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Neuseeland vor dem WM-Play-offs gegen Peru: Kiwis kündigen "Krieg" in der "Kuchenform" an

Neuseeland will das WM-Ticket gegen Peru lösen

Kiwis kündigen "Krieg" in der "Kuchenform" an

Gut gelaunt ins Duell mit Peru: Neuseelands Torwart Stefan Marinovic (l.) und Stürmer Chris Wood (r.).

Gut gelaunt ins Duell mit Peru: Neuseelands Torwart Stefan Marinovic (l.) und Stürmer Chris Wood (r.). Getty Images

Neuseeland ist eigentlich für seine Gastfreundschaft bekannt. Davon soll am Samstagnachmittag (Ortszeit) aber zumindest für 90 Minuten nichts zu spüren sein, wenn Peru zum Play-off-Hinspiel in die Hauptstadt Wellington kommt. "Natürlich wollen wir, dass alles fair abläuft. Aber es geht nicht darum, dass wir Peru hier bei uns willkommen heißen. Die müssen wissen: Das ist eine Schlacht", sagt Andy Martin, Chef des neuseeländischen Fußballverbands NZF. "Das Spiel wird in Wahrheit fast wie ein Krieg sein. Wir müssen ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Die Mannschaft wird alles tun, was auf dem Rasen möglich ist."

Das ist eine Schlacht. Das Spiel wird fast wie ein Krieg sein.

NZF-Boss Andy Martin
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Auch die äußeren Umstände sollen den All Whites in die Karten spielen: Im am Hafen gelegenen WestPac Stadium, das im Volksmund auch "Kuchenform" genannt wird, sorgen Wind und Wetter oft für eine kuriose Flugbahn des Balls. Für das Spiel wurden Böen mit bis zu 70 km/h vorausgesagt. Auf den Rängen sollen derweil 38.500 Fans toben - eine Rekordkulisse in der Geschichte des neuseeländischen Fußballs. "Es wird groß", freut sich Innenverteidiger Tommy Smith. "So ein Spiel hatten wir schon lange nicht mehr, aber für solche Partien bereiten wir uns alle schon seit Jahren vor. Jetzt ist es Zeit für Action!"

England-Exporte, Ex-Bundesligisten und ein gebürtiger Deutscher

WestPac Stadium

Kiwis in der Kuchenform: Das WestPac Stadium in Wellington ist Austragungsort des Play-off-Hinspiels. Getty Images

Personell kann NZF-Coach Anthony Hudson aus dem Vollen schöpfen - auch der angeschlagene Smith scheint gerade rechtzeitig fit zu werden. Die Mannschaft steht auf durchaus prominenten Stützen: Im Tor ist der ehemalige Unterhachinger Stefan Marinovic (jetzt Vancouver Whitecaps) gesetzt, der als verlässlicher Keeper gilt. Davor räumen mit Kapitän Winston Reid (West Ham United) und Smith (Ipswich Town) zwei England-erfahrene Innenverteidiger ab. Im Mittelfeld ziehen die Holland-Exporte Ryan Thomas (PEC Zwolle) sowie der ehemalige Stuttgarter Marco Rojas (jetzt SC Heerenveen) die Strippen und geben das Tempo vor.

Im Sturm hat Hudson gleich mehrere Optionen: Chris Wood, der Star der Mannschaft, ist mit 1,91 Metern und 91 Kilogramm die Anlaufstelle Nummer 1 in der Offensive. Beim FC Burnley schaffte 25-Jährige in dieser Saison den Sprung zur Premier-League-Stammkraft (acht Spiele, drei Tore). Local Player Michael McGlinchey (Wellington Phoenix) und Kosta Barbarouses (Melbourne Victory) sind schnelle Zuarbeiter. Der Erfahrenste, Shane Smeltz, ist wie Wood eher von der Marke Sturmtank. Der 36-Jährige wurde in Göppingen geboren, spielte aber nie in Deutschlands Profiligen, steht mittlerweile beim FC Borneo in Indonesien unter Vertrag und läuft seit 21 Jahren mit dem Farn auf der Brust auf.

Zum Glück nur Außenseiter

Ryan Thomas, Clayton Lewis & Shane Smeltz

Jubelnde Kiwis: Neuseelands Ryan Thomas, Clayton Lewis und Shane Smeltz (v.l.n.r.). imago

Auf dem Parkett des Weltfußballs ist Neuseeland als 122. dennoch ein krasser Außenseiter. Doch gerade in der Rolle des Underdogs gehen die Kiwis, die nicht nach der Frucht, sondern nach dem landestypischen, flugunfähigen Laufvogel benannt sind, regelrecht auf. "Wir wissen, was auf uns zukommt. Sie können sicher nicht herkommen und uns unterschätzen", sagt Smeltz über Peru, immerhin Weltranglisten-10. "Die werden hierher kommen und den Druck spüren. Sie waren seit 1982 nicht mehr bei einer Weltmeisterschaft und schultern die Hoffnung einer ganzen Nation. In ihrer Konföderation spielen sie in großen Spielen gegen große Nationen, aber das ist eine andere Geschichte. Wenn du zwei Spiele vor der Weltmeisterschaft stehst, wirst du es fühlen, da ist es egal, wer du bist und wo du herkommst."

Du wirst es fühlen, egal, wer du bist und wo du herkommst.

Neuseelands Sturmtank Shane Smeltz

Ein wenig Anspannung dürften allerdings auch die All Whites verspüren. Nach vier Jahren WM-Quali in Ozeanien, mit Duellen gegen die Salomonen, Neukaledonien oder Fidschi, entscheiden nun zwei Play-off-Spiele über eine Teilnahme an der Endrunde 2018 in Russland. Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle, denn eine WM-Teilnahme würde umgerechnet rund 8,5 Millionen Euro einbringen, was eine Verdoppelung des NZF-Etats bedeuten würde. Hinzu käme das Prestige, denn in Neuseeland ist Fußball eher eine Randsportart hinter dem Nationalsport Rugby. Der Druck, so Smith, sei bei Peru aber dennoch höher: "Die Erwartungen an sie sind groß, eine schwere Bürde, die sie zu tragen haben. Wenn wir in Führung gehen, vor allem zu Hause, dann könnte der Druck sogar noch zunehmen. Wir sind ziemlich sicher, dass wir eine Überraschung landen können."

cru