Int. Fußball

Zwolles Görlich im kicker-Interview

Eredivisie-Aufsteiger Görlich im Gespräch

"Hier versuchen auch die kleineren Klubs, Lösungen mit dem Ball zu finden"

Möchte früher oder später definitiv wieder nach Deutschland zurückkehren: Luis Görlich.

Möchte früher oder später definitiv wieder nach Deutschland zurückkehren: Luis Görlich. IMAGO/Pro Shots

Herr Görlich, mit PEC Zwolle ist der Aufstieg in die Eredivisie geglückt. Ihr bislang größter Erfolg im Fußball?

Ja, auf jeden Fall. Es war ja mein zweiter Aufstieg in Folge. Der Aufstieg mit Braunschweig war auch besonders, jedoch war es mit Zwolle nochmals etwas komplett anderes. Ich hatte mehr Spielzeit und dadurch mit acht Scorerpunkten auch einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg. Erfolge als Team zu haben und dabei auf dem Platz zu stehen, ist natürlich einfach besser.

Fühlte sich der Wechsel von einem deutschen Zweitliga-Aufsteiger, noch dazu einem Traditionsklub, zu einem niederländischen Zweitligisten vor einem Jahr wie ein Rückschritt an?

Nein, denn es ging für mich darum, auf höchstmöglichem Niveau Spielpraxis zu sammeln. Dass es dann in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht als Rückschritt wahrgenommen wurde, war für mich nicht wichtig. Dazu kommt, dass PEC Zwolle immer ein volles Stadion und überragende Fans hat. Sie waren aus der Eredivisie abgestiegen und neben dem Wiederaufstieg lag der volle Fokus auf der Entwicklung von jungen Spielern. Für mich die richtige Wahl.

Wenn Sie die Niveaus der Ligen vergleichen: Wo würden Sie die 2. Liga der Niederlande in Deutschland ansiedeln?

Grundsätzlich kann man sagen, dass es Vereine gibt, die im unteren Drittel der 3. Liga anzusiedeln wären. Andererseits gibt es Klubs, die Zweitliga-Strukturen haben und auch dafür die Qualität haben. Jedoch sind Fokus und die Spielidee einfach anders. In den Niederlanden versuchen auch die kleineren Klubs, Lösungen mit dem Ball zu finden.

Kann es für PEC als kleinen Klub im nächsten Jahr nur das logische Ziel Klassenerhalt geben?

Auf jeden Fall ist unser Ziel der Klassenerhalt. Aber wir werden das trotzdem mit unserem offensiven und aggressiven Spielstil angehen. Wir werden auch weiterhin intensives Pressing spielen, dabei Lösungen mit Ball suchen und wollen eine gute Rolle spielen.

Wie schwer war es, nach einem Jahr mit kaum Spielpraxis in Braunschweig in Zwolle direkt als Stammspieler gefragt zu sein?

Das war für mich das ideale Szenario. Mir persönlich war früh klar, dass der Trainer in Braunschweig nicht auf mich setzt. Deswegen habe ich aber nicht aufgegeben und weiter hart trainiert. Ich konnte trotz der geringen Spielpraxis von meinen Teamkollegen viel lernen. Dass ich direkt so gut in die Saison gestartet bin, hat mich einfach nur gefreut und mich auch darin bestätigt, dass mehr in mir steckt als das, was ich zeigen durfte.

Nichtsdestotrotz haben Sie nur etwas mehr als die Hälfte der Partien als Startelfkraft absolviert. Ist das Ihr ganz persönliches Ziel nächste Saison: Stammkraft in der Eredivisie zu werden?

Eine Frage der Sichtweise. Die erste Saisonhälfte lief für mich persönlich top. In der zweiten Saisonhälfte haben wir taktisch etwas anders gespielt, aber ich hatte auch da immer wieder Spiele, in denen ich auch meine Leistung gebracht habe. Für mich persönlich war es trotzdem nicht zufriedenstellend, weniger Spielzeit zu bekommen als in der Hinrunde. Auf jeden Fall ist das Ziel, Stammkraft zu sein. Das ist auch mein Anspruch. Ich denke, dass meine Art zu spielen in der Eredivisie mehr gebraucht wird. Wir werden, trotz unseren Prinzipien, in Spielen auch mal mehr Struktur und defensive Qualitäten brauchen und gleichzeitig muss ich dann auf meiner Position als Wingback oder Außenverteidiger mit meinen Tiefenläufen und Qualitäten im letzten Drittel für Entlastung sorgen. Trotz alledem gilt, mich in der Vorbereitung gut zu präsentieren und alles dafür zu tun, um nächstes Jahr wieder Stammspieler zu sein.

Ist das langfristige Ziel dennoch eine Rückkehr nach Deutschland?

Das ist ein klares Ziel von mir. Dafür werde ich alles tun. Mein letztes Profijahr in Deutschland war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es gab schon im Winter lose Anfragen und auch jetzt gibt es Gespräche. Es muss natürlich immer einiges passen und ich fühle mich bei PEC Zwolle sehr wohl und werde geschätzt. Ich habe aber quasi noch eine Rechnung mit mir selbst offen, um mir zu beweisen, dass ich meine Spielweise auch in Deutschland auf höchstem Niveau auf den Platz bringen kann.

Interview: Georg Holzner