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Haare, Hacke, Gehaltsverzicht: Fernando Redondo wird 50

Champions-League-Sieger mit Real Madrid und AC Mailand

Haare, Hacke, Gehaltsverzicht: Fernando Redondo wird 50

Eleganter Stratege mit einem Hang zum Besonderen: Fernando Redondo wird 50.

Eleganter Stratege mit einem Hang zum Besonderen: Fernando Redondo wird 50. imago images

Profi-Einstand bei den Argentinos Juniors, wo schon Diego Maradona seinen Durchbruch gefeiert hatte: 1985 debütierte der erst 16-jährige Redondo, der im selben Jahr mit der U-17-Nationalmannschaft Südamerikameister wurde, bei den Erwachsenen - und machte sich bald einen Namen. Von Redondo versprach man sich etwas. 1990 verzichtete der Youngster wegen seines Studiums und Zweifeln an den eigenen Einsatzzeiten aber noch auf die WM-Teilnahme - Wochen später holte ihn Landsmann Jorge Valdano, seines Zeichens Trainer von CD Teneriffa, über den Atlantik in die Primera Division.

Titelgarant im Nationaldress

In diesen Jahren wurde der groß gewachsene Linksfuß endgültig zum Nationalspieler, unter Trainer Alfio Basile sogar zum Leistungsträger im defensiven Mittelfeld. Wo er nicht nur clever gegen den Ball agierte, sondern mit hoher Spielintelligenz auch das Spiel seiner Mannschaft aufzog. Beim Gewinn des Confed Cups 1992 wurde Redondo zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet; auch in der Albiceleste, die ein Jahr später bei der Copa America siegreich war, zog er die Fäden.

Spielersteckbrief Redondo
Redondo

Redondo Fernando

Argentinos Juniors - Vereinsdaten
Argentinos Juniors
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CD Teneriffa - Vereinsdaten
CD Teneriffa

Gründungsdatum

08.08.1922

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Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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AC Mailand - Vereinsdaten
AC Mailand

Gründungsdatum

16.12.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz

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So klopfte 1994 mit Real Madrid eine absolute Größe des Weltfußballs an - Förderer Valdano, einst selbst Real-Profi, nahm seinen 25-jährigen Strategen mit in die spanische Hauptstadt. Direkt feierten die Blancos nach vier Jahren Abstinenz die Meisterschaft, schnell entwickelte sich Redondo zu einem königlichen Schlüsselspieler.

Passarellas Marotten - Redondo weigert sich

Gegenläufig veränderte sich seine Situation in der Nationalmannschaft: Nach der WM 1994 übernahm 1978er-Weltmeisterkapitän Daniel Passarella an der Seitenlinie - und führte manch skurrile Regel ein. Er verlangte unter anderem, dass sich alle Spieler die Haare kurz schneiden. Redondo, der sie meist schulterlang trug, erklärte sich nicht dazu bereit - der engstirnige Passarella verzichtete bis inklusive der WM 1998 auf seinen Star.

Der Verband griff nicht entscheidend ein, das Tischtuch mit der Albiceleste war zerschnitten: Selbst als Passarella-Nachfolger Marcelo Bielsa wieder auf Redondo setzen wollte, entschied sich dieser ab 1999 endgültig dazu, sich nur auf den Vereinsfußball zu konzentrieren und trat nach 28 Länderspielen zurück. Ohne Redondo gewann eine goldene argentinische Generation um Gabriel Batistuta, Hernan Crespo, Ariel Ortega, Javier Zanetti, Juan Sebasitan Veron oder Diego Simeone keinen weiteren Titel.

Was hat dieser Spieler in seinen Schuhen? Einen Magneten?

Sir Alex Ferguson

Die Konzentration auf Real Madrid sollte Redondo um die Jahrtausendwende den besten Fußball seiner Karriere spielen lassen: Nach 1998 gewannen die Königlichen auch 2000 die Champions League, für den berühmtesten Moment der Saison sorgte Redondo: Im Viertelfinal-Rückspiel bei Manchester United tunnelte er Gegenspieler Henning Berg im Dribbling mit der Hacke hinter dem Standbein, von der Grundlinie bediente er mustergültig Raul, der nur noch einschieben musste. Selbst die englische Presse geriet bei "the backheel of Old Trafford" ins Schwärmen, die Spanier feierten "El Taconazo" (tacon = Ferse). "Was hat dieser Spieler in seinen Schuhen? Einen Magneten?", resignierte United-Coach Sir Alex Ferguson nach der Partie. Die UEFA wählte Redondo 2000 zum Klub-Fußballer des Jahres.

Gegen seinen Willen - Verletzungspech in Mailand

Was nur Wochen später geschah, sorgte in Madrid für empörte Ausschreitungen: Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft verkaufte Real den 30-jährigen Argentinier gegen seinen Willen an Interessent AC Mailand. Real gewann in den Folgejahren zwar zwei weitere Meisterschaften und einmal die Königsklasse - die offensivlastigen "Galaktischen" dominierten Europas Fußball ob der Verkäufe ihrer Stabilisatoren wie Redondo oder später Claude Makelele aber wesentlich kürzer als gedacht.

Redondo selbst feierte in Mailand ebenfalls weitere Erfolge, schwere Knieverletzungen verbannten ihn jedoch fast durchgehend auf die Tribüne. Große Anerkennung erhielt der Argentinier, als er sich deswegen dazu entschied, bis zu seinem Comeback auf sein Gehalt zu verzichten. Erst zweieinhalb Jahre nach seiner Ankunft in Italien debütierte Redondo für die Rossoneri, wirklich Fuß ließ ihn sein geschundener Körper in der Modestadt nie fassen.

Als er 2003 in einem Champions-League-Spiel bei Real Madrid eingewechselt wurde, applaudierte ihm das Bernabeu lautstark. 2004 beendete Fernando Redondo seine abwechslungsreiche, am Ende aber leidgeprägte Karriere. Heute feiert "El Principe" runden Geburtstag.

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