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Nun stellt sich bei Frankreich die Sturmfrage

Thuram, Mbappé & Co. entwickeln zu wenig Durchschlagskraft

Nun stellt sich bei Frankreich die Sturmfrage

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé.

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé. IMAGO/Revierfoto

Was war es denn nun? Ein Fingerzeig? Eine Strafe? Konsequente Logik? So genau kann man das bei Didier Deschamps nie sagen. Frankreichs Nationaltrainer gibt selten bis nie konkret Auskunft über seine Startelf - geschweige denn einzelne Spieler. Und so ist nach dem 0:2 gegen Deutschland zum Start ins EM-Jahr 2024 völlig unklar, was Deschamps mit seiner Aufstellung und den Wechseln in der zweiten Hälfte testen wollte beziehungsweise wie er auf die gerade im Sturm äußerst dürftige Darbietung reagiert hatte.

Denn weder der im Zentrum postierte Marcus Thuram noch die beiden Außen Kylian Mbappé (links) und Ousmane Dembelé (rechts) wussten nachhaltig zu überzeugen. Dabei ist gerade die Offensive der Mannschaftsteil mit der größten Qualität, denn da saßen ja noch ein Olivier Giroud und ein Randal Kolo Muani auf der Bank. Beide kamen auch ins Spiel, großen Einfluss hatte aber auch das Duo von Milan und Paris Saint-Germain nicht.

Kolo Muani ist bei PSG momentan der Rang abgelaufen

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Was nun? Ex-Gladbacher Thuram jedenfalls scheint seine erste Chance verspielt zu haben, sich einen Platz in der französischen EM-Elf zu sichern. Offensiv fand der seit Sommer 2023 bei Inter sehr erfolgreiche Stürmer (zehn Tore und zehn Vorlagen in 27 Serie-A-Spielen) kaum statt, musste sich häufig nach hinten fallen lassen. Immerhin: Zumindest eine Chance bot sich Thuram mitten in einer dominanten deutschen Phase - zumindest ein Zeichen, dass der 26-Jährige dem Druck standhalten kann.

Ersetzt wurde der ehemalige Borusse nach einer Stunde durch Giroud, der ebenfalls genau eine Chance hatte, den Ball aber artistisch neben das Tor setzte. Folgt man dieser Wechsellogik, gilt Giroud aktuell als Nummer 2 in der französischen Sturmspitze, doch auch er hing die meiste Zeit in der Luft.

Bleibt Kolo Muani, dem bei PSG mittlerweile Goncalo Ramos den Rang abgelaufen hat. Ihn, Kolo Muani, brachte Deschamps spät, zudem auf rechts. Auch dort hat der Ex-Frankfurter schon reüssiert, mehr liegt ihm aber das Konterspiel über die Mitte.

Mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter

Oder setzt Deschamps am Ende doch auf Mbappé als Neuner? Bei PSG hat ihn sein dortiger Trainer Luis Enrique diese ungeliebte Position zuletzt öfter bekleiden lassen, Deschamps hat sie ihm bislang kaum zugeteilt. Im Notfall würde der Weltmeister von 2018 sie demnach auch bei der Equipe Tricolore ausfüllen können.

Doch eine Notlage herrscht noch lange nicht in Frankreich, selbst wenn diese Leistung schwach und so nicht zu erwarten war. Normalerweise sorgt in solchen Partien just Mbappé für den einen Moment, die eine Aktion, das eine Tor - siehe unter anderem das WM-Finale gegen Argentinien vor eineinhalb Jahren, als er die Franzosen in die Verlängerung gerettet hatte. Etwas Derartiges gelang ihm gegen die Deutschen nicht. Zwar war der Superstar ein Aktivposten, zeigte mit seinen Übersteigern und Körpertäuschungen aber zu oft mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter.

So oder so - klasse besetzt sind die Franzosen weiterhin. Selbst ohne den verletzten Antoine Griezmann (Atletico Madrid). Nur müssen sie zeigen, dass sie ihre Qualität auch weiterhin ausspielen können. Am besten schon in Marseille am Dienstag (21 Uhr) beim Duell mit Chile.

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Michael Postl

Bilder zur Partie Frankreich gegen Deutschland