Nationalelf

Kuntz und die Erinnerungen an 1996

U-21-Coach feierte in England seinen größten Erfolg

Kuntz und die Erinnerungen an 1996

Die Erinnerungen an die EM 1996 helfen vielfach: U-21-Trainer Stefan Kuntz.

Die Erinnerungen an die EM 1996 helfen vielfach: U-21-Trainer Stefan Kuntz. imago

Aus Krakau berichten Michael Pfeifer und Carsten Schröter

"Natürlich erinnere ich mich gut daran, es war schließlich der größte Erfolg meiner Karriere. Den konnte ich mit 33 Jahren noch ein bisschen intensiver genießen, weil ich lange darauf warten musste", sagte Kuntz am Sonntag, der mit Kaiserslautern Meister (1991) und Pokalsieger (1990), zweimal Bundesliga-Torschützenkönig (85/86, 93/94) und einmal zum Fußballer des Jahres (1991) gewählt wurde. Durch die damalige EM könne er "besonders gut mit Spielern aus der zweiten Reihe umgehen".

Kuntz war auf der Insel unter Berti Vogts nämlich kein unumstrittener Stammspieler. Beim 2:0 zum Auftakt gegen Tschechien stand er wegen Jürgen Klinsmanns Verletzung in der Startelf, wurde beim folgenden 3:0 gegen Russland eingewechselt und saß im letzten Gruppenspiel gegen Italien (0:0) komplett auf der Bank. "Du musst immer bereit sein", gibt der 54-Jährige seinen Reservisten mit auf den Weg.

Es war der größte Erfolg meiner Karriere. Den konnte ich mit 33 Jahren noch ein bisschen intensiver genießen, weil ich lange darauf warten musste.

Stefan Kuntz über die EM 1996

Nach der Einwechslung zur zweiten Hälfte im Viertelfinale gegen Kroatien (2:1) schlug die große Stunde des Stürmers im Halbfinale gegen Gastgeber England. Startelf, Tor zum 1:1 und ein verwandelter Strafstoß im Elfmeterschießen. "Ich dachte, wenn ich mich als fünfter Schütze melde, komme ich erst gar nicht mehr dran, weil die Engländer doch sicher nicht fünfmal treffen werden. Als sie aber alle fünf verwandelt hatten, ist mir das Herz tief in die Hose gerutscht und ich hatte große Angst. Eigentlich wollte ich flach schießen, zum Glück ist er dann hoch reingegangen", erinnerte er sich lachend mit einem Seitenhieb Richtung englischer Künste vom Punkt.

Das Ende ist bekannt. Der aktuelle A-Nationaltrainer Englands, Gareth Southgate, scheiterte an Andreas Köpke und Andy Möller machte mit einem Hammer in den Winkel den Finaleinzug perfekt. Auch im Endspiel durfte Kuntz beginnen und am Ende das Golden Goal von Oliver Bierhoff gegen Tschechien aus nächster Nähe ins Tor schreien.

Kuntz: "Ab jetzt Hopp oder top"

Diesmal sollen seine Jungs möglichst nach 90 Minuten alles klarmachen. Wahrscheinlich verändert Kuntz zum ersten Mal im Turnier seine Anfangsformation. "Die Regeneration steht im Vordergrund, deshalb haben auch die Reservisten kein Spielersatztraining absolviert. Wir werden bei allen schauen, wo die Tanks voll sind, das kann Einfluss auf die Startelf nehmen", so Kuntz, der froh ist, dass der komplizierte Modus aus der Gruppenphase Vergangenheit ist: "Da gab es ein paar fragende Blicke nach draußen, das hat die Spieler beschäftigt."

Jetzt sei man im Pokalmodus: "Hopp oder top. Damit können wir besser leben."

Stefan Kuntz jubelt 1996 zusammen mit Matthias Sammer über den EM-Titel.

Stefan Kuntz jubelt 1996 zusammen mit Matthias Sammer über den EM-Titel. imago