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Tasmania und Blau-Weiss 90 Berlin bilden Kooperation

Blau-Weiß 90 zieht sich aus der Oberliga zurück

Gemeinsame Sache: Tasmania und Blau-Weiß 90 Berlin bilden Kooperation

Trägt in der kommenden Saison das Wappen der Tasmania: Marco Gebhardt

Trägt in der kommenden Saison das Wappen der Tasmania: Marco Gebhardt imago images/Matthias Koch

Wenn am 20. Spieltag in der NOFV-Oberliga Nordost Tasmania Berlin und Blau-Weiß 90 Berlin zum zweiten Mal in der Saison 2022/23 aufeinandertreffen, stehen sich die Spieler beider Mannschaften wohl letztmalig als Konkurrenten gegenüber. Denn in der kommenden Saison wird ein Großteil dieser Akteure mit den gleichen Trikots auflaufen. Die beiden Berliner Traditionsvereine werden miteinander kooperieren. Diese Zusammenarbeit bestätigte Almir Numic, Vorsitzender von Tasmania Berlin, gegenüber dem kicker. Damit machen zwei ehemalige Bundesligisten aus der Hauptstadt in Zukunft gemeinsame Sache. "Wir haben einen ganz klaren Plan", sagt Numic. "Es gilt aber das Credo, dass wir zusammenarbeiten, aber auch weiterhin nebeneinander existieren. Da gibt es keine Löschung im Vereinsregister." Schließlich sprechen beide Klubs explizit und unisono von einer Kooperation und nicht von einer Fusion.

Das Erfolgsrezept

Demnach wird Blau-Weiß 90 seine erste Mannschaft aus der 5. Liga zurückziehen und ab der kommenden Spielzeit nur noch in der Berlin-Liga auflaufen - also freiwillig eine Spielklasse tiefer agieren als bisher. Der Kern des aktuellen Teams von Blau-Weiß soll nach dem Rückzug wechseln und den derzeitigen Liga-Konkurrenten Tasmania verstärken. Numic spricht von den besten "acht bis zehn Spielern". Allerdings sollte Tasmania zuvor noch den Klassenerhalt in der NOFV-Oberliga Nord schaffen. Auch das künftige Berlin-Liga-Team der Blau-Weißen gehört zu dem geplanten Konstrukt. "Es soll eine Art U-23-Mannschaft werden, in der wir talentierte Spieler dann entwickeln können, die nicht sofort den Sprung in die erste Mannschaft schaffen", sagt Numic, "wir wollen nicht mehr so viel auf externe Spieler setzen."

"Wir haben schon Pläne für den Fall eines Aufstieges in die Regionalliga"

Almir Numic, Vorsitzender von Tasmania Berlin, muss an einigen Stellschrauben drehen

Als Gründe für die Zusammenarbeit führt der Tasmania-Vereinsvorsitzende vor allem wirtschaftliche und infrastrukturelle Faktoren an. Denn im Volkspark Mariendorf, der Heimspielstätte von Blau-Weiß, ist Regionalliga-Fußball nicht möglich. Dabei ist dies das erhoffte Ziel. Die Voraussetzungen sind dafür im Werner-Seelenbinder-Sportpark, dem Stadion von Tasmania im Bezirk Neukölln, deutlich besser, wenngleich auch dort die Tauglichkeit für die Regionalliga noch hergestellt werden müsste. In der Vorsaison, als Tasmania noch selbst Regionalligist war, mussten die Heimspiele im Stadion Lichterfelde ausgetragen werden. Erste Arbeiten im Seelenbinder-Sportpark wurden bereits angeschoben. "Wir haben schon Pläne für den Fall eines Aufstieges in die Regionalliga", sagt Numic, der seit Mai 2020 als Vorsitzender von Tasmania agiert. Zudem fehlt Blau-Weiß 90 der sportliche Unterbau, während Tasmania alle Nachwuchs-Altersklassen besetzen kann. "Die G-Jugend ist die wichtigste Mannschaft von allen im Nachwuchs. Das sind unsere zukünftigen Spieler im Herrenbereich", sagt der Tasmania-Vorsitzende.

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Ein Sportlicher Leiter, der namentlich aber noch nicht feststeht, soll dann gemeinsam mit den beiden Trainern die jeweiligen Mannschaften bestücken - immer unter Berücksichtigung der Zielstellung im jeweiligen Team. Der ehemalige Profi Marco Gebhardt (Frankfurt, Cottbus 1860 München, Union Berlin), der aktuell Blau-Weiß 90 trainiert, soll demnach Tasmania in der nächsten Spielzeit in der Oberliga coachen - gemeinsam mit Assistent Damir Bektic, der aktuell noch Trainer von Tasmania ist. Der 25 Jahre alte Bektic, mit der U 19 von Hertha BSC in der Saison 2014/15 DFB-Pokalsieger, musste seine eigene Karriere aufgrund des vierten Mittelfußbruchs frühzeitig beenden. "Es soll eine klare Hierarchie geben", sagt Numic, "für Blau-Weiß 90 suchen wir noch nach einem Trainer, der als Ausbilder agieren kann und auch mit der Mentalität der Neuköllner Spieler zurechtkommt."

Doch alleine konnten Numic, Blau-Weiß-Vereinschef Michael Meister und Hussein Ahmad als 2. Vorsitzender der Tasmania die Pläne nicht vollziehen. Bei einer außerordentlichen Versammlung musste sich das Trio die Zustimmung der Mitglieder für diese richtungsweisende Entscheidung holen. Dabei gab es vorher vor allem kritische Töne der Anhängerschaft von Blau-Weiß, "während es bei uns fast einstimmig war", so Numic. Damit kann die Kooperation offiziell am 1. Juli 2023 starten - einen Vorgeschmack gibt es bereits am 12. Februar 2023 beim direkten Duell in der Oberliga.

Matthias Schütt