man kennt die Brisanz eines Derbys, und als Spieler freut man sich auch riesig auf diese tolle Kulisse und die Choreos. Wenn am Ende aber Familien in Gefahr geraten oder verletzt werden, ist das natürlich nicht schön."

Ich finde die Liga geil, die Stimmung geil und die Fans geil. Natürlich ohne, dass jemand zu Schaden kommt.

Elias Löder (23) ist unter friedlichen Bedingungen von der Fan-Kultur überzeugt

Abgesehen von diesen Extremfällen, von denen sich Löder klar distanziert und die ihn als Spieler immens beeinflussen - "wir wussten nicht, wie es weitergeht, und als dann angepfiffen wurde, war es enorm schwierig wieder reinzukommen" -, ist Löder aber prinzipiell von der Fan-Kultur im Nordosten begeistert. "Ich finde die Liga geil, die Stimmung geil und die Fans geil. Natürlich ohne, dass jemand zu Schaden kommt. Ich persönlich habe es gerne, wenn 10.000 Menschen gegen einen sind, egal ob es in Erfurt, Cottbus oder sonstwo ist. Da muss man einfach drüberstehen."

Der Trophäenschrank

Von der "Torjägerkanone® für alle" wusste der 23-Jährige, der als Vollzeit-Profi in Jena angestellt ist und seine Zukunft auch in der kommenden Spielzeit beim FC Carl Zeiss sieht, bislang noch nichts. "Man verfolgt natürlich immer auch die anderen Ligen und schaut sich die Zahlen an. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich bundesweit für Aufsehen sorge", sagt der schüchterne Offensivspieler, der eigentlich ungern im Mittelpunkt steht.

Bei lediglich drei Treffern Rückstand auf Hannovers Lars Timo Gindorf hat Löder aber weiter durchaus realistische Chancen auf den bundesweiten Titel. Es wäre die dritte außergewöhnliche Auszeichnung in seiner Trophäensammlung. Im Juli 2021 gewann er - damals noch im Trikot von Germania Halberstadt - mit einem sehenswerten Fallrückzieher-Treffer das "Tor des Monats" in der Sportschau. "Da hängt heute noch eine Medaille in meiner Wohnung in Jena", erklärt Löder stolz. Vor kurzem erst wurde seine Sammlung dann um eine Urkunde reicher, als er gegen Babelsberg mit dem "Kacktor des Monats Februar" ausgezeichnet wurde. Sein Flachschuss aus 20 Metern war vom Pfosten gegen den Kopf von SVB-Keeper Klatte geprallt und von dort ins Tor. Mit der schneeweißen Kanone wäre seine persönliche Trophäensammlung dann wohl komplett.

Lukas Karakas

Das sind die Führenden der "Torjägerkanone® für alle" 2023/24"