Am Ende wusste Peter Bosz nicht so recht, was er sagen sollte. "Es hätte auch 12:6 ausgehen können", sagte Amsterdams Trainer dem niederländischen Sender "RTL7". Später erklärte Bosz aber auch: "Es hätte auch 8:4 oder 7:3 ausgehen können."
Tatsächlich hatte seine Mannschaft am Mittwochabend in der Amsterdam-Arena ein Spektakel abgeliefert. Der umtriebige Amin Younes war bei seinen Dribblings auf dem linken Flügel kaum zu bremsen, der frühere Gladbacher und Lauterer krönte seine ansprechende Vorstellung ebenso mit einem Tor wie der stets gefährliche Mittelstürmer Kasper Dolberg. Die beiden gaben gegen Olympique Lyon gemeinsam mit dem Doppeltorschützen Bertrand Traoré ein formidables Angriffstrio ab, das vom dreimaligen Vorlagengeber Hakim Ziyech immer wieder klug in Szene gesetzt wurde.
Wir sollten in der kommenden Woche eine ähnliche Leistung abrufen, um tatsächlich das Finale zu erreichen.
Ajax-Coach Peter Bosz nach dem 4:1 gegen Olympique Lyon
Wenn es schnell ging, war Lyon überfordert und taumelte gerade in der zweiten Halbzeit von einer Verlegenheit in die andere. Am Ende der 90 Minuten stand ein neuer Rekord: Ajax hatte 21 Torschüsse abgegeben. Dass 16 dieser Versuche den Weg auf das Tor von OL-Keeper Anthony Lopes fanden, bedeutet eine neue Bestmarke für die K.-o.-Phase der Europa League.
Spielbericht
Steht Ajax mit einem Bein im Finale?
In Überschwang verfiel Ajax-Coach Bosz dennoch nicht, im Gegenteil: Er schlug zurückhaltende Töne an. Steht seine Mannschaft nach dem 4:1 bereits mit einem Bein im Finale von Stockholm? Bosz wiegelte ab: "Dazu ist Lyon zu gut. Wir müssen in Frankreich nachlegen." Zwar habe seine Elf nun "eine sehr gute Ausgangsposition, aber wir sollten in der kommenden Woche eine ähnliche Leistung abrufen, um tatsächlich das Finale zu erreichen".
In diesem würde Amsterdam auf Celta Vigo oder Manchester United treffen - und hätte die Chance, die Sehnsüchte der Anhänger zu stillen. Längst lechzen die Fans nach einem internationalen Titel, schließlich liegt der vorige eine ganze Weile zurück. Als Ajax letztmals den Champions-League-Titel errang, hieß der Siegtorschütze beim 1:0 gegen Milan: Patrick Kluivert. Auch dies zeigt, wie viel Zeit seit 1995 vergangen ist, denn inzwischen spielt Kluiverts Sohn Justin (17) für Ajax.