Europa League

Gerrard, Ramsey, ein Unterschätzter: Balogun über die Rangers

Verteidiger spricht im kicker über den BVB-Gegner in der Europa League

Gerrard, Ramsey und ein Unterschätzter: Balogun erklärt die Rangers

Old-Firm-Energie: Leon Balogun gegen Celtics-Rivale Daizen Maeda (re.).

Old-Firm-Energie: Leon Balogun gegen Celtics-Rivale Daizen Maeda (re.). SNS Group via Getty Images

Leon Balogun kann sich noch ziemlich genau an seine letzte Begegnung mit Borussia Dortmund erinnern. "In Mainz war das, oder?", fragt er im Gespräch mit dem kicker. "Haben wir 0:2 verloren?"

Im Dezember 2017 kassierten Balogun und der FSV beim 0:2 gegen den BVB bereits die achte Niederlage im 16. Ligaspiel. "Es herrschte auf jeden Fall ein bisschen Unruhe", blickt Balogun zurück. "Einige unserer eigenen Fans haben uns, glaube ich, ausgepfiffen."

Rund viereinhalb Jahre später findet das Wiedersehen mit und in Dortmund unter anderen Voraussetzungen statt. Balogun ist inzwischen Stammspieler in Glasgow, beim schottischen Meister Rangers. Und der BVB wird nicht mehr von Peter Stöger trainiert. Oder von Lucien Favre oder Edin Terzic.

"Ich bin grundsätzlich sehr optimistisch eingestellt", sagt Balogun vor dem Hinspiel im Signal-Iduna-Park, das er wegen einer am Wochenende im Ligaspiel erlittenen Verletzung allerdings verpassen wird. Anders als das Ibrox-Stadium eine Woche später wird die Arena in Dortmund am Donnerstag nicht ansatzweise ausverkauft sein. Verständnis hat Balogun für diese Entscheidung nicht wirklich. "Großbritannien hat, wenn ich mich nicht täusche, höhere Fall-Zahlen als Deutschland. Und hier sind die Stadien voll. In den letzten zwei Jahren ist so viel passiert, dass schon ein paar Fragen erlaubt sein sollten."

Gerrard nicht mehr Trainer - "Was ging da ab?"

Zum Beispiel diese: Warum sind die Rangers, immerhin ungeschlagener Meister, gerade nur Zweiter? Und warum heißt der Trainer nicht mehr Steven Gerrard, sondern Giovanni van Bronckhorst?

"Joa", antwortet Balogun und schnauft erstmal. "Was ging da ab?"

Eigentlich ist die Antwort gar nicht so schwer. Nachdem Dean Smith Anfang November als Trainer bei Aston Villa entlassen worden war, fiel die Nachfolge-Wahl auf Steven Gerrard, der die neue Herausforderung gerne annahm und seinen ersten Trainerposten in der Premier League antrat. "Es ist ja mittlerweile für viele klar, dass er irgendwann 'nach Hause' geht und Liverpool-Trainer wird", prophezeit Balogun, für den klar war, "dass es da noch einen Zwischenstopp geben musste, und da war Aston Villa eine sehr gute Möglichkeit".

"Van Bronckhorst als Nachfolger auch nicht so schlecht"

Pierre-Emerick Aubameyang  im Duell mit Leon Balogun im August 2016

Anno 2016: Leon Balogun beim Gastspiel mit Mainz 05 beim BVB um Pierre-Emerick Aubameyang. Borussia Dortmund via Getty Images

Böse war Gerrard in Glasgow niemand, vielmehr enttäuscht. Aber nicht vom Trainer an sich, sondern über dessen Wechsel. "Weil es einfach schade war. Steven Gerrard hat hier in Glasgow drei Jahre lang eine Mission gehabt, etwas aufgebaut, herausragende Arbeit geleistet. Ich bin hier 2020 nach einer eher schwierigen Zeit in meiner Karriere hingekommen, und was Gerrard und sein Team mir für ein Selbstvertrauen gegeben haben, war unfassbar."

Schnell fügt Balogun grinsend ein "aber" an. "Wenn du einen Giovanni van Bronckhorst als Nachfolger bekommst … ist auch nicht so schlecht."

Drei Monate ist der Niederländer jetzt im Amt und hat weder am 4-2-3-1-System noch an der Ausrichtung großartig etwas verändert. "Aber du merkst, wie wichtig es ihm ist, den Spielern seine Idee zu vermitteln." Die vor allem Ballbesitz beinhaltet. "Er hat selbst für den Klub gespielt und versteht zu hundert Prozent, was verlangt wird. Und das fordert er auch von uns ein. Da entsteht langsam was, aber das braucht Zeit."

Klatsche im Old Firm - Kantersieg gegen die Hearts

Einen kleinen Tiefschlag mussten Balogun und Co. vor rund zwei Wochen im Old Firm hinnehmen, als Celtic schon zur Pause 3:0 führte und durch den klaren Heimsieg am Erz- und Stadtrivalen vorbeizog. "Es hat wehgetan", gibt Balogun zu, hebt aber auch das anschließende 5:0 gegen Hearts hervor. "Eine bessere Reaktion kannst du gar nicht liefern. Das gibt uns Aufwind."

Das wird ein hartes Spiel, aber wir gehen da mit der Einstellung rein, dass wir weiterkommen können.

Leon Balogun vor dem Duell mit dem BVB

Den brauchen die Rangers gegen einen mitunter schwer einzuordnenden BVB auch. "Das wird ein hartes Spiel", weiß Balogun, aber "wir gehen da definitiv mit der Einstellung rein, dass wir weiterkommen können".

Auch wenn auf der Gegenseite mit Erling Haaland laut Balogun "dieses neue Phänomen in der Sturmwelt des Fußballs" wartet. "Es gibt bei denen genug Spieler, die ihre Klasse auch auf internationaler Bühne nachgewiesen haben. Ich kann mir vorstellen, dass viele uns als Underdog sehen, aber wenn du nicht in diese Spiele reingehst und denkst, dass du sie gewinnen kannst, hast du in dem Wettbewerb meiner Meinung nach gar nichts verloren. Wir müssen einen sehr, sehr guten Tag erwischen, aber das wird sicherlich kein Selbstläufer für die Dortmunder."

Der BVB muss auf Kent und Morelos achten

Worauf der BVB gefasst sein muss? "Wir sind ein Team, das gerade über die Flügel immer wieder für Gefahr sorgen kann, weil wir da viel Tempo mitbringen." Über Liverpool-Eigengewächs Ryan Kent beispielsweise, der "immer wieder für Aufsehen sorgt". Aufpassen sollten Mats Hummels und Manuel Akanji auch auf Alfredo Morelos. "Er ist jemand", erklärt Balogun, "der auf den ersten Eindruck gerne unterschätzt wird, den man aber erstmal in den Griff kriegen muss".

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Und dann wäre da ja noch Deadline-Day-Neuzugang Aaron Ramsey, der bei Juventus nicht mehr gebraucht wurde. "Man merkt gleich, dass er von Arsène Wenger geprägt wurde", lobt Balogun. "Er ist immer anspielbar, hat ein sehr gutes Spielverständnis, ein gutes "football brain", wie wir auf der Insel sagen. Ein begnadeter, torgefährlicher Box-to-Box-Spieler. Ramsey kann für uns ein guter Taktgeber sein mit seiner Erfahrung, besonders in europäischen Spielen. Und auch abseits des Rasens eine sehr angenehme Persönlichkeit, er hat sich sehr gut eingefügt."

Besonders hervorheben will Balogun aber eigentlich niemanden, denn so gut mancher Einzelspieler auch ist: "Wir funktionieren als Einheit."

Mario Krischel

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