Regionalliga

Hinrundenbilanz im Norden

So lief es bis zur Winterpause in der Regionalliga Nord

Hinrundenbilanz im Norden

Der Wuppertaler SV überwintert auf dem ersten Platz

Mahir Saglik (2. v.r.) traf in der Hinserie dreizehn Mal für Wuppertal. imago

Die Liga boomt

Obwohl zwischen Eintracht Braunschweig und dem ersehnten Wiederaufstieg zehn Punkte liegen, obwohl selbst die 3.Liga fünf Zähler entfernt ist, obwohl die Heimauftritte der Niedersachsen meist enttäuschend verliefen - es kamen regelmäßig mehr als 14000 Fans ins Stadion an die Hamburger Straße (Ligaspitze). Auch Düsseldorf (12813), Essen (10620) und Dresden (10102) vermochten ihre Anhänger zu mobilisieren, so dass die Schallmauer von einer Million Zuschauern am ersten Spieltag nach der Winterpause geknackt wird (derzeit: 990965). Damit liegt der Zuspruch mit 5243 sogar über der Vorjahresmarke (4996).

Scharfschütze Saglik: 18 Spiele, 13 Tore

Der Wuppertaler Erfolg hat einen Namen: Mahir Saglik. Der Neuzugang vom 1.FCSaarbrücken trug mit 13 Treffern maßgeblich zum Höhenflug des aktuellen Tabellenführers bei. Am achten Spieltag überrannte der 24-Jährige die Braunschweiger Eintracht beim 4:1 mit drei Toren fast im Alleingang. Auch beim 7:2 gegen Wolfsburg II war er doppelt erfolgreich. Der FC Bayern sollte im DFB-Pokal-Achtelfinale gewarnt sein.

Trend zum Negativrekord: Nur 478 Tore

In den bislang 189 absolvierten Begegnungen schlug der Ball 478-mal im Netz ein - gerade einmal 2,53 pro Partie. Sollte sich dieser Trend nach der Winterpause fortsetzen, könnte sogar der Negativrekord aus der vergangenen Saison geknackt werden (durchschnittlich 2,67 Tore pro Spiel).

Düsseldorf: Mit 17 Toren Hinrundenmeister 18Spiele mit nur 17 Treffern bedeuten normalerweise Abstiegskampf und Existenzängste in der Vorweihnachtszeit. Nicht so in Düsseldorf. Die Fortuna errang mit dieser Quote tatsächlich den Titel des Hinrundenmeisters. Seltener durfte nur das Keller-Quartett aus Wolfsburg, Cottbus, Lübeck und Verl jubeln. Der Emder Sturm agierte ähnlich zurückhaltend - 21 Treffer genügten nach Ablauf der Hinrunde dennoch für Tabellenrang zwei. Der Schlüssel zum Erfolg lag sowohl in Düsseldorf als auch in Emden in einer sattelfesten Abwehr. Beide Teams siegten bislang sechsmal mit 1:0.

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189 Spiele, 455 Spieler: 33 aus Cottbus Insgesamt kamen bislang 455 Spieler zum Einsatz. 39 Akteure wirkten dabei in jeder Partie ihres Klubs mit. Kontinuität war also Trumpf. Babelsberg, Emden und Oberhausen kamen mit jeweils nur 20Akteuren aus. RWO-Trainer Hans-Günter Bruns setzte auf ein extrem eingespieltes Team: Sieben seiner 20 eingesetzten Schützlinge bestritten alle Begegnungen, weitere drei fehlten nur einmal. Als Gegenbeispiel dient Aufsteiger Cottbus II. Coach Heiko Weber schickte drei komplette Teams auf das Spielfeld (insgesamt 33 Akteure).

Dauerbrenner: Elf Kicker halten durch

Bis auf Dresden und Wolfsburg II haben alle Klubs 20 Spiele absolviert. Elf Akteure standen dabei jeweils von der ersten bis zur letzten Minuten auf dem Platz. Neben den Torhütern Maly (Wuppertal), Melka (Düsseldorf), Rickert (Kickers Emden) und Semmler (Oberhausen) erwiesen sich auch folgende sieben Feldspieler als wahre Dauerbrenner: Bankert (Cottbus II), Holst (Erfurt), Reichert (Oberhausen), Schulz (Union Berlin), Hünemeier (BVB II), sowie Cinar und Rogowski (beide vom Aufsteiger SC Verl).

Koffer vor der Tür: Kronhardt muss gehen Nach dem 16.Spieltag hatte Felix Magath genug. In seiner Funktion als Sportdirektor entließ der Chefcoach des VfL Wolfsburg II Anfang November Willi Kronhardt, der mit dem Regionalligateam nach acht sieglosen Spielen das Tabellenende zierte. Kronhardt war auch in die Schlagzeilen geraten, weil er angeblich einige seiner Spieler als Möbelpacker bei seinem privaten Umzug zum "Spezialtraining" gebeten hat

Trainerkarussell: Sechs nehmen den Hut

Neben Kronhardt, auf den Bernd Hollerbach folgte, fielen fünf weitere Übungsleiter den gefährdeten Saisonzielen zum Opfer. So musste Düsseldorfs Uwe Weidemann trotz Platz drei gehen, damit das Glück zur Fortuna zurückkehrt. Dasselbe Schicksal ereilte Uwe Erkenbrecher in Lübeck (Nachfolger: Uwe Fuchs) sowie Rastislav Hodul bei Aufsteiger Babelsberg (Dietmar Demuth). In Dresden löste Dynamo-Urgestein Ede Geyer den glücklosen Norbert Meier ab. Beim 1.FC Magdeburg war das Engagement von Dirk Heyne vor gut einer Woche beendet - Paul Linz darf beim ehemaligen Europacup-Sieger sein Glück versuchen. Fairplay: Braves Ahlen, böses Wolfsburg

Die Unparteiischen verhängten 53Platzverweise (24 Rote und 29 Gelb-Rote Karten). Spitzenreiter in dieser Kategorie ist der VfL Wolfsburg II mit viermal Rot und zwei Ampelkarten. Gleich dahinter folgen Kickers Emden (3/2) und Fortuna Düsseldorf (2/3). Ganz brav: Als einziges Team blieb Rot-Weiss Ahlen ohne jede Hinausstellung. Und zur Vervollständigung: Exakt 833-mal griffen die Schiedsrichter zum Gelben Karton.

Thorsten Nehrbauer (hinten)

Thorsten Nehrbauer kämpfte nicht immer mit fairen Mitteln und flog dreimal. imago

Wilder Kerl: Nehrbauer fliegt dreimal

Von den fünf Hinausstellungen bei Kickers Emden fallen gleich drei auf Neuzugang Thorsten Nehrbauer, der seine Vorbildfunktion fast schon mit Füßen tritt. Von 20 Saisonspielen war "Nehre" 14-mal dabei, fehlte sechsmal aufgrund einer Sperre. Besonders kurios: Nachdem er gegen Oberhausen wegen einer Tätlichkeit rot sah, musste Nehrbauer vier Spiele pausieren. Als er gegen Braunschweig wieder ran durfte, flog der Routinier nach 34Minuten erneut - nun mit gelb-rot.

Heimkomplex: "V" wie Verl & Verlieren

Das Stadion an der Poststraße ist wahrlich keine Festung. In zehn Heimpartien erzielte der SC Verl gerade einmal fünf Punkte, siebenmal schlich der Aufsteiger geschlagen vom Platz. Nur gut, dass die Mannschaft von Trainer Mario Ermisch gerne auf Reisen geht: In der Fremde schaffte sie bis dato immerhin vier Dreier.

Aufstiegsrennen: FC St.Pauli als Vorbild

Zwischen RW Erfurt auf Aufstiegsrang zwei und dem Neunten Union Berlin liegen gerade einmal drei Punkte. Bis zu RW Ahlen (Rang elf) sind es auch nur sieben Zähler. Zum Trost für einige Abgeschlagene sei an den FC St. Pauli erinnert. Die Hamburger hechelten nach dem 21.Spieltag der Vorsaison auf Rang13 ganze acht Punkte hinter den Aufstiegsrängen her. Mittlerweile bebt das Millerntor in der 2.Liga Eine Siegesserie zur rechten Zeit und die scheinbar abgeschlagenen Vereine können das Feld von hinten aufräumen - genauso wie eine Schwächephase einen Absturz in die Viertklassigkeit bedeuten kann. Spannung bis in den Frühsommer hinein ist also garantiert.

Martin Bauer