Südwest

Neidhart-Start bei Kickers Offenbach: "Die Chance ist groß"

Neuer Trainer trifft auf runderneuerten Kader

Neidhart-Start bei Kickers Offenbach: "Die Chance ist groß"

Startet bei Kickers Offenbach mit klaren Ansagen: Trainer Christian Neidhart (graues Shirt)

Startet bei Kickers Offenbach mit klaren Ansagen: Trainer Christian Neidhart (graues Shirt) IMAGO/Hartenfelser

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Nach einer enttäuschenden Saison hat Kickers Offenbach nicht zum ersten Mal in zehn Jahren Regionalliga Südwest fast alles auf links gedreht. Der neue Geschäftsführer Sport, Christian Hock, dem in Finanzgeschäftsführer Sebastian Möller (zuvor SG Barockstadt Fulda-Lehnerz) und Marketing-Chef Dominic Stumpf (zuvor Carl Zeiss Jena) zwei neue Mitarbeiter zuarbeiten, hat in  fünf Wochen ein fast komplett neues Trainer-Team und acht externe Zugänge verpflichtet.

Der Ex-Profi wirkt klar und nüchtern in seinen Entscheidungen und Erläuterungen. "Wir haben mit sehr viel Bedacht ausgewählt", sagte er bei der offiziellen Vorstellung von Trainer Christian Neidhart, der am Montag erstmals mit seiner neuen Mannschaft trainierte. Das gilt auch für alle übrigen Mitglieder des Trainerstabs, dem neben Torwarttrainer-Ikone René Keffel (55), Athletik-Trainer Mele Mosqueda (35, zuletzt FSV Frankfurt) in Jouke Faber (61) ein erfahrener, weltgewandter Niederländer angehören wird, der unter Neidhart auch schon beim SV Meppen assistierte.

Alvarez muss noch fit werden

"Wir haben nach dem Leistungsprinzip ausgesucht", betont Hock. Das Alter spiele keine Rolle. Auch bei den Spielern nicht. In den Offensivkräften Marcos Alvarez (31, zuletzt SV Meppen) und Dimitrij Nazarov (33, Erzgebirge Aue) sieht Trainer Neidhart zwei Torjäger von Format in seinen Reihen. Dass vor allem der frühere Osnabrücker Torjäger Alvarez sich längst nicht bei 100 Prozent sieht, stört Neidhart nicht. "Wir haben sechs Wochen Vorbereitung, das sollte reichen."

Überhaupt strahlt der bei Drittligist SV Waldhof Mannheim vorzeitig aus dem Amt geschiedene Norddeutsche jene Gelassenheit aus, nach der in Offenbach so lange gesucht wurde. "Wir gehen mit großer Demut an die Aufgabe", sagt der 54-Jährige, der mit dem SV Meppen und mit Rot-Weiss Essen - wo er zwei Spieltage vor Schluss entlassen wurde - maßgeblich an Aufstiegen in die 3. Liga beteiligt war: "Aber klar ist, dass du in Offenbach nicht mit dem Ziel antreten kannst, Fünfter oder Sechster zu werden."

Wir wollen, dass die Fans sich auf uns verlassen können.

Christian Neidhart

Neidhart hat klare Vorstellungen, wie er die in der Vorsaison mit ebenso hohen Erwartungen angetretenen und tiefgefallenen Kickers wieder auf Kurs bringen kann: "Durch Ulms Aufstieg ist die Chance groß", ist er überzeugt: "Aber es gibt vier, fünf andere Mannschaften, die auch oben mitspielen wollen." Den FC Homburg zählt er dazu, aber auch den TSV Steinbach Haiger oder die TSG 1899 Hoffenheim II. "Wir wollen Kontinuität reinbringen ins Spiel und die Ergebnisse", fordert er. Dazu sei Ruhe erforderlich, Ballsicherheit und Geduld. "Wir wollen eine ganz andere Grundstimmung erzeugen", erklärt er: "Wir wollen, dass die Fans sich auf uns verlassen können."

Dazu hat Christian Hock an einigen personellen Stellschrauben gedreht, reichlich Routine und insgesamt acht externe Zugänge hinzugeholt. Torwart Johannes Brinkies (31) etwa stand 285-mal für Hansa Rostock und zuletzt den FSV Zwickau in der 3. Liga im Tor. Er wurde ebenso als Anführer geholt wie Nazarov und Alvarez. "Das Alter ist nicht entscheidend, sondern die Leistung", betont Hock. Und die Einstellung. Diese Attribute vereint etwa der jüngste Zugang Leon Müller auf sich. Der 22-Jährige war zuletzt beim Ligarivalen FSV Frankfurt im zentralen defensiven Mittelfeld eine konstante Größe und einer der besten seines Fachs in der Südwest-Gruppe.

Jetzt passt es.

OFC-Präsident Joachim Wagner zur Kaderzusammenstellung

Was die Werte in seinem Team anbetrifft, wird sich Müller an die Vorstellungen Neidharts anpassen müssen. "Wir wollen kein Arschloch in der Kabine. Wer sich nicht an die Werte hält, kann einen Stock höher zu Christian Hock gehen und seinen Vertrag auflösen." Kein Zweifel besteht schon jetzt daran , dass dieser Umbruch in Offenbach einer der konsequentesten in zehn Jahren Regionalliga ist. "Jetzt passt es", ist Präsident Joachim Wagner sicher. Als maßgeblicher Teil einer von zwei Investorengruppen scheint der Multiunternehmer ernst zu machen im Bestreben, den OFC in höhere Sphären zu bringen.

Jörg Moll

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