DFB-Pokal

Meffert: "Das darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren"

HSV kassiert jeweils zwei Gegentore in den Schlussminuten und ist raus

Meffert: "Das darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren"

Zog in Berlin mit dem HSV knapp den Kürzeren: Hamburgs Coach Tim Walter.

Zog in Berlin mit dem HSV knapp den Kürzeren: Hamburgs Coach Tim Walter. IMAGO/Eibner

"Das darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren", erklärte Mittelfeldstratege Jonas Meffert nach der Begegnung. So mitreißend und packend der Abend in der Hauptstadt war, sosehr stellt sich dennoch die von Meffert angestoßene Frage nach der Spitzenmannschaft. Der HSV hat in der Liga in acht Auswärtsspielen nur sieben Punkte geholt und insgesamt bereits 20 Gegentreffer kassiert.

In Berlin kam die nächste Niederlage in der Fremde dazu, es gab wieder drei Gegentore. Das ist zu viel für ein Top-Team - und es ist insgesamt zu wenig für die zu Recht hohen Ansprüche an einen Kader, der auch am Mittwochabend situativ wieder andeutete, welches fußballerische Potenzial in ihm schlummert. Der sich aber auch immer wieder Aussetzer in der Defensive leistet, die teuer sind. Die von Berlin kosten die nächste Runde und damit 1,7 Millionen Euro, die in der Liga kosteten, Stand jetzt, den direkten Aufstiegsplatz.

Pokalkrimi nicht losgelöst von Gesamtentwicklung

Tim Walter wollte unmittelbar nach Abpfiff am Sky-Mikrofon - aus aufgrund der Dramaturgie nachvollziehbaren Gründen - nicht das große Ganze bewerten. "Das war Pokal, über andere Dinge rede ich jetzt nicht." Und doch wird er sich damit auseinandersetzen müssen, weil der Pokalkrimi selbstredend nicht losgelöst von der Gesamtentwicklung betrachtet werden kann. Vielmehr bestätigten sich dort eklatante und bekannte Mängel. Zwei Mal gingen die Hamburger in der Schlussminute zu Boden, sie kassierten das 2:2 in der 90. und das 3:3 in der 120. Minute.

Der Coach streicht zwar heraus, "dass die Mannschaft bravourös wieder aufgestanden ist." Sie fällt aber bereits seit Mitte September immer wieder hin. Und in Berlin letztlich einmal zu viel. "Dass wir in der letzten Minute ein Gegentor kassieren", klagt Meffert, "kann ein Mal passieren. Aber nicht zwei Mal in einer Partie! Das geht nicht und ist auch nicht zu erklären."

Rotation erklärt Ringen nach Stabilität nicht

Walter hatte vor der Partie, wie schon in der 2. Runde in Bielefeld, hoch gepokert und insgesamt sieben Wechsel gegenüber dem 2:2 auf St. Pauli vorgenommen. Er hat Torjäger Robert Glatzel geschont und Sebastian Schonlau das Comeback beschert, auch Levin Öztunali eine Bewährungschance gegeben, und festzuhalten bleibt: Mit des Trainers Rotation ist das Pokal-Aus nicht zu erklären: Öztunali sendete endlich das ersehnte Lebenszeichen, Schonlau stabilisierte die Defensive mit seiner Ausstrahlung sichtbar. Mit dem Kapitän ging nach rund einer Stunde auch die Ordnung verloren.

Dass dieses Ringen nach Stabilität ein ständiger und treuer Begleiter des HSV ist und bleibt, wiegt deutlich schwerer als Walters großflächiger Umbau seiner Startelf.

Sebastian Wolff

Bilder zur Partie Hertha BSC gegen Hamburger SV