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Oberhausen-Trainer Terranova: "Wir hatten nur Luft für Zwischenspurts"

RWO im Pokal noch "ein heißes Eisen"

Oberhausen-Trainer Terranova: "Wir hatten nur Luft für Zwischenspurts"

Muss und will dem Nachwuchs eine Chance geben: Mike Terranova, Trainer von Rot-Weiß Oberhausen

Muss und will dem Nachwuchs eine Chance geben: Mike Terranova, Trainer von Rot-Weiß Oberhausen IMAGO/Klumpen Sportfoto

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Das Saisonende geriet turbulent. Das Spiel beim SC Wiedenbrück verlor Rot-Weiß Oberhausen zunächst 1:5, beim 1. FC Bocholt gewann der Klub dann 5:1. Am Ende steht ein 7. Platz zu Buche, die Erwartungen waren allerdings höher. Im Interview spricht Trainer Mike Terranova (46) über die nun abgelaufene Liga-Spielzeit, den kleinen Kader und den vielversprechenden Nachwuchs.

Wir kennen Sie immer freundlich, meist bestens gelaunt, stets optimistisch. In den vergangenen Tagen sahen und hörten wir Sie allerdings häufig betroffen, niedergeschlagen. Kann ein 1:5 so umwerfen, dass auch ein 5:1 nicht wieder aufrichtet, Herr Terranova?

Das Spiel, genauer gesagt die erste Halbzeit, in Wiedenbrück hat mir schon zu schaffen gemacht. Wir haben in der Hinrunde 1:5 in Rödinghausen verloren, dabei hatte der Gegner aber einen Sahnetag und traf mit fünf Schüssen fünfmal. In Wiedenbrück waren meine Jungs so schlecht, machten so gehäuft Fehler - vor allem im taktischen Bereich -, dass ich fast verzweifelt bin. Kurz vor Ende der Saison konnte ich überhaupt nichts von dem erkennen, was wir ein Jahr lang Tag für Tag geübt hatten. Mit verschiedenen Einwechslungen wurde es dann ja besser, aber es stimmt schon: Ich war bedient und sauer und frustriert!

Waren die beiden Spiele ein wenig ein Spiegelbild der Saison?

Ein bisschen schon, ja! Was die Spiele, ihre Verläufe und ihre Ergebnisse vor allem gezeigt haben, war die wuchtige Wirkung, die ein kleiner Kader entfaltet, wenn es schlecht läuft. Der Kader ist bekanntlich aus finanziellen Gründen knapp ausgefallen, zudem haben wir im Winter mit Leroy Mickels und Michael Wentzel noch zwei Jungs aus dem Kreis der ersten 15 oder 16 abgegeben. Wenn man dann eine Reihe von Ausfällen hat, braucht man sich nicht wundern.

Wir hatten auch Ausfälle, die auf keine Kuhhaut mehr passten.

Mike Terranova

Trotzdem waren große Ziele ausgegeben: Aufstieg und Pokal!

Im Pokal sind wir ja noch ein heißes Eisen, am 3. Juni geht es gegen den Nachbarn (Rot-Weiss Essen, Anm. d. Red.). Aber mal grundsätzlich: Ich bin Fußballer und will immer gewinnen. Und dann muss es das Ziel sein, Erster zu werden. Dass man schauen muss nach links und rechts, das ist doch klar. Aber ich will mir und auch meinen Jungs nicht die Freude daran nehmen lassen, möglichst alle Spiele zu gewinnen. Wir haben im Niederrheinpokal den MSV Duisburg (2:1) rausgeschmissen, wir haben Preußen Münster (3:2) in der Hinrunde geschlagen und hatten auch im Rückspiel (0:2) unsere Chancen. Aber wir hatten auch Ausfälle, die auf keine Kuhhaut mehr passten. Klaß, März, Kreyer, Öztürk, Mai, Propheter, Boche, Holthaus - das sind acht Spieler, die jeweils sechs Wochen mindestens, mitunter aber auch sechs Monate und mehr gefehlt haben.

Lag also alles am zu kleinen Kader?

Nein, das will ich auch nicht sagen. Wir haben oft unsere möglichen Stärken nicht auf den Platz gebracht. Punkt. Preußen Münster ist absolut verdient Meister geworden und hatte dabei ein Team, das in jeder Beziehung reif und dran war. Die Meisterschaft ist ein Marathon, wir hatten nur Luft für ein paar Zwischenspurts - und dann ist man am Ende Siebter.

Trotz des kleinen Kaders gab es wieder Platz für Jugendliche, auch aus dem eigenen Verein. Ist das nicht eine Belastung?

Auf gar keinen Fall! Als ich meinen Lehrgang gemacht habe in Hennef, war für mich irgendwann der Punkt erreicht, an dem ich meinte, dass man sich viel mehr um den Nachwuchs kümmern müsse. Dem Nachwuchs gehört doch die Zukunft! Wir haben hier in Oberhausen einige junge Leute so fit und so gut gemacht, dass sie als gestandene Profis spielen. Das ist ein schöner Erfolg. Und wir hatten auch in dieser Saison einen Jungen, der bei 19 Spielen zum 18er-Aufgebot gehört hat, der acht Einsätze, wenn auch unterschiedlicher Länge, hatte. Kerem Yalcin hat parallel in der U-19-Bundesliga gespielt, jetzt seinen ersten größeren Vertrag erhalten. Ein echtes Kleeblatt, einer von hier. Das macht auch mich stolz. Wobei: Stolz ist nicht das richtige Wort, über solche Entwicklungen bin ich einfach glücklich.

Steht er im Pokalfinale auch im Aufgebot?

(lacht) Vielleicht schießt er in der 90. Minute ja das 1:0.

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