Europa League

Rangers | Craig Moore: "Will nur lachende Gesichter sehen"

Ex-Gladbacher spricht vor dem EL-Finale

Moore: "Ich will nur lachende Gesichter sehen"

Noch immer nah dran an den Rangers: Craig Moore.

Noch immer nah dran an den Rangers: Craig Moore. imago images/Shutterstock

Mr. Moore, Finale der Europa League - hätten Sie das noch vor ein paar Jahren für möglich gehalten?
Dieser Verein hat eine unglaubliche Reise hinter sich. Ich hätte nie gedacht, dass sich die Rangers so schnell von diesem Bankrott erholen. Aber vor allem in den letzten zwei, drei Jahren haben sie wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft, auch für Europa.

In den beiden Saisons zuvor schafften es die Rangers immerhin bis ins Achtelfinale der Europa League.
Und darum ist das Endspiel diesmal auch keine so große Überraschung. Vor allem nicht, nachdem sie diesmal gleich in der ersten K.-o.-Runde Dortmund ausgeschaltet haben. Das hat dem Team einen ordentlichen Schub an Selbstvertrauen gegeben.

Europa-League-Finale

Wie haben Sie damals das Katastrophenjahr 2012 erlebt, mit der Neugründung des Klubs in der 4. Liga?
Das war eine ganz düstere Zeit für alle Rangers, ein brutaler Absturz. Unglaublich war aber auch, dass selbst in der 4. Liga 50.000 Fans in Ibrox waren. Das zeigt schon, welch außergewöhnlichen Status dieser Klub besitzt. Und wie wichtig es ist, dass wir zurück sind.

War Steven Gerrard entscheidend bei der Wiederauferstehung mit der Meisterschaft im Vorjahr?
Als Steven 2018 kam, hat er einen sehr schwierigen ersten Trainerjob übernommen. Der Auftrag lautete stets Meisterschaft, aber mit begrenzten Mitteln. Er hat das mit viel Fleiß und einem klaren Plan geschafft - und dabei obendrein Celtic den Rekord von zehn Titeln in Folge vermasselt. Steven hat die Basis gelegt, von der wir nun profitieren.

Giovanni van Bronckhorst

Mit den Rangers in der Erfolgsspur: Trainer Giovanni van Bronckhorst. IMAGO/Shutterstock

Gerrard ist nun bei Aston Villa, Giovanni van Bronckhorst übernahm im November, Ihr früherer Teamkollege. Was zeichnet ihn aus?
Er ist Niederländer, taktisch unheimlich flexibel, reagiert oft mit mutigen Umstellungen während des Spiels. Gio kann ein Team zudem optimal auf genau diesen Gegner präparieren. Siehe das 4:2 in Dortmund, als der BVB offenbar sehr überrascht wurde.

Dabei war noch im Januar das Geld schon wieder äußerst knapp, Verstärkungen waren nicht drin.
Wir hatten einige sehr ruhige Transferperioden, ja. Aber diese Europa League wird hier hoffentlich auch finanziell etwas helfen, damit die Mannschaft verstärkt werden kann. Der Sieger des Finales ist in der Champions League, das wäre der nächste Boost für die Kasse und auch ein starkes Signal für den schottischen Fußball insgesamt.

Und es würde den Rangers bei Transfers helfen.
Natürlich. So ziehen wir Spieler an, die zwar vielleicht noch nicht ganz auf ihrem absoluten Höhepunkt sind, aber diese Chance hier schätzen. Sie wissen nun, dass es in Schottland große Vereine gibt, die international wettbewerbsfähig sind. Dazu kommt die Stimmung in den Stadien, die schlicht einmalig ist.

Beim Marsch ins Finale half vor allem James Tavernier, der mit sieben Toren beste Schütze der gesamten Europa League. Wie macht er das als Rechtsverteidiger?
Und er hat alle in den K.-o.-Runden geschossen, ein großartiger Bursche. Eigentlich spielt er rechts hinten, aber James ist immer im Vorwärtsgang, schießt starke Standards, ist sicher bei Elfmetern und hat ein unglaubliches Timing, wann er vorn am langen Pfosten auftauchen muss. Der perfekte Kapitän für diesen Verein.

Dabei fehlten doch mit Alfredo Morelos und Omar Roofe die besten Stürmer verletzt.
Sie wurden direkt im Strafraum auch schmerzlich vermisst, das Angriffsspiel der Rangers ist noch verbesserungsfähig. Ohne richtigen Mittelstürmer ist das Spiel aber breiter angelegt, etwa mit Ryan Kent auf dem Flügel, der sich einiges traut. Dahinter im Mittelfeld gefällt mir Joe Aribo, er schiebt viel an.

Stets ein großer Rückhalt: Die Fans der Glasgow Rangers.

Stets ein großer Rückhalt: Die Fans der Glasgow Rangers. IMAGO/PA Images

Wer ist nun eigentlich Außenseiter in diesem Außenseiter-Finale?
Ich sehe keinen Underdog, sondern zwei Teams auf Augenhöhe, die bewiesen haben, dass sie nicht nur daheim gewinnen können. Obendrein sind es zwei große Traditionsvereine, die endlich wieder eine europäische Trophäe hochhalten wollen. Bei den Rangers ist das 50 Jahre her (Europapokal der Pokalsieger, d. Red.). Wann war es bei Frankfurt?

Vor 42 Jahren, der UEFA-Cup-Sieg 1980.
Also ähnlich lange. Frankfurt wie die Rangers werden Zig-Tausende Fans nach Sevilla bringen. Schade nur, dass die Preise für Flüge und Unterkünfte so irrsinnig gestiegen sind. Und hoffentlich bleibt alles friedlich, ich will nur lachende Gesichter sehen. Es geht nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei den Fans darum, wie man seinen Verein und sein ganzes Land repräsentiert.

Wäre es ein fairer Deal: Celtic hat die Meisterschaft und die Rangers bekommen die Europa League?
Für mich als Australier war es ohnehin ein sensationelles Jahr. Mein Landsmann Ange Postecoglou hat mit Celtic gleich im ersten Jahr die Meisterschaft und den League Cup gewonnen. Meine Rangers haben nach dem Endspiel der Europa League gleich am Samstag noch das Pokalfinale in Schottland gegen die Hearts. Dann sind hoffentlich alle Titel in Glasgow und beide Lager der Stadt können zufrieden nach Hause gehen und sich freuen auf die nächste Saison.

Interview: Martin Gruener

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