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Goden: "Früher war ich etwas grün hinter den Ohren"

Ehemaliger Bundesligaspieler zündet in Düren

Goden: "Früher war ich etwas grün hinter den Ohren"

Kam im Winter nach Düren: Kevin Goden (Nr. 16)

Kam im Winter nach Düren: Kevin Goden (Nr. 16) IMAGO/Brauer-Fotoagentur

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Bei seinem letzten Bundesliga-Einsatz für den 1. FC Nürnberg im Februar 2019 (1:1 gegen Werder Bremen) war Kevin Goden mit 33,45 Kilometern pro Stunde schnellster Spieler auf dem Feld. Für Goden ein vertrautes Gefühl: "Mir ist noch nie jemand wirklich davongelaufen." Schon als Teenager sei er die 100 Meter unter elf Sekunden gerannt. "Als Kevins Gegenspieler wünscht man sich die Einführung einer Tempo-30-Zone auf dem Platz", sagt Mario Weber.

Und nicht nur Dürens Kapitän bewundert Godens Topspeed, sondern auch sein Trainer. "Das ist eine Gabe", sagt Boris Schommers. "Ich kann mich nur an einen Spieler erinnern, der es in dieser Hinsicht mit Kevin aufnehmen konnte: Lukas Klünter." Der Rechtsverteidiger durchlief in der Jugend ebenso wie Goden die Schommers-Schule beim 1. FC Köln und steht heute beim Zweitligisten Arminia Bielefeld unter Vertrag. Sein eingebauter Turbo bescherte Klünter 77 Bundesliga-Einsätze für den FC und Hertha BSC.

Auch für den inzwischen 24-jährigen Goden ging es mit Tempo auf die Überholspur: In seiner ersten Senioren-Saison 2018/19 lief er fünfmal in der Bundesliga auf. Unter dem Nürnberger Co-Trainer Schommers wohlgemerkt. Im Spiel beim FC Bayern (0:3) wurde der nominelle Rechtsverteidiger kurzerhand zum Flügelstürmer umfunktioniert. Eine Rolle, die Goden heute bevorzugt ausfüllen darf.

"Gegen die Bayern musste ich trotzdem 90 Minuten verteidigen", erinnert sich Goden primär an die Duelle mit David Alaba und Franck Ribery. Und der damalige Youngster sollte in der Allianz-Arena sogar doppelt leer ausgehen: "Ich habe Joshua Kimmich im Kabinentrakt nach einem Bayern-Trikot gefragt, aber da waren längst alle vergeben."

Als Michael Köllner im Februar 2019 entlassen und Schommers zum Nürnberger Cheftrainer befördert wurde, bremste Goden wiederum eine Muskelverletzung aus. Dem Abstieg und dem Schommers-Aus folgte eine einjährige Leihe nach Braunschweig, die letztlich zwar im Zweitliga-Aufstieg mündete, den Saisonendspurt verpasste Goden (acht Einsätze) aber wegen einer Schulterverletzung. Und sein Pech hielt an: Nach drei Partien für den 1. FC Nürnberg II brachte die Pandemie den Spielbetrieb in der Regionalliga Bayern zum Erliegen. Erst im Sommer 2021 nahm Godens Karriere wieder Fahrt auf, mit dem Wechsel zu Drittligist 1860 München.

"Kevin blüht richtig auf"

Trotz zweifacher Corona-Erkrankung verbuchte der Flügelflitzer 23 Saisonspiele (drei Tore). Dennoch wurde er anschließend aussortiert. Von Köllner, der ihn in Nürnberg zum Profi gemacht und nach München gelotst hatte. "Das war ein Schock", erklärt Goden. Ein halbes Jahr lang hielt er sich bei der Löwen-Reserve (5. Liga) fit, ehe im Winter der Anruf von Schommers kam: "Nach zwei Telefonaten stand für mich fest: Ich will nach Düren. Damals wie heute spüre ich das Vertrauen des Trainers." Und das zahlt Goden zurück. Nicht zuletzt dank ihm gab es zuletzt drei Siege in Folge.

"Kevin blüht richtig auf", sagt Schommers. "Er ackert viel, hat die letzten vier Partien durchgespielt und packt selbst in der Nachspielzeit wichtige Sprints aus." Es ist auch das Ergebnis eines Reifeprozesses. "Früher war ich etwas grün hinter den Ohren", räumt Goden ein. "Aber ich habe gelernt, meinen Körper zu pflegen und bin endlich verletzungsfrei." Auch deshalb hat der gebürtige Bonner eine Rückkehr ins Profigeschäft "noch nicht abgeschrieben". Vorerst konzentriert er sich aber auf die Mission Klassenerhalt: "Ich habe zuletzt einige Großchancen vergeben, aber keine Sorge: Ich weiß immer noch, wo das Tor steht."

Früher war ich etwas grün hinter den Ohren. Aber ich habe gelernt, meinen Körper zu pflegen und bin endlich verletzungsfrei.

Kevin Goden

Sein bislang einziger Treffer im Duell mit Oberhausen (3:1) war ein Akt des Willens. Nach einem Rückpass auf Daniel Davari zündete "Roadrunner" Goden plötzlich den Turbo und zwang den RWO-Keeper zum Pressschlag - 2:0. "Mein Trainer wollte mich schon zurückpfeifen", erklärt er diese Szene. "Aber die Überrumpelungstaktik ist aufgegangen. Ich habe meinem Instinkt und Antritt vertraut und dann zugeschlagen."

Tim Miebbach

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